Gesundheit Jump, jump!

Düsseldorf · In vielen Gärten stehen Trampoline. Die Eltern sind froh, wenn die Kleinen sich bewegen. Doch es lauern Gefahren für schwere Unfälle.

 Trampolinspringen ist eine beliebte Beschäftigung von Kindern (Symbolbild).

Trampolinspringen ist eine beliebte Beschäftigung von Kindern (Symbolbild).

Foto: Martin Novak/ Shutterstock.com

Sie sehen so unbeschwert aus, so glücklich, sie springen und tollen, sind mit sich im Reinen und brauchen offenbar niemanden, der nach ihnen sieht. Für Eltern scheint das ein entspannter Nachmittag zu werden - bis ein lautes Schreien und Weinen an ihr Ohr dringt. Das Kind ist beim Springen auf dem Trampolin mit voller Wucht auf die Stahlfedern gelangt und hat sich verletzt. Ein unbedenklicher Sport? Schon lange nicht mehr und gewiss auch nie gewesen. Immer häufiger sieht man einen Notarzt im Familiengarten stehen und ein Kind behandeln, das sich auf dem Trampolin verletzt hat. Und längst nicht immer kann es nach der Behandlung zu Hause bleiben.

Die deutschen Orthopäden und Unfallchirurgen kennen solche Unfälle tatsächlich zur Genüge. Und unser Fall ist ein glimpflicher. Viele Verletzungen sind schwerer, manche sogar so schwer, dass sie bleibende Schäden mit sich bringen. Und Todesfälle hat es auch schon gegeben. Deshalb haben sie neulich erneut auf die Gefahren beim Trampolinspringen hingewiesen und auf Verhaltensmaßregeln aufmerksam gemacht. Auf deren Einhaltung sollten Eltern und ihre Kinder achten, damit diese sicher springen und vor allem sicher wieder landen.

Mit der Zahl der Trampoline steigen die Verletzungen

Seitdem vielerorts große Trampoline in privaten Gärten stehen, steigt auch die Anzahl der Verletzungen: Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Prellungen und Platzwunden. Zu den Unfallursachen gehören beispielsweise gefährliche Sprünge wie Saltos, mehrere Kinder auf dem Sprungnetz sowie verwitterte oder gar kaputte Sicherheitsnetze.

 Diese Verletzungen können beim Trampolinspringen entstehen.

Diese Verletzungen können beim Trampolinspringen entstehen.

Foto: ferl

"Das Trampolin ist ein Sport- und kein Spielgerät. Mit dem richtigen Gefahrenbewusstsein und der nötigen technischen Sicherheit lässt sich die Unfallgefahr verringern", sagt Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Generell warnen wollen die Ärzte aber nicht. "Grundsätzlich tut der Springspaß der Stärkung der kindlichen Muskulatur als Ausgleich zum häufig bewegungsarmen Alltag sehr gut", ergänzt Bernd Kladny, Unfallchirurg in Herzogenaurach.

Auf dem Trampolin gelangen Kinder zum Teil meterhoch in die Luft und erreichen erhebliche Sprunggeschwindigkeiten. Schnell können sie dabei die Kontrolle über ihren Körper verlieren. Kommt es dadurch zu einem ungünstigen Aufprall, wirken enorme Kräfte auf den Körper - Verletzungen sind die Folge. Am gefährlichsten sind dabei Stürze auf den Boden, gefolgt von Stürzen auf den Trampolinrand und die Stahlfedern sowie Zusammenstöße mit anderen Kindern. "Besonders verletzungsgefährdet sind Kleinkinder. Das liegt an den noch unzureichend ausgebildeten koordinativen und motorischen Fähigkeiten. Zudem sind ihre Gelenke noch äußerst instabil", sagt der erfahrene Karlsruher Kinderchirurg Peter Schmittenbecher.

Dazu gibt es sogar wissenschaftliche Daten. Eine Studie deutscher Orthopäden und Unfallchirurgen zeigt, dass sich die Zahl der Trampolinunfälle bei Kindern und Jugendlichen seit etwa 15 Jahren mehr als verdreifacht hat. Rund 28 Prozent der Verletzungen infolge eines Trampolinunfalls sind schwer. Dazu zählen Brüche der Arme und Beine sowie der Wirbelsäule. Am häufigsten brechen sich Kinder dabei den Unterarm. Zu den leichten Verletzungen mit einem Anteil von etwa 70 Prozent gehören vor allem Verstauchungen des Sprunggelenkes, Prellungen und Gehirnerschütterungen. Auch Verstauchungen der Wirbelsäule sowie des Hand- und Kniegelenkes treten auf. Zudem zeigt eine aktuelle Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2016, dass das Trampolinspringen bei den Ein- bis Sechsjährigen eine der häufigsten Unfallursachen bei Unfällen ist, bei denen ein Sport- oder Freizeitgerät beteiligt ist.

Das Unfallrisiko steigt, wenn mehrere Kinder springen

Eine Vielzahl von Unfällen entsteht, wenn sich mehrere Kinder auf dem Trampolin befinden. "Jedes Kind hat einen anderen Sprungrhythmus. Springen zwei Kinder gemeinsam, führt das fast zwangsläufig zu unkontrollierten Sprüngen oder Zusammenstößen", sagt der Göttinger Chirurg Christopher Spering. Besonders gefährlich ist dabei, wenn Kinder unterschiedlichen Alters und Gewichts gemeinsam springen. "Durch den Gewichtsunterschied kommt es zu einem Energietransfer, der das leichtere Kind mitunter unkontrolliert durch die Luft fliegen lässt. Auch deshalb gehören Babys und Kleinkinder nicht auf das Trampolin", ergänzt Spering.

Die technische Sicherheit sollte regelmäßig überprüft werden

Kinder sollten beim Springen regelmäßig Pausen einlegen. Verausgaben sie sich, lässt nämlich auch die Körperspannung nach. Die ist für kontrollierte Sprünge aber notwendig. "Nebenbeschäftigungen" sind ebenso problematisch. Wer beim Springen nämlich kaut, riskiert einen Biss in die Zunge. Weiterhin haben Spielzeuge wie etwa Bälle auf dem Trampolin nichts zu suchen, denn sie erhöhen die Unfallgefahr. Ein Ball, der in die Mitte des Trampolins rollt und auf dem das Kind versehentlich landet, kann fatale Folgen haben.

Und nicht vergessen sollten Eltern, die technische Sicherheit des Trampolins regelmäßig zu überprüfen: Trampoline müssen seit 2015 der EU-Norm für Spielzeugtrampoline entsprechen (EN 71-14:2014). Zu den Sicherheitsanforderungen gehören beispielsweise ein Außennetz oder Polsterungen. Oftmals stehen Trampoline über Jahre Sommer wie Winter draußen und sind UV-Strahlung und Kälte ausgesetzt. Verwitterte Netze und Abdeckungen erhöhen jedoch das Sicherheitsrisiko massiv.

(w.g.)
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