Mers-Ausbruch Südkorea steckt 6700 Menschen in Quarantäne

Seoul · Einen Monat nach dem Beginn des Mers-Ausbruchs in Südkorea steigt die Zahl der Opfer unvermindert weiter an: Seit Mittwoch seien drei weitere Patienten gestorben, teilten die Behörden am Donnerstag mit.

Die Zahl der bestätigten Mers-Fälle kletterte auf 165, 17 Erkrankte schwebten in Lebensgefahr. 6700 Menschen standen am Donnerstag unter Quarantäne. Sie befanden sich entweder zuhause oder in Isolierstationen. Mitten in der Krise stärkte die Direktorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, der Regierung demonstrativ den Rücken.

Die Gesundheitsbehörden waren wegen der zunächst schwerfälligen Reaktion auf den Ausbruch kritisiert worden. "Es war zu Anfang ein langsamer Start, doch folgte darauf eine epidemiologische Detektivarbeit von Weltklasse", sagte Chan am Donnerstag vor Journalisten in Seoul. Die WHO sehe den Kampf gegen die Atemwegserkrankung inzwischen "auf einem sehr guten Fundament".

Das hoch entwickelte technische Niveau des Landes erlaube es, die Ausbreitung der Krankheit in Echtzeit zu verfolgen. "Die Reaktion in diesem Land ist sehr rasch verstärkt worden", lobte die WHO-Chefin, die zu einer Internationalen Konferenz von Krankenpflegern in Seoul angereist war. Chan mahnte jedoch, der Mers-Ausbruch in Südkorea werde vermutlich länger dauern, als sich die Menschen erhofften.

Den Behörden war unter anderem vorgeworfen worden, von Mers betroffene Kliniken nicht ausreichend kontrolliert zu haben. So wurden bisher 80 Mers-Kranke, darunter Patienten, Pflegepersonal und Besucher, mit dem Samsung Medical Center in Seoul in Verbindung gebracht, das eines der modernsten und größten Krankenhäuser des Landes ist. Die Klinik hatte den Betrieb am vorigen Wochenende teilweise eingestellt und angekündigt, keine neuen Patienten mehr aufzunehmen.

Der Ausbruch in Südkorea ist der größte außerhalb der arabischen Halbinsel, wo der Erreger erstmals 2012 in Saudi-Arabien nachgewiesen wurde. Die WHO hatte die Situation am Mittwoch als Weckruf bezeichnet und die internationale Gemeinschaft zu Wachsamkeit aufgerufen. Dennoch besteht nach Einschätzung der Organisation kein Anlass für die Ausrufung eines weltweiten Gesundheitsnotstands. Es gebe keinen Beleg für eine dauerhafte Übertragung des Virus in Südkorea außerhalb von Krankenhäusern.

Erster bestätigter Mers-Kranker in dem Land war im Mai ein 68-Jähriger, der von einer Nahost-Reise zurückgekehrt war. Das Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome) gehört wie viele Erkältungsviren und der Sars-Erreger zu den Coronaviren.

(dpa)
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