Nach Ebola-Epidemie Wie gefährlich ist der Mers-Ausbruch in Südkorea?

Düsseldorf/ Seoul · Atemmasken, geschlossene Schulen, Quarantäneaufenthalt - die Bilder, die nach dem Ausbruch des Mers-Virus aus Südkorea zu sehen sind, erinnern stark an den Ebola-Ausbruch in Westafrika. Bislang sind über 2000 Menschen von der Quarantäne betroffen. 13 sind an dem Virus gestorben. Aber wie gefährlich ist der Mers-Ausbruch wirklich?

 Mers-Patienten in Südkorea werden von Spezialeinheiten unter Quarantäne gestellt.

Mers-Patienten in Südkorea werden von Spezialeinheiten unter Quarantäne gestellt.

Foto: ap

Wer sich in diesen Tagen in Südkorea befindet, erlebt ein Land im Ausnahmezustand. Das Stadtbild wird durch Leere und Angst geprägt. Die meisten Menschen tragen Atemschutzmasken. Kinos und Museen stehen leer. Über 2000 Schulen sind geschlossen. In vielen U-Bahn-Wagons sind anstatt Passagieren, vermummte Männer mit großen Desinfektionsmittelbehältern zu sehen.

Die Maßnahmen, die stark an Westafrikas Kampf gegen Ebola erinnern, werden eingesetzt, um den Ausbruch des sogenannten Mers-Virus einzudämmen. Mers, das steht für Middle Eastern Respiratory Syndrome, und bezeichnet einen Verwandten des Coronavirus aus dem Nahen Osten. Es geht mit Symptomen wie Fieber, Husten und schließlich Nierenversagen einher. In einigen Fällen endet es tödlich.

Wie "Die Zeit Online" berichtet, brachte ein 68-Jähriger die Krankheit von einer Reise in den Nahen Osten nach Seoul mit. Er wurde durch vier Krankenhäuser geschleust, bis ein Arzt die Diagnose Mers für seinen schlechten Gesundheitszustand stellen konnte. Jene vier Häuser von denen aus sich das Virus in rund drei Wochen im Nordwesten des Landes verbreiten konnte. Da es sich bei Mers um ein Virus handelt, sind Antibiotika gegen die Krankheit wirkungslos. Behandelt werden können bislang nur die Symptome. Eine Impfung gegen das Virus gibt es nicht.

Hieß es zunächst, dass das Virus nur im Kontakt mit Dromedaren übertragen wird, ist inzwischen bekannt, dass auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch möglich ist. Wie viele Übertragungswege es gibt, haben Forscher noch nicht endgültig geklärt - dass Tröpfcheninfektion und auch Schmierinfektion beteiligt sind, wird jedoch sehr stark vermutet.

Für den Menschen bedeutet das: Enger Kontakt mit einem Mers-Patienten, eventuell auch das Schlafen im gleichen Bett, kann eine Ansteckung bedeuten. "Trotzdem muss man beim Thema Ansteckungshgefahr zurückhaltend sein", sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts. "Mers ist nicht so leicht von Mensch zu Mensch übertragbar, sonst gäbe es schon eine viel größere Verbreitung der Krankheit." Bei Sars und der Schweinegrippe beispielsweise, hätte man damals beinahe stündlich mit neuen Fällen in den USA und Mexiko rechnen können.

Dass Mers nicht so besorgniserregend ist wie etwa Sars oder Ebola zeigt auch ein Blick auf die Patienten: Die meisten Todesopfer in Südkorea waren älter als 65 und litten unter Vorerkrankungen wie Herzschwäche oder Diabetes. Grundsätzlich gilt Mers bei gesunden Personen nicht als tödlich.

Was auch die Weltgesundheitsorganisation als besorgniserregend einstuft, ist die schnelle Verbreitung der Erkrankung in Südkorea. Sie war bislang nur bei Kontakt mit Tieren zu erkennen, eine Ansteckung zwischen Menschen dagegen, galt als möglich aber sehr schwierig. Anders als befürchtet, sei das Virus laut WHO bisher aber nicht mutiert.

