Aids-Auslöser HI-Virus spielt Immunabwehr aus

Heidelberg · Das HI-Virus nutzt offenbar einen besonders perfiden Weg, um sich auszubreiten und zu vermehren. Dabei nutzt es ausgerechnet Immunzellen als Taxi und Versteck.

Fünf Fragen und Antworten zu HIV und AIDS
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Foto: dpa/Lukas Schulze

Das haben Wissenschaftler aus Heidelberg und Barcelona herausgefunden. Diese sogenannten Dendritischen Zellen binden demnach den Aids-Erreger und transportieren ihn unbeschadet an Abwehrmechanismen vorbei, heißt es in der Studie, die aktuell im Fachmagazin "PloS Biology" erschienen ist.

Dendritische Zellen patrouillieren durch den Körper, nehmen Krankheitserreger auf, verdauen sie und präsentieren Teile der Eindringlinge möglichst vielen anderen Immunzellen. Diese leiten daraufhin gezielte Abwehrreaktionen ein. Beim HI-Virus ist dieser Mechanismus außer Kraft gesetzt: Die Dendritischen Zellen zerlegen den Erreger nicht wie üblich in seine ungefährlichen Einzelteile.

Protein als Schleuse für den Erreger

"Stattdessen präsentieren sie den T-Helferzellen die vollständigen und infektiösen Viren. Durch diese direkten Kontakte kommt es dann zur Infektion einer sehr großen Anzahl von T-Zellen", erklärt Professor Hans-Georg Kräusslich. Die T-Zellen sind das bevorzugte Ziel des HI-Virus. Im Laufe der Infektion werden sie kontinuierlich dezimiert, bis schließlich das Immunsystem versagt. Es kommt zur Immunschwäche Aids.

Die Forscher haben das Protein Siglec-1 auf den Dendritischen Zellen als Andockstation und Schleuse für die HI-Viren identifiziert. Blockierten die Forscher Siglec-1, gelangten kaum noch HI-Viren in die Zellen. Die Übertragung auf T-Zellen war im Experiment gestoppt. Darin sieht Kräusslich einen vielversprechenden Ansatzpunkt für neue Therapien.

(APD/anch)
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