Jeder Vierte trinkt zu wenig Das passiert bei Flüssigkeitsmangel

Düsseldorf · Jeder vierte Deutsche trinkt zu wenig. Doch wer im Sommer das Trinken vernachlässigt, der riskiert seine Gesundheit: Schwindel, Herzrhythmusstörungen und Kreislaufkollaps sind ernste Bedrohungen. Wer wie viel trinken sollte, erfahren Sie hier.

Hitze: Das sind die besten Durstlöscher - Wasser, Elektrolyt-Drink & Co.
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Die besten Durstlöscher bei Hitze

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Foto: dpa/Oliver Berg

Auch wenn der Mensch an sich ganz und gar nicht von durchscheinender Gestalt ist, so besteht der Körper dennoch zu 70 Prozent aus Wasser. Wasser ist nach Informationen des Verbands für Ernährung und Diätetik Lösungs- und Kühlmittel für den Organismus. Lebenswichtige Organe wie Herz und Lunge bestehen sogar zu 80 Prozent daraus, das Gehirn zu 75 Prozent. Fast von selbst erklärt es sich da, dass der Organismus nur richtig funktionieren kann, wenn er mit einer ausreichenden Menge an Wasser versorgt wird.

Doch viele vergessen, dass sommerliche Temperaturen ihren Organismus belasten und zu Gesundheitsproblemen führen können. Hochsommerliche Hitze ist nämlich eine Herausforderung für Herz- und Kreislauf. "Ein Hauptrisiko ist Flüssigkeitsmangel, denn bei Hitze verliert der Körper große Mengen Flüssigkeit und damit auch wichtige Mineralstoffe", erklärt die Ernährungsexpertin Anja Krumbe.

Schwindel und Kopfschmerzen Wer viel schwitzt und zu wenig trinkt merkt das zunächst am Kreislauf. Schwindelgefühle, Übelkeit und Kopfschmerzen treten als erstes auf. Auch das Gefühl etwas wacklig auf den Beinen zu stehen, gehört dazu. Ursache ist eine Verdickung des Blutes. Sie entsteht, wenn der Körper zu wenig Flüssigkeit zur Verfügung hat. Als Folge kann nicht genug Sauerstoff ins Gehirn vordringen. Kopfschmerzen entstehen. Dröhnt der Schädel, sollte der Griff erst einmal zu einem großen Glas Wasser, anstatt zur Kopfschmerztablette gehen.

Blutdruckprobleme Ursache für die Schwindelgefühle ist meist ein niedriger Blutdruck. Er entsteht, da der Körper bei heißen Temperaturen schwieriger Blut durch die Adern pumpen kann. Wer körperlich fit ist, dem macht das ind er Regel nur wenig aus. Menschen, die sich nur wenig bewegen, könnten jedoch echte Blutdruckprobleme bekommen. Wechselduschen am Morgen, helfen den Körper etwas zu stabilisieren. Es kann jedoch nötig sein einen Arzt aufzusuchen.

Herzprobleme Besonders auf die Flüssigkeitszufuhr sollten zudem Menschen achten, die wegen Herzproblemen in Behandlung sind. Bei ihnen ist das Risiko höher Schwindelanfälle, einen Kreislaufkollaps, Rhythmusstörungen oder Muskelkrämpfe zu bekommen. Prof. Thomas Wendt, ärztlicher Leiter des Rehabilitationszentrums in Bad Nauheim und Mitglied des Beirats der Deutschen Herzstiftung rät auch Personen, die wegen einer Herzschwäche normalerweise nicht so viel trinken, dürfen dazu, an heißen Tagen ihre Trinkmenge etwas zu steigern. Wer, hinsichtlich der idealen Trinkmenge unsicher ist, der sollte mit seinem Arzt darüber sprechen.

Konzentrationsprobleme Da das Gehirn zum größten Teil aus Wasser besteht, wird seine Leistungsfähigkeit bei Flüssigkeitsmangel eingeschränkt. Konzentrationsprobleme, Nervosität und Aufmerksamkeitsprobleme treten aus. Besonders schlimm können diese Symptome bei Senioren sein. Sie trinken auch bei milden Temperaturen oft zu wenig. Kommt dann noch zusätzlicher Flüssigkeitsentzug durch Hitze hinzu, kann es sogar zu echten Verwirrungszuständen kommen. Auch hier hilft viel Flüssigkeit, bevor Tabletten eingenommen werden sollten.

