Sprechstunde mit Dr. Thilo Patzer Wenn die Schulter schmerzt

Unser Leser Udo F. (56) aus Willich fragt: "Ich habe seit zwei Jahren Schmerzen in der Schulter, doch nun helfen Kortisonspritzen des Hausarztes nicht mehr. Es ist, als ob mein Flügel lahmt."

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Foto: shutterstock/www.royaltystockphoto.com

Thilo Patzer Mit diesen Symptomen stellen sich viele Patienten vor. Oft ist der Grund ein Riss der Sehne an der Schulter, der sogenannten Rotatorenmanschette. Sie besteht aus vier Sehnen mit den zugehörigen Muskeln und stabilisiert, zentriert das Gelenk und hängt den Oberarmkopf frei unter dem Schulterdach auf. So wird die exzellente Beweglichkeit des Schultergelenks ermöglicht.

Die Sehnen setzen am Oberarm-Knochen an. Ähnlich wie beim Auto entsprechen die Muskeln dem Motor, die Sehnen dem Getriebe: Nur die Synergie von intaktem Muskel und intakter Sehne funktioniert. In vielen Fällen reißen die Sehnen durch altersbedingten Verschleiß. Er trifft den einen Patienten früher, den anderen später. An einen Unfall, also ein Trauma, können sich die Patienten meist nicht erinnern. Die Sehnenrisse sind zunächst klein, aber schon schmerzhaft. Dann jedoch wird die Kraft für die Bewegung weniger, und letztlich kann der Oberarmkopf bei großen Rissen nicht mehr im Gelenk zentriert werden - die Funktion wird begrenzt.

Die Sehnenrisse heilen leider in der Regel nicht von allein, sondern müssen genäht werden. Dabei werden die Sehnen mit Fäden, die an einer Bioschraube im Knochen verankert werden, mit speziellen Techniken anatomisch fixiert. Die Naht kann heute bei allen reparablen Sehnen per Schlüsselloch-Chirurgie, mit Kamera und Spezialinstrumenten, erfolgen - die Schulter muss nicht mehr aufgeschnitten werden. Es bleiben danach nur drei bis vier kleine und kaum sichtbare Stiche übrig.

Irreparabel sind die Sehnen, wenn sie zu weit zurückgezogen sind und die Muskulatur degeneriert ist. Dann sind sogenannte Muskelersatz-Plastiken möglich. Aber soweit muss es wirklich nicht kommen. Je früher ein Sehnenriss erkannt wird, umso besser lässt er sich behandeln. Der Experte kann den Sehnenriss per Ultraschall diagnostizieren, zur Beurteilung der Muskelqualität ist jedoch oft ein MRT nötig. Das konventionelle Röntgenbild hat aber auch noch absoluten Stellenwert, vor allem, um die Gelenkzentrierung oder einen Knochensporn darzustellen, der die Oberfläche der Sehne aufreiben kann.

Das Wichtigste ist die frühe Diagnostik und Therapie. Von Spritzen, von Magnetfeld-Therapie oder Stoßwellen ist leider noch keine Sehne geheilt worden, im Gegenteil: Das oft verwendete Kortison maskiert zunächst die Beschwerden und reduziert kurzzeitig den Schmerz, schädigt jedoch die Sehne noch weiter.

(RP)
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