Dass enger Kontakt zwischen Menschen in Südkorea die Hauptursache für die Verbreitung ist, hat dennoch längst viele Mechanismen in Gang gesetzt: Südkorea hat weitläufige Quarantänemaßnahmen ausgerufen. Inzwischen sind rund 2800 Personen davon betroffen. So werden Personen, die unter Mers-Verdacht stehen, per Handy geortet, um sicherzugehen, dass sie die eigenen vier Wände nicht verlassen.

"Dass sich das Virus nach Deutchland ausbreitet, ist insgesamt eher unwahrscheinlich", sagt Glasmacher. "Natürlich ist es nicht unmöglich, es gab so einen Fall ja schon einmal, aber das Virus ist seit 2012 bekannt, und insofern für die Experten hierzulande auch nichts mehr ganz neues." Deutlich besser vorbereitet dürften die Infektiologen in Deutschland auf solche Notfälle seit der Behandlung mehrer Ebola-Patienten auf Sonderisolierstationen jedenfalls sein. Bei dem Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014 sind über 11.100 Menschen ums Leben gekommen. Noch heute kämpfen einige Länder mit den Auswirkungen der Epidemie. In Deutschland kam es trotzdem nur zu vereinzelten Verdachtsfällen. Einige Patienten wurden sogar absichtlich nach Berlin, Hamburg und Düsseldorf gebracht, weil ihnen dort eine bessere Behandlungschance eingeräumt wurde.

Die asiatischen Länder rund um Südkorea jedoch, sind in diesen Tagen deutlich alarmiert. Vor allem in China und der Sonderverwaltungszone Hong Kong ist die Angst groß. Chinas Gesundheitsministerium hat vor "deutlich gestiegenen Risiken" durch die Atemwegserkrankung Mers in der Volksrepublik gewarnt. Die Reisezahlen nach Südkorea von Touristen aus China und Hongkong sind massiv eingebrochen. Die autonome südchinesische Sonderverwaltungsregion erließ erstmals eine Reisewarnung gegen Südkorea und verhängte Alarmstufe Rot. Danach wird jeder Reisende aus Südkorea mit Erkältungssymptomen als Verdachtsfall eingestuft. Eine 22-Jährige wurde am Mittwoch auf die Isolierstation eines Krankenhauses in Hongkong gebracht, wie örtliche Medien berichteten. Bis dahin waren 19 ähnliche Verdachtsfälle isoliert worden.

Derzeit besteht nur für Menschen, die eine Reise in arabische Länder oder nach Südkorea planen, eine Ansteckungsgefahr für Mers. Die größte Risikogruppe sind dabei Menschen, die bereits an einer schweren Erkrankung wie etwa Diabetes leiden. Ihnen ist zu empfehlen, die Reise abzusagen. Ist das nicht möglich sollte zunächst unbedingt ein Arzt konsultiert werden.

Im Land selbst sind Hygienemaßnahmen der wichtigste Schutz gegen das Virus. An oberster Stelle steht dabei das Händewaschen. Es muss mit Seife erfolgen und die Hände müssen im Anschluss mit einem frischen Tuch, zum Beispiel einem mitgebrachten Papiertaschentuch, getrocknet werden. In den arabischen Ländern ist zudem der Kontakt mit Tieren, insbesondere Dromedaren, zu vermeiden. Außerdem sollte auf den Verzehr von rohem Fleisch und wenig erhitzten Milchprodukten verzichtet werden.

Wichtig ist darauf zu achten, ob erkältungs- oder grippeähnliche Symptome auftauchen. Aufgrund der Ähnlichkeit der beiden Erkrankungen ist nicht immer leicht zu erkennen, ob es sich wirklich, um einen harmlosen Husten handelt. Treten also Husten, Heiserkeit, Halsentzündungen oder Fieber auf, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Eine Reisewarnung hat das Auswärtige Amt bislang noch nicht erstellt.

(ham)
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