Wetter Warum ist uns bei -1 Grad schon so kalt?

Düsseldorf · Seit Freitag zeigt das Thermometer in Düsseldorf und Umgebung nachts Minusgrade, tagsüber bis zu vier Grad Höchsttemperatur. Eigentlich normales Winterwetter - doch viele schlottern, als herrsche ein artktischer Kälteeinbruch. Warum unser inneres Thermometer so verrückt spielt - und was dagegen hilft.

Die Hände sind rot, der Körper zittert, die Zähne klappern - wer in diesen Tagen vor die Tür geht, empfindet nicht selten eine Art Kälteschock. Eine körperliche Reaktion, die im Winter durchaus normal ist. Doch minus ein Grad am Morgen und etwa plus drei Grad über den Tag, wie sie derzeit in Düsseldorf und Umgebung herrschen, sind gar nicht so extrem.

Wieso schlottern in diesen Tagen trotzdem so viele Menschen? "Um das zu verstehen muss man wissen, dass der Mensch keine Sensoren für die Lufttemperatur hat", erklärt Professor Andreas Matzarakis, Leiter der Medizin-Meteorologie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Freiburg.

"Die Umgebung wird vielmehr in einer Zusammensetzung aus vier Faktoren wahrgenommen: der Lufttemperatur, der Luftfeuchte, der Strahlung etwa von der Sonne oder von Häusern und von der Windgeschwindigkeit." Die subjektive Temperaturempfindung, die aus der Kombination dieser Faktoren entsteht, legt dann fest, wie der Körper auf Raum- oder Außentemperatur reagiert.

Ein und dieselbe Temperatur kann somit als unterschiedlich warm oder kalt empfunden werden. "Sagen wir mal, es sind innen und außen 20 Grad, dann sollte es sich eigentlich gleich warm anfühlen. Ist es jedoch windig, wird es sich für jemanden, der gerade aus dem Haus kommt, kälter anfühlen als innen. Scheint dagegen die Sonne, wird es sich wärmer anfühlen." So entsteht ein Unterschied zwischen realer Temperatur auf dem Thermometer und gefühlter Temperatur des Körpers.

Ebenso wie im Sommer leitet der Körper im Winter Maßnahmen ein, um seine Kerntemperatur von 37,5 Grad Celsius zu wahren. Wird bei Hitze über den Schweiß überflüssige Wärme aus dem Körper ausgeleitet, sorgt ein veränderter Blutfluss im Winter dafür, dass möglichst viel Körperwärme gespeichert bleibt. Die Durchblutung in Armen und Beinen ist dann leicht unterversorgt, dafür werden die zentralen Organe und die Körpermitte besonders gut durchblutet. Dieser natürliche Kälteschutz hat allerdings auch einen ungünstigen Nebeneffekt: zusätzliches Frieren. Die weniger durchbluteten Körperteile sind kälteanfälliger, es kommt zu Gänsehaut und kalten Händen und Füßen.

Trotzdem ist der Mensch dem Dauerfrieren eigentlich nicht ausgeliefert. Studien etwa mit den Inuit, die in arktischen Gebieten leben, zeigen, dass sich das innere Thermometer durchaus an kalte Temperaturen gewöhnen kann. Allerdings braucht es dafür Zeit: "Man spricht von bis zu über einer Woche, bis sich der Körper auf kalte Temperaturen umgestellt hat", sagt der Wetter-Experte. Für diese Umstellung jedoch bietet der Winter 2015/16 in NRW kaum eine Chance.

Ein echtes Problem: Denn stärker als alles andere nimmt das Körperthermometer Unterschiede war. Auf starke Anstiege oder Abfälle der Temperatur reagiert der Körper folglich besonders sensibel. Der Effekt ist aus dem Schwimmbad bekannt: Wer aus einem heißen Becken kommt, der empfindet plötzlich auch lauwarmes Wasser als sehr kalt. Das liegt nur an der starken Wahrnehmung des Temperaturunterschiedes.

Die Wetter-Achterbahnfahrt in NRW geht übrigens weiter. Schon zum kommenden Wochenende hin könnte das Thermometer wieder zwölf Grad zeigen.

Alles zum Jojo-Wetter im Februar 2016 lesen Sie hier.

(ham)
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