Wegen Fitnesstracking Erste gesetzliche Krankenkasse bezuschusst die Apple Watch

Düsseldorf · Fitness-Apps und -armbänder liegen im Trend. Das machen sich auch die Krankenkassen zunutze. So wurde jetzt bekannt, dass es bei zwei Kassen sogar einen Zuschuss für die Apple Watch gibt. Doch Verbraucherschützer sind skeptisch.

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Sie messen den Puls, zählen Kalorien, zeichnen die Jogging-Strecke oder das Fitnessprogramm auf — immer mehr Deutsche nutzen spezielle Armbänder oder Apps, um sich fit zu halten. Auch so manche Krankenkasse ist auf den Zug aufgesprungen und bietet eine eigene Fitness-App an. Nun gibt es sogar Zuschüsse für die Apple Watch.

Die AOK Nordost (sie ist zuständig für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) gewährt als erste gesetzliche Kasse ihren Mitgliedern in jedem zweiten Kalenderjahr einen Zuschuss von maximal 50 Euro zu Pulsmessern oder Fitness-Trackern. Da die Apple Watch ebenfalls über solche Funktionen verfügt, ist sie in die Bezuschussung eingeschlossen, wie chip.de berichtet.

"Dieser Zuschuss wird für sämtliche Geräte gewährt, die Herzfrequenz, Streckenlänge, Höhenmeter, Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch usw. dokumentieren, also für Fitnessarmbänder und Smartwatches — auch die AppleWatch", zitiert das Portal die Kasse. Andere gesetzliche Krankenkassen dürften bald nachziehen.

So gibt es ähnliche Pläne auch bei der Techniker Krankenkasse. Dort sollen Mitglieder für geleistete Vorsorgeuntersuchungen (sie müssen also Bonuspunkte sammeln) künftig statt einer Bargeldprämie Gutscheine von bis zu 250 Euro im Jahr erhalten, berichtet unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf einen Sprecher der Kasse. Und das könne eben auch ein Zuschuss für ein Fitnessarmband sein, wenn sie . Aber noch warte man auf die Genehmigung durch das Bundesversicherungsamt.

Die private DKV hat ebenfalls solch einen Zuschuss schon im Angebot, wie "Die Welt" berichtet. "Die DKV fördert im Jahr 2015 den Kauf eines Fitnessarmbandes oder einer Smartwatch mit 50 Euro pro Versichertem und Gerät. Das Angebot bezieht sich nur auf Versicherte in einigen Tarifen, in denen wir eine sogenannte Aktivprämie für gesundheitsbewusstes Verhalten vorgesehen haben", sagte eine Sprecherin.

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Tim Cook präsentiert die Apple Watch

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Foto: ap

Verbraucherschützer aber sehen hinter dem Zuschuss für die Apple Watch und anderen Fitnesstrackern vor allem eins: eine Marketing-Strategie, um junge Kunden zu halten und zu gewinnen. "Es ist natürlich schwierig festzustellen, ob solche Fitnesstracker tatsächlich eine qualitätsgesicherte Maßnahme zur Vorsorge sind", sagte Kai Vogel, Gesundheitsexperte der Bundesverbraucherzentrale, unserer Redaktion. Zum einen gebe es keine Studien, inwieweit diese wirklich vorsorgend wirken, zum anderen könne nicht sichergestellt werden, ob der Versicherte selbst denn auch wirklich eine solche Uhr oder ein solches Armband nutze. Und der Zuschuss an sich sei auch nicht sehr hoch.

Bezüglich des Datenschutzes bei solchen Fitnesstrackern sind Verbraucherschützer ohnehin skeptisch. "Es handelt sich um sensible Daten im Gesundheitsbereich, die ausgelesen und weitergegeben werden können. Bei privaten Krankenversicherungen gibt es bereits Überlegungen, Mitgliedern aufgrund solcher Daten Prämien zu gewähren oder Tarife günstiger zu machen", so Vogel.

Die AOK Nordost hatte betont, dass die Daten der Fitnesstracker gar nicht an sie weitergeleitet werden. Und auch Experte Vogel sagt, dass die Vorgaben für die gesetzlichen Krankenkassen da viel strenger und Bonusangebote diesbezüglich nicht zulässig seien, wie das Bundesversicherungsamt inzwischen klargestellt habe. Gesetzliche Versicherer dürfen nur in bestimmten Fällen personenbezogene Daten ihrer Mitglieder erheben. Bei privaten Versicherern können die Mitglieder der Erhebung von Daten dagegen vertraglich zustimmen.

Dennoch, so Vogel, seien solche Daten natürlich für alle Krankenkassen, aber auch für Pflege- oder Lebensversicherer interessant, weil der Gesundheitszustand festgestellt wird oder auch Prognosen für die Zukunft gemacht werden könnten. "Wenn man jung ist, kann man vielleicht sparen mit solchen Angeboten, aber wenn man nicht mehr fit ist im Alter, wird so das Prinzip der solidarischen Krankenversicherung aufgebrochen", sagt Vogel.

(das)
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