Studie Behandlung von Brustkrebs oft unnötig

Kopenhagen (RP). Urologen haben sich eine defensive Haltung beim Prostata-Karzinom älterer Männer längst angewöhnt. Jetzt müssen auch Frauenärzte überprüfen, ob wirklich jede Frau operiert werden muss, bei der ein bösartiger Tumor in der Brust gefunden wird.

Sieben Fakten zu Brustkrebs
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Foto: ddp

Nicht immer sei Brustkrebs tödlich, erklärten Forscher vom Nordic Cochrane Centre in Kopenhagen in einer gestern im "British Medical Journal" veröffentlichten Studie. Jede dritte Frau, bei der in Vorsorgeprogrammen Brustkrebs festgestellt werde, unterzog sich den dänischen Wissenschaftlern zufolge unnötigerweise einer Behandlung. Bisweilen wachse der Tumor so langsam, dass die Patientin sterben würde, bevor die Symptome sich bemerkbar machen würden; in anderen Fällen "schlafe" der Tumor jahrelang oder schrumpfe sogar.

Weil Ärzte den Verlauf aber nicht vorhersagen könnten, behandelten sie vorsorglich jede Patientin, bei der Brustkrebs diagnostiziert wurde. Die Forscher hatten Früherkennungsprogramme aus Australien, Großbritannien, Kanada, Norwegen und Schweden ausgewertet und die Daten mit den sieben Jahren davor und danach verglichen.

Sie stellten fest, dass die Ärzte bei Screening-Programmen tatsächlich mehr Brustkrebsfälle entdeckten als ohne. Allerdings würden auch mehr Frauen behandelt, bei denen es unnötig sei.

Im Vorwort hieß es, manche Wissenschaftler rechneten sogar damit, dass für einen abgewendeten Krebstod bei einer Patientin zehn Frauen umsonst behandelt würden. Brustkrebs ist in Deutschland und Europa die häufigste Krebsneuerkrankung bei Frauen. In Deutschland erkranken 57.000 Frauen jährlich daran; im Schnitt sind sie 63 Jahre alt. 17.500 Frauen pro Jahr sterben daran.

(RP)
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