Schulen in NRW Wie Schüler vor der Sonnenfinsternis geschützt werden sollen

Düsseldorf · Am Freitagmorgen ist über Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen. Weil vor allem kleine Kinder direkt in die Sonne gucken könnten, ergreifen immer mehr Schulen in NRW Maßnahmen: Pausen entfallen, Schulhöfe werden gesperrt. Nicht alle Eltern finden das gut.

 Die Lehranstalten können laut Schulministerium selbst entscheiden, welche Maßnahmen sie zum Schutz ihrer Schüler ergreifen.

Die Lehranstalten können laut Schulministerium selbst entscheiden, welche Maßnahmen sie zum Schutz ihrer Schüler ergreifen.

Foto: dpa, fux

Seit Tagen ist fast ganz Deutschland auf der Suche nach den letzten Sonnenschutzbrillen im Handel. Denn zwei Dinge sind klar: Wer keine besitzt, kann das Spektakel am Himmel zum einen nicht sehen. Zum anderen spielt jeder, der ohne eine solche Brille in die Sonne guckt damit, sein Augenlicht zu verlieren.

Wie Schüler vor der Sonnenfinsternis geschützt werden sollen
Foto: Radowski

Während Erwachsene sich mit diesem Umstand vermutlich früher oder später einfach abfinden und sich dann entscheiden dürften, das Ereignis etwa per Live-Stream im Internet zu verfolgen, sind Kinder nicht so einfach zu besänftigen.

Weil die vor allem in der Pause der Versuchung erliegen könnten, lange in den Himmel zu gucken, um doch etwas von der Sonnenfinsternis zu sehen, ergreifen die Schulen in NRW Sicherheitsmaßnahmen. "Wir haben Hinweise zum Schutz gegeben, die beachtet werden müssen", sagte eine Sprecherin des Schulministeriums. Alle Lehrer und Schüler sollen in den Klassenräumen bleiben - es sei denn, die Schüler wurden vorher gründlich auf die Sonnenfinsternis vorbereitet.

Auf den Schulhof darf nur, wer eine Sonnenfinsternis-Brille hat. An einigen Schulen werden sogar die Jalousien herunter gelassen. An anderen haben die Lehrer vorgesorgt und die Fenster mit Schutzfolie abgeklebt. Das Schulministerium begrüßte solche Maßnahmen. So drohe den Schülern keine Gefahr, wenn sie nach draußen in die Sonne schauen, sagte die Ministeriumssprecherin.

"Ich habe gestern einen Elternbrief von der städtischen Grundschule Körner-Schule erhalten, in dem stand, dass nur Kinder mit EU-genormter, ce-zertifizierter Schutzbrille die Sonnenfinsternis sehen dürften, diese auch an andere verliehen werden müsse, und dass die Hofpause am Freitag aus Sicherheitsgründen entfallen müsse", erklärt Tanja Walter aus Viersen.

Sie ist Mutter von drei Kindern. Einen solchen Brief hat sie jedoch nur von der Grundschule erhalten. "In den weiterführenden Schulen meiner anderen beiden Kinder sind die Kinder von den Lehrern mündlich informiert worden. Bei den Älteren geht man auch davon aus, dass die das eben verstehen und dann gar nicht Richtung Himmel gucken."

Auch in anderen Schulen hat es solche Briefe gegeben:

Größter anzunehmender Unfug an Münsteraner Schule: Schüler werden vor "gefährlichem" Sonnenlicht bewahrt #SoFi2015 pic.twitter.com/6FaUtEmqhM

Große Begeisterung löst diese Vorsorge jedoch nicht bei allen Eltern aus: "Diese Warnungen und Maßnahmen sind meiner Meinung nach völlig übertrieben", sagt Tanja Walter. Deren siebenjährige Tochter Greta kam in dieser Woche verängstigt aus der Schule. "Sie machte sich Sorgen, weil sie im Klassenzimmer gegenüber von einem Fenster sitzt und deshalb gar nicht anders kann, als nach draußen zu gucken", so Walter.

Sie habe ihrem Kind dann erklärt, dass nichts passieren könne, so lange Greta eben nicht länger in die Sonne sehen würde. "Letztlich ist es ja keine andere Situation wie im Sommer, wenn die Sonne viel scheint", so die Mutter aus Viersen, "und dann bekommen die Kinder ja auch kein Schulhofverbot, nur weil sie beim Fußballspielen auch gegen die Sonne gucken könnten."

Walter gibt aber auch zu, dass nicht alle Eltern mit dem Thema so entspannt umgehen wie sie. "Wir haben eine WhatsApp-Elterngruppe und die steht in den letzten Tagen nicht mehr still", erklärt sie. Ständig ginge es um die Frage, wo noch Schutzbrillen zu bekommen seien und welche Schutzmaßnahmen für die Kinder ergriffen werden müssten.

Richtig ist laut Augenärzten, dass vor allem kleine Kinder während der Sonnenfinsternis die größte Risikogruppe darstellen. Denn sie könnten unbedarft versuchen, etwas am Himmel zu sehen, und so über längere Zeit direkt in die Sonne starren. Während der kurze Blick in die Sonne, wie er etwa im Urlaub schon mal passiert, nicht gleich gefährliche Auswirkungen hat, ist das beim langen Blick in die Sonne anders.

Dann wird das ultraviolette Licht der Sonnenstrahlen gefährlich für das Auge. Sie brennen Löcher in die Netzhaut und zerstören jene Teile des Auges, die für Farben und scharfe Sicht zuständig sind. Das kann zu einer teilweisen oder auch vollständigen Blindheit führen.

"Die Kinder verstehen das aber, wenn man ihnen das erklärt", sagt Tanja Walter. Für sie ist klar, "im Unterricht gucken die Kinder mehr auf Blatt und Tafel, als aus dem Fenster. Und, wenn das doch der Fall wäre, dann ist es die Aufgabe des Lehrers etwas zu den Kindern zu sagen". Ob die Maßnahmen der Schulen letztlich wirklich Anwendung finden, bleibt allerdings abzuwarten.

Ob die Sonnenfinsternis überhaupt in ganz NRW zu sehen ist, ist laut Deutschem Wetterdienst offen. In den meisten Regionen soll es einen guten Blick geben, im südlichen Rheinland, im Bergischen, in der Eifel und im Sauerland könnte Nebel allerdings einen Strich durch die Rechung machen.

(ham )
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