Sprechstunde Kann sich Diabetes an den Zähnen äußern?

Leserin Ingrid M. aus Wegberg fragt: "Ich bin an Diabetes erkrankt, und mein Zahnarzt hat sich auf Diabetes-Patienten spezialisiert. Kann Diabetes Erkrankungen im Mund auslösen? Und gilt das auch umgekehrt?"

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Foto: proDente e.V.

Roland Hille Etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung ist an Diabetes mellitus erkrankt, einer Stoffwechselkrankheit, die den Blutzuckerspiegel erhöht. Forschungen zeigen, dass bei Diabetikern das Risiko, an Parodontitis (Entzündung des Zahnbetts) zu erkranken, deutlich erhöht ist.

Tatsächlich besteht eine Wechselbeziehung zwischen Diabetes und Mundgesundheit. Denn nicht nur der Diabetes beeinflusst die Parodontitis, umgekehrt stellt diese einen Risikofaktor für den Diabetes dar. Bei einer nicht behandelten Parodontitis verstärken die Entzündungsherde im Mund die Insulinresistenz der Zellen und verschlechtern die Blutzuckerwerte. Außerdem beeinflussen sie die Einstellung des Blutzuckers negativ.

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Foto: dpa, Norbert Försterling

Patienten mit Diabetes beobachten häufig Entzündungen im Bereich des Kieferknochens, des Zahnhalteapparates sowie Wundheilungsstörungen. Mit Diabetes verbunden sind auch Gefäßerkrankungen sowie eine reduzierte Regenerationsfähigkeit infolge eines geschwächten Immunsystems. Im Fall von Diabetes gelten Herzinfarkt und Schlaganfall als Folgeerkrankung.

Moderne Testverfahren geben dem Zahnarzt die Möglichkeit, das Risikopotenzial für Bindegewebs- und Knochenstoffwechselstörungen zu ermitteln, bevor klinische oder röntgenologische Auffälligkeiten vorhanden sind. Diese Vorsorgeuntersuchungen geben Aufschluss über Entzündungsfaktoren, die im Körper schlummern. Entsprechend nimmt die Analyse weiterer Erkrankungen in einer risikoorientierten Behandlung eine bedeutende Rolle ein. Hierzu gehören Allgemeinerkrankungen, Medikamente, Allergien, Lebensgewohnheiten und persönliche sowie familiäre Dispositionen.

Eine Zusammenarbeit zwischen Diabetologen und Zahnarzt sollte intensiviert werden, um die Erkrankungen einzudämmen, die Behandlungskette zu optimieren und Risiken zu reduzieren. Zukünftig kann beim Zahnarzt eine Testung auf Diabetes gesundheitspolitisch Sinn machen, denn viele Diabetesfälle bleiben in der hausärztlichen Versorgung undiagnostiziert.

Wenn die Kooperation zwischen zahnärztlich, hausärztlich und internistisch tätigen Medizinern gelingt, werden Patienten hinsichtlich verbesserter Früherkennung, Behandlung und Prognose in vielen Medizinbereichen profitieren.

(RP)
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