Verstopfung Auch die Verdauung bei wenig Flüssigkeitsdurchlauf gestört. Steht dem Körper zu wenig Wasser zur Verfügung, wird der Stuhl hart und lässt sich nur schwer ausscheiden. Flüssigkeit und Ballaststoffe schaffen hier Abhilfe.

"Bis zu drei Liter Wasser verliert ein Erwachsener an heißen Tagen - bei körperlichen Anstrengungen sogar noch mehr. Um den Flüssigkeitsbedarf auszugleichen, ist ausreichendes Trinken ein Muss", erklärt Krumbe. Wie groß die Menge ausfallen sollte, die man zu sich nehmen muss, gehen allerdings die Meinungen auseinander. Während die einen von zwei bis drei Litern bei großer Hitze sprechen, empfehlen die anderen, auf das Durstgefühl zu achten. "Der Wasserbedarf eines Menschen hängt sehr von seiner individuellen Situation ab", sagt Dr. Andreas Klamann, Chefarzt für innere Medizin am Helios Klinikum Borna. Flüssigkeit werde nicht nur durch Getränke aufgenommen, sondern auch mit der Nahrung. Ein gesunder Mensch müsse seinen Wasserkonsum normalerweise nicht bewusst messen, sondern einfach auf seinen Durst achten.

Ein guter Hinweis darauf, wie es um den persönlichen Flüssigkeitshaushalt bestellt sei, ist die Farbe des Urins. Ganz heller Urin sei ein Zeichen dafür, erklärt Chefarzt Klamann, dass man zu viel getrunken habe. "Ist der Urin eher dunkel gefärbt, sollte man etwas mehr trinken."

Kinder besonders gefährdet

Kinder haben zwar Durst, aber beim Toben im Freien gerät das Trinken schnell in Vergessenheit. Deshalb sollten Eltern zu Hause und auch die Kindergärten dafür sorgen, dass die Kleinen immer genügend Flüssigkeit zu sich nehmen. Das gilt nach Empfehlung der Experten auch für die Schule. Dort ist das Trinken während des Unterrichts selbst an heißen Tagen häufig nicht selbstverständlich und manchmal sogar untersagt. Flüssigkeitsmangel ist nicht nur ungesund, sondern behindert auch das Denken.

Bei sommerlichen Temperaturen gehen über das vermehrte Schwitzen große Mengen an Kochsalz, Magnesium und anderen Elektrolyten verloren. Die müssen dem Körper wieder zugeführt werden. Am besten geschieht das mit Mineralwasser oder Fruchtsaftschorlen. Bei Hitze rät Ernährungsexpertin Anja Krumbe zu Mineralwässern mit hohem Gehalt an Natrium und Magnesium, da der Körper vor allem diese Mineralstoffe über den Schweiß verliert. Empfohlen werden Wässer mit einem Natriumgehalt ab etwa 200 Milligramm Natrium pro Liter. Außer Patienten, die einen schwer einstellbaren Blutdruck haben, kann man an Tagen, an denen man viel schwitzt auch über Gemüsebrühen den hohen Kochsalzverlust ausgleichen, erklärt Prof. Wendt.

Die Menge an Mineralstoffen, die dem Körper zugeführt werden, sollte sich aber immer an der Belastung, der er ausgesetzt ist gemessen sein. "Unsere Nieren schieben Salze hin und her — und nicht Wasser", erläutert Dr. Klamann. Um das Elektrolyte-Depot aufzufüllen, reiche normalerweise Leitungswasser. Wer aber besonders stark schwitzt, weil er zum Beispiel Sport treibt, der sollte auf stärkere mineralhaltige Getränke zurückgreifen.

Wie viel Sportler trinken sollten

Sportlich aktiven Menschen empfiehlt Dr. Ernst Jakob, Internist der Sportklinik Hellersen, der auch die Frauen-Nationalmannschaft betreute, um gut hydriert zu sein, 15 Minuten vor dem Sport etwa einen halben Liter Wasser zu trinken. Nach dem Sport sollte man die Menge Flüssigkeit trinken, die man verloren hat, plus 50 Prozent. Für eine sportliche Belastungsdauer von bis zu einer Stunde ist Trinkwasser die richtige Wahl. Wer länger trainiert, kann auf Schorlen zurückgreifen. Im richtigen Verhältnis gemischt - eins (Fruchtsaft) zu drei (Wasser) - zählt auch Apfelschorle zu den isotonischen Getränken. Diese treten besonders schnell vom Verdauungstrakt ins Blut über, gleichen den Flüssigkeitsverlust beim Sport optimal aus und liefern Energie.

(ham)
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