Parasiten in der Matratze Attacke im Schlaf: Was Bettwanzen anrichten

Dessau · Eigentlich galten sie in Deutschland als nahezu ausgestorben, doch durch die Globalisierung kommen sie mit Reisegepäck und Umzugskartons zurück. Bettwanzen befallen auch in Deutschland Hotels und Wohnungen wieder. Das richten sie an.

Ekelattacke – So besiegen Sie die Bettwanzen
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Ekelattacke – So besiegen Sie die Bettwanzen

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Foto: dpa, Friso Gentsch

Nachts kommen sie zum Blutsaugen aus den Ritzen und Ecken gekrabbelt: Cimex lectularius heißen die Parasiten mit lateinischem Namen, Tapetenflundern im hiesigen Volksmund. Da sie nicht fliegen können warten sie geradezu darauf in Koffern, Mitbringseln, Kartons, CD-Hüllen oder Möbelstücken mitzureisen und ihr neues Domizil zu beziehen. Auf diese Weise wurden sie zur Plage in Vancouver und New York. Früher ein Zeichen mangelnder Hygiene, haben dort mittlerweile die Bettwanzen selbst im noblen Stadtteil Upper West Side Einzug gehalten.

Neben Nordamerika und Australien haben sie längst wieder Dänemark, die Schweiz und Deutschland erreicht. Länder, in denen sie nach dem ZWeiten Weltkrieg nicht mehr existierten. Für professionelle Schädlingsbekämpfer ist das keine Überraschung. Sie beobachten schon seit einigen Jahren einen starken Anstieg. Genaue Zahlen aber gibt es jedoch nicht, da die Wanzen im Unterschied zu Zecken keine Krankheitsüberträger und somit nicht meldepflichtig sind.

Hier verstecken sich die Krabbeltiere

Dass besonders Sachsen-Anhalt als Land der Frühaufsteher im vergangenen Jahr heftig davon betroffen war, birgt eine ironische Note. Schließlich mag niemand gerne länger als nötig sein Bett mit einem Plagegeist teilen. Denn die kleinen Mitbewohner sind alles andere als Schmusetierchen. Mit einem rötlich-braunen Schild und ihren sechs Beinen sehen sie zudem alles andere als so aus, wie man sich einen niedlichen Bettgenossen vorstellen würde. Wird es im Bett aufgrund der Zahl schon vorhandener Artgenossen zu eng, suchen sie sich ab einer gewissen Populationsgröße eine andere Bleibe. Das kann hinter Lichtschaltern sein, unter abstehender Tapete, in Bilderrahmen, Scheuerleisten, kleinen Bodenritzen oder auch beim Nachbarn.

Wie man die Invasion bemerkt

Kleine schwarze Pünktchen auf der Tapete oder dem Bettrahmen verraten sie: Ihr Kotspuren erinnern an Fliegendreck. Doch da, wo sich die nachtaktiven Krabbler breit gemacht haben, ist das meist nicht nur mit dem Auge, sondern auch mit der Nase wahrzunehmen. Über Drüsen sondern sie ein penetrant süßlich riechendes Sekret ab, wenn sie sich gestört fühlen. Schlaflose Nächte bereitet dem Gepiesackten nicht allein dieser Geruch. Der Stoff, den sie absondern, wenn sie ihr Stechwerkzeug durch die menschliche Haut bohren, sorgt für Schlafstörungen oder allergische Reaktionen, die im schlimmsten Fall zu Gefäßentzündungen führen können.

So setzen sie den Menschen zu

Blutunterlaufene und juckende Pusteln oder Quaddeln auf der Haut sind untrügerische Zeichen für den nächtlichen Besuch der Wanzen. Nur drei bis zehn Minuten benötigen sie, um die Menge an Blut aufzunehmen, die sie für ihre weitere Entwicklung brauchen. Anfänglich sind die Stiche der Blutsauger schmerzfrei und leicht zu verwechseln mit denen anderer Stechinsekten. Doch dann beginnt das große Jucken. Wer jetzt kratzt, der fängt sich leicht ein Ekzem ein. Grundsätzlich sind sich die Forscher sicher, dass Bettwanzen keine übertragbaren Krankheiten verbreiten. Nicht geklärt allerdings ist die Frage nach der Möglichkeit einer Infektion mit dem Hepatitis-B-Erreger. Zum Menschen hin finden sie über Körperwärme, Körpergeruch und Kohlenmonoxid. In Ermangelung eines humanoiden Wirts piesacken sie aber auch warmblütige Tiere wie Hunde oder Katzen.

So wird man die Bettwanzen wieder los

Hat man die Plagegeister erst einmal in die eigene Wohnung eingeschleppt, sind sie nur schwer wieder loszuwerden. In ihren Verstecken können sie selbst mit leerem Magen über ein halbes Jahr hinweg überdauern und sind auch, wenn sie gefunden sind, äußerst widerstandsfähig. Temperaturen zwischen fünf und 40 Grad Celsius überstehen sie mühelos. Erst wenn das letzte kleine weiße Ei gefunden und zerstört ist, tritt wieder Ruhe ein.

Dazu ist es nötig, seine Wohnung buchstäblich vollkommen auseinander zu nehmen und das meist mehrfach in regelmäßigen Abständen. Große Gegenstände, müssen meist vom Schädlingsbekämpfer intensiv mit Insektizid behandelt wurden, müssen anschließend dicht in Plastik verpackt entsorgt werden, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden. Nur kleine Gegenstände wie Bilderrahmen oder Stofftiere lassen sich über drei Tage hinweg bei minus 18 Grad Celsius einfrieren. Alternativ kann man den Tieren in der eigenen Saune eine Stunde bei 50 Grad einheizen. Nur solch radikale Maßnahmen töten Eier wie auch Wanzen selbst ab. Allerdings sollte man das, rät das Umweltbundesamt, nicht in Eigenregier übernehmen, sondern dem Kammerjäger die Arbeit überlassen, denn er kennt sich mit dem Problem genau aus.

(wat)
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