Ungesunder Schlaf Warum Sie Ihren Partner nicht einfach schnarchen lassen sollten

Düsseldorf · Schnarchen ist Nervfaktor Nummer eins im nächtlichen Schlafzimmer. Das ist nicht nur belastend für die Partnerschaft. Es kann auch gesundheitlich gefährlich sein. Warum genau und wann man zum Arzt sollte, haben wir Schlafexperten gefragt.

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Foto: RP/dpa

Die Nerven liegen blank. Nacht für Nacht dasselbe Schauerspiel. Es beginnt mit lautem Atmen im Schlaf, später gefolgt von einem Pfeifgeräusch beim Ausatmen. Danach setzt nervtötendes Schnarchen ein. Dann endlich Stille.

Die allerdings sollte Sie nicht in Freude, sondern in Sorge versetzen. Denn tatsächlich stellen geschätzt 20 Prozent der Erwachsenen unbewusst im Schlaf das Atmen ein. Obstruktive Schlafapnoe nennt man das. Der Prozess vom Schnarchen dorthin verläuft oft fließend. Erst nach meist mehreren Minuten setzt die Atmung wieder ein — mit einem Japsen nach Luft.

Bei einer Schlafapnoe ist die Regulation der Atmung gestört. Wie gefährlich das sein kann, darauf deutet schon der Name der Erkrankung hin, denn der aus dem Griechischen stammende Begriff "Apnoe" bedeutet nichts anderes als Atemstillstand.

Zwar müssen Betroffene keine Angst davor haben, im Schlaf zu ersticken, doch weiß man schon länger, dass solche Atemaussetzer das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen und Gefäßverschlüsse begünstigten, die zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Auch Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder Sekundenschlaf am Tag stehen auf der Liste der Erkrankungen, für die das Schnarchen ursächlich sein kann.

Nun haben Forscher Hinweise darauf gefunden, dass nächtliche Atemaussetzer zudem Ursache für Alzheimer sein können. "Wir gehen davon aus, dass 15 Prozent der Demenzerkrankungen Folge von Schlaferkrankungen wie unter anderem der Schlafapnoe sind", sagt Helmut Frohnhofen, Schlafforscher und Arzt für Altersmedizin im Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen.

Der Grund: Das sogenannte glymphatische System sorgt als Müllabfuhr im Gehirn für den Abtransport von verbrauchten Proteinen. Dies geschieht vor allem während des Schlafs. "Ist der Schlaf gestört, sei es durch Schlafstörungen, zu wenig Schlaf oder eine Schlafapnoe, sammeln sich diese Eiweißprodukte im Hirn an und verklumpen dort", sagt der Experte. Schon länger weiß man um einen Zusammenhang zwischen solchen Beta-Amyloid-Ablagerungen im Hirn und dem Auftreten demenzieller Erkrankungen.

Die Folgen von nächtlichem Sauerstoffmangel

"Durch nächtliche Atemaussetzer ist das Gehirn zudem immer wieder mit Sauerstoff unterversorgt", sagt Winfried Randerath, Chefarzt und Schlafforscher am Krankenhaus in Bethanien in Solingen. Auch das könne die Entstehung von Demenz und zur Einschränkung der Hirnleistungsfähigkeit insgesamt begünstigen.

20 bis 30 Atemaussetzer und mehr pro Stunde addieren sich pro Nacht nicht nur zu einem mächtigen Sauerstoffdefizit, sie sorgen auch für eine erhöhte Anstrengung. "Stellen Sie sich vor, sie gehen spazieren und müssen zusätzlich einen 20 Kilogramm schweren Rucksack tragen", sagt Frohnhofen. Im Schlaf führt diese Anstrengung zu Stress. Dieser ist manchmal ursächlich für den Anstieg des Blutdrucks und Herz-Rhythmus-Störungen und damit laut Randerath einer der wesentlichen Faktoren für das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Das sind Warnsymptome

Durch die Ausschüttung von Stresshormonen kommt es zudem zum ständigen Aufwachen. Diese Wachepisoden sind jedoch so kurz, dass sie von den Betroffenen nicht wahrgenommen werden. Folgenlos bleiben sie aber nicht. Oft fühlen sich die Schnarcher tagsüber unkonzentriert, klagen über Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen oder sind müde.

"Aus solcher Schläfrigkeit resultiert häufig Sekundenschlaf. Das Risiko mit dem Auto einen Unfall zu verursachen ist um das Siebenfache erhöht", sagt Randerath. Darum raten die Experten bei solchen Symptomen oder lautstarkem und unregelmäßigem Schnarchen einen Arzt aufzusuchen. Für eine erste Abklärung empfiehlt Fronhofen Hals-Nasen-Ohrenärzte oder Lungenfachärzte mit einer schlafmedizinischen Zusatzqualifikation. Diese können wenn nötig die weitere Untersuchung in einem Schlaflabor in die Wege leiten.

Hilfen gegen Atemaussetzer

(wat)
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