Gefahr Parodontitis Warum eine gute Zahnhygiene vor Krebs schützen kann

Düsseldorf · Krebs durch Zahnfleischbluten – das klingt unglaublich. Zwei neue Studien aber stellen einen klaren Zusammenhang zwischen einem erhöhten Krebsrisiko und einer zuvor mangelhaften Mundhygiene her. Hier lesen Sie, welche Krebsarten dadurch gehäuft bei Frauen auftreten können, welche bei Männern und warum das so ist.

Zahnfleischbluten erhöht die Gefahr für verschiedene Krebsarten.

Zahnfleischbluten erhöht die Gefahr für verschiedene Krebsarten.

Foto: Shutterstock/zlikovec

Krebs durch Zahnfleischbluten — das klingt unglaublich. Zwei neue Studien aber stellen einen klaren Zusammenhang zwischen einem erhöhten Krebsrisiko und einer zuvor mangelhaften Mundhygiene her. Hier lesen Sie, welche Krebsarten dadurch gehäuft bei Frauen auftreten können, welche bei Männern und warum das so ist.

In unserer Mundhöhle tummeln sich unzählige Bakterien. Das an sich ist kein Problem, werden sie durch eine gute Mundhygiene in Schach gehalten. Bei weniger putzfreudigen Menschen allerdings gerät das Gleichgewicht zwischen gesunden und schädlichen Bakterien aus dem Gleichgewicht. Diese Chance nutzen die Schadbakterien, um ihren Siegeszug im Mundraum anzutreten.

So hoch ist das Krebsrisiko wegen mangelnder Mundhygiene

Neben Karies entstehen dadurch Entzündungen des Zahnhalteapparates, eine sogenannte Parodontitis. Die kann sich bei Männern wie Frauen derart nachteilig auswirken, dass sie das Krebsrisiko potenzierten. Dadurch steigt unter ungünstigen Umständen das Risiko für Frauen Brustkrebs zu bekommen um das bis zu 36-fache. Männer mit Parodontitis leben zum Teil mit einem 45 Prozent höheren Risiko für bestimmte Tumorerkrankungen.

So identifizierten die Wissenschaftler bei Männern, die schon zu Beginn der Studie über Zahnfleischbluten und eine Entzündung des Zahnhalteapparates berichteten, ein um 13 Prozent höheres Risiko, Krebs zu bekommen. Zeigte sich die Parodontitis fortgeschritten und hatten die Untersuchten bereits viele Zähne verloren, kletterte die Wahrscheinlichkeit auf 45 Prozent, so berichtet die Deutsche Krebsgesellschaft. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler nach Auswertung der Daten von Männern aus, die in der Health Professionals' Follow-up Study im Jahr 1986 registriert worden waren. Fast 20.000 von ihnen gaben an Nichtraucher zu sein.

Häufige Krebsarten bei Männern mit Parodontitis

Während der Beobachtungszeit der Studie wurde über 26 Jahre hinweg immer wieder der Zahnstatus der Männer überprüft. Zudem hielten die Wissenschaftler fest, welche Krebserkrankungen im Laufe dieser Zeit auftraten. Da bei Nichtrauchern Prostatakrebs, Darmkrebs und schwarzer Hautkrebs als die drei häufigsten Krebsarten bekannt sind, nahmen die Forscher diese konkret ins Visier und suchten nach einem Zusammenhang zu Parodontitis. Hinweise dafür fanden sie jedoch nicht.

Als auffällig stellten sich hingegen die Tumorerkrankungen heraus die oft durch Rauchen ausgelöst werden. Zu ihnen zählen Lungenkrebs, Blasenkrebs, Krebs des Mundrachens, Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs, Magenkrebs und Leberkrebs. Im Vergleich zu Männern, die weder unter Parodontitis litten und die auch durch die Zahnbettentzündung noch nicht zu viele Zähne verloren haben, war das Risiko für diese Krebsarten um das Zweieinhalbfache erhöht.

Das sehen Forscher als Ursache

Die Studienautoren führen das auf eine Fehlregulation des Immunsystems zurück, die durch den Dauerentzündungszustand des Zahnhalteapparates ausgelöst wird. Ähnlich wie auch bei einer weiteren Studie, bei der Wissenschaftler aus den USA einen Zusammenhang zwischen Brustkrebserkrankungen und Parodontitis ermittelten.

Brustkrebsrisiko schnellt bei Frauen mit Parodontitis hoch

Sind Frauen jenseits der Wechseljahre und haben sie in der Vergangenheit geraucht, wiesen sie laut einer Beobachtungsstudie der University Buffalo ein 36 Mal höheres Risiko für eine Tumorerkrankung der weiblichen Brust auf. Selbst dann, wenn sie innerhalb der letzten 20 Jahre das Rauchen aufgegeben hatten. Bei aktiven Raucherinnen konnten die amerikanischen Forscher um Jo Freudenheim eine um 32 Prozent erhöhte Gefahr ausmachen, wenn sie zeitgleich Parodontitis hatten. Hingegen lag bei Nichtraucherinnen das Risiko nur noch bei sechs Prozent.

Die Wissenschaftler kamen zu diesen Ergebnissen, nachdem sie die Daten von 73.737 Frauen jenseits der Wechseljahre auswerteten, die an der Women's Health Initiative Observational Study teilgenommen hatten.Während der Studiendauer von 6,7 Jahren erkrankten 2.124 der Teilnehmerinnen an einem Mammakarzinom.

Bakterienzusammensetzung im Mund als Ursache

Neben der Menopause scheine laut Freudenheim dabei vor allem das Rauchen ein wichtiger Krebsauslöser zu sein. Seine Gewicht lässt sich durch einen Rauchstopp jedoch offenbar wieder rückentwickeln. "Wir wissen, dass die Bakterien im Mund von derzeitigen und früheren Rauchern sich von der Bakterienbesiedelung bei Nichtrauchern unterscheidet", sagt der Forscher. Nach Vorstellung der Wissenschaftler sind die ungünstigen Erreger im Mund nicht nur für das Entstehen der Parodontitis verantwortlich. Sie können vom Mundraum auch in den Blutkreislauf gelangen und dort weiteren Schaden anrichten.

Schon länger ist bekannt, dass sie sich auf das Immunsystem auswirkt und darum auch in Zusammenhang mit Erkrankungen wie Arteriosklerose, Schlaganfall oder koronare Herzerkrankungen steht. Denn die ständig im Körper kreisenden Entzündungsstoffe bewirken ein Verhärten der Gefäßwände. Das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden steigt bei einem Menschen mit Parodontitis aus diesem Grund auf das Doppelte an.

Wenn Sie wissen möchten, welche anderen Krankheiten von den Zähnen kommen können, lesen Sie hier weiter.

(wat)
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