Gesundheit So messen Sie Ihren Blutdruck wie ein Profi

Düsseldorf · Die Blutdruckmessung in den eigenen vier Wänden gilt als problemlos. Trotzdem machen viele Menschen dabei Fehler. Wir geben Tipps, wie Sie richtig messen.

So messen Sie Ihren Blutdruck richtig
Foto: Shutterstock.com/ Goodluz

Wenn der Patient in Gesundheitsfragen sein eigener Kontrolleur wird, ist das manchmal besser, als dass er stets zum Arzt geht. Vor allem bei der Blutdruckmessung ist die Eigenarbeit deutlich wichtiger als der Arztbesuch, weil in der Praxis oft deutlich zu hohe Messergebnisse produziert werden. Das hat unter anderem mit der sogenannten "Weißkittel-Hypertonie" zu tun: Die Angst vor dem Arzt und dem Ergebnis treibt den Blutdruck manches Probanden automatisch in die Höhe.

Vor allem für Menschen, die bereits einen vorbekannten Bluthochdruck haben, ist die Selbstmessung lebenswichtig. Gleichwohl machen nicht wenige Patienten in ihren eigenen vier Wänden relativ viele Fehler beim Messen und produzieren dadurch falsche Ergebnisse, obwohl die Blutdruckselbstmessung doch als eine der einfachsten Sachen der Welt gilt. Deshalb sollten sie überprüfen, ob ihre überhaupt mit ihrer durchschnittlichen Realität übereinstimmen. Wir geben Tipps, worauf zu achten ist.

Wer ein neues Gerät zur Selbstmessung kauft, sollte dabei nicht sparen und sich sorgfältig beraten lassen. Fast alle Blutdruckmessgeräte sind geeicht; trotzdem gibt es immer wieder, wie die Deutsche Hochdruckliga mitteilt, "deutliche Messunterschiede". Jeder Kunde kann ein neues Gerät vor dem Kauf auf seine individuelle Messgenauigkeit überprüfen lassen; das ist etwa beim Hausarzt oder in der Apotheke möglich, und zwar durch eine Vergleichsmessung mit Hilfe eines Stethoskops, wie sie früher üblich war und auch heute noch vom Pflegepersonal im Krankenhaus durchgeführt wird. Mediziner empfehlen meist ein Messgerät mit Oberarm-Manschette. Zwar ist die Messung am Handgelenk komfortabler, doch sind die Messergebnisse dort ungenauer.

Es gibt unterschiedliche Lehrmeinungen, wie oft man seinen Blutdruck messen soll. Menschen, die bei regelmäßigen Messungen Werte von 120 (systolischer Wert) zu 80 (diastolisch) mitgeteilt bekommen, können entspannt sein; sie brauchen nur ab und zu nach ihrem Blutdruck schauen lassen. Anders Patienten, die bereits an einer mehr oder weniger auffälligen Hypertonie leiden: Sie sollten ein tägliches Ritual daraus machen und ihren Blutdruck auch mehrfach am Tag messen. Wer sich frühzeitig daran gewöhnt, erkennt allmählich eintretende Abweichungen sehr früh und kann dagegen vorgehen - so kann jeder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.

Beim zweiten Mal ist's niedriger

Übrigens kann jener "Weißkittel-Effekt" auch bei der Selbstmessung auftreten, indem sie die Sorge, man habe zu hohe Werte, in die eigene Wohnung verlagert. Wer hierunter zu leiden hat, sollte stets zwei Mal hintereinander zu messen. Sehr oft ist der zweite Messwert niedriger als der erste.

Außerdem sollte man sich an eine gewisse Einheitlichkeit der Messzeitpunkte gewöhnen. Messe ich, bevor ich meine blutdrucksenkenden Medikamente eingenommen habe, oder hinterher? Dies sollte man mit seinem Arzt besprechen - damit die Blutdruckmessung nicht selbst zum Stresstest gerät.

Auf die Ruhe kommt es an

Der Blutdruck des Menschen ist eine höchst variable Angelegenheit, er verändert sich sekündlich, steigt an, sinkt wieder und so weiter. Deshalb ist es eiserne Regel, dass der Blutdruck erst gemessen wird, wenn man seit fünf Minuten in Ruhe und sehr entspannt auf einem Stuhl mit Rückenlehne sitzt. Auf einem Hocker oder bei übergeschlagenen Beinen steigt der Blutdruck, weil Muskulatur aktiv ist. Man sollte in diesem Raum ganz mit sich allein sein und auch nicht in ein Gespräch verwickelt sein. Auch nettes Plaudern verfälscht die Ergebnisse.

Auch andere Faktoren können den Blutdruck, ohne dass man's glaubt, verfälschen. Die Zigarette zur angeblichen Entspannung bringt eben nicht das gewünschte tiefe, sondern sehr häufig ein zu hohes Ergebnis. Auch Alkohol erhöht die Werte, ganz zu schweigen von aufgestautem Harn- und Stuhldrang, der die Werte ebenfalls in die Höhe katapultiert.

Wer je seinen Blutdruck an beiden Oberarmen gemessen hat, wird festgestellt haben, dass die Ergebnisse divergieren. Ist das immer so, sollte man stets jenen Arm zur Messung nehmen, an dem die höheren Werte erzeugt werden. Doch kommt es auch auf die Manschette an. Ist sie zu schmal oder sitzt zu locker, liegen die Messwerte zu hoch. Bei zu breiten Manschetten sind die Werte zu niedrig. Wird die Manschette über der Kleidung angelegt oder ist der Oberarm durch enge Kleidung eingeengt, so sind die Messwerte unzuverlässig. Ganz wichtig ist es, dass der Messpunkt genau in der Höhe des Herzens liegt. Liegt er tiefer, sind die gemessenen Werte zu hoch. Liegt der Messpunkt höher, sind die Werte zu niedrig.

Der perfekte Wert

Der liegt bei 120 (oberer, systolischer Wert) zu 80 mmHg (unterer, diastolischer Wert). Wer gelegentlich nach oben abweicht, sollte sich nicht sorgen; auch Werte bis 135 zu 85 sind tolerabel. Wer seine Werte regelmäßig aufschreibt und Buch führt, bekommt bei ihrem Studium etwa im Monatsrückblick einen wunderbaren Einblick in die durchaus wankelmütige Physiologie seines Körpers. Wer bei der Lektüre der Werte allerdings feststellt, dass sie regelmäßig über der Norm liegen oder dass das Gerät gar Herzrhythmusstörungen anzeigt, sollte beim Hausarzt vorstellig werden. Der wird ein EKG schreiben und möglicherweise eine 24-Stunden-Langzeitmessung vornehmen, um eine verwertbare Kurve in die Ergebnisse zu bekommen und auch über die sogenannte Nachtabsenkung informiert zu werden. Wenn nachts die Werte zu hoch bleiben, kann das an Krankheiten liegen, von denen mancher noch gar nichts ahnte, etwa dem Schlaf-Apnoe-Syndrom.

Die Blutdruckmessung ist eine der Säulen, auf denen das lange Leben eines Menschen steht. Bitte nicht einstürzen lassen!

(w.g.)
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