Medizin Diese zehn Routine-Behandlungen sind meist unnötig

Düsseldorf · Antibiotika und Röntgenaufnahmen - manche Behandlungen werden fast bei jedem Wehwehchen verordnet. Jetzt zeigt eine Liste, welche medizinischen Behandlungen nicht nur oft unnötig sind, sondern sogar Nachteile mit sich bringen können.

Das sollten Sie über Antibiotika wissen
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Foto: dpa, Federico Gambarini

Antibiotika und Röntgenaufnahmen - manche Behandlungen werden fast bei jedem Wehwehchen verordnet. Jetzt zeigt eine Liste, welche medizinischen Behandlungen nicht nur oft unnötig sind, sondern sogar Nachteile mit sich bringen können.

Bereits zum zweiten Mal hat die Fachgruppe der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) eine Liste mit Routine-Behandlungen veröffentlicht, die sie für bedenklich hält. Ihre Kritik bezieht sich dabei zum einen auf die Häufigkeit, mit der die Maßnahmen angewendet werden, zum anderen weist die SGAIM auf negative Konsequenzen hin, die zu selten bedacht würden. Was Sie wissen müssen:

Ambulante Behandlungen

  1. Frühe Röntgen-, MRT- oder CT-Untersuchungen bei Rückenschmerzen: Gerade Rückenschmerzen treten häufig mit unspezifischen Symptomen auf. Die Fachgruppe warnt davor, direkt innerhalb der ersten sechs Wochen mit einem bildgebenden Verfahren zu arbeiten. In diesem Zeitraum vebessere beispielsweise eine Röntgenaufnahme die Diagnostik (den "Outcome") nicht, erhöhe aber die Strahlenexposition und die Kosten für den Patienten.
  2. Prostatakrebs-Untersuchung: Der Nutzen den sogenannten PSA-Wertes zu messen, also des Prostata-spezifischen Antigens, das Aufschluss über eine Krebserkrankung geben soll, ist nicht abschließend belegt. "Die Probanden sollten das Risiko von Überdiagnostik und Überbehandlung verstehen, bevor sie sich einem Test unterziehen. Das Screening bei über 75-Jährigen sollte nicht angeboten werden", sagt die SGAIM über die Untersuchung.
  3. Antibiotika gegen Erkältung: Weil der größte Teil der Infekte der oberen Atemwege viraler Natur sind, helfen Antibiotika in der Regel nicht. Studien zeigen jedoch, dass viele Ärzte sie dennoch verschreiben.
  4. Röntgen des Brustkorbs vor einer Operation: Vor einer OP am Brustkorb, wird zuvor meist ein Röntgenbild angefertigt. Diese Untersuchung ändert jedoch bestenfalls in zwei Prozent der Fälle etwas an der Behandlung, und fällt für die Fachgruppe daher in die Kategorie "unnötig".
  5. Magenschutz-Tabletten: Sogenannte Protonen-Pumpenblocker werden häufig zum Schutz des Magens vor zu viel Magensäure verordnet - und zwar sowohl bei Magen-Darm-Erkrankungen wie etwa Gastritis, als auch parallel zu aggressiven Medikamenten. Doch die SGAIM warnt: Der Nutzen der Tabletten sollte regelmäßig überprüft werden. Gerade bei der Langzeiteinnahme könnten sonst Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Blähungen auftreten, der Zustand also insgesamt schlechter werden.

Behandlungen im Krankenhaus

  1. Zu lange Bettruhe für ältere Patienten: 65 Prozent der älteren Menschen verlieren ihre Gehfähigkeit während eines Krankenhausaufenthalts. Das verlängert nicht nur die Zeit im Krankenhaus, sondern erhöht auch die Gefahr der Wiedereinlieferung, etwa nach Stürzen. Ältere Menschen, die im Krankenhaus keine lange Bettruhe einhalten, sind mobiler, selbstständiger im Alltag und erholen sich laut den Analysen der SGAIM schneller nach Operationen.
  2. Schlaf- und Beruhigungsmittel für Senioren: Breit angelegte Studien zeigen, dass Beruhigungs- oder Schlafmittel das Risiko von Verkehrsunfällen, Stürzen, Einweisungen ins Krankenhaus und Tod älterer Menschen mehr als verdoppeln. Entsprechend sollten ältere Menschen möglichst keine Beruhigungs- oder Schlafmittel wie Benzodiazepinen bekommen - und zwar weder im Krankenhaus noch danach. Ärzte sollten die Verschreibung von Benzodiazepinen auf Alkohol-Entzugserscheinungen, Delirium tremens oder schwere generalisierte Angststörungen, die nicht auf andere Therapien ansprechen, beschränken.
  3. Unnötige Blutabnahmen oder Röntgenuntersuchungen: Untersuchungen des Blutes oder von Röntgenbildern, die auf Verdacht routinemäßig durchgeführt werden, bringen laut der Fachgruppe nicht viel, erhöhen jedoch die Kosten für den Patienten und können weitere unnötige Untersuchungen nach sich ziehen.
  4. Dauerhafter Katheter: Katheter sollten nur anhand strikter Richtlinien eingesetzt werden. Eine Verwendung ohne entsprechende Diagnose (z. B. Inkontinenz), sondern nur um den Mitarbeitern im Krankenhaus Zeit zu sparen, könne schwere Folgen wie eine Harnwegsinfektion mit sich bringen.
  5. Bluttransfusionen: Bluttranfusionen sollten auf die minimal benötigte Menge roter Blutkörperchen (Erythrozyten) reduziert werden, die nötig ist um Symptome von Blutarmut zu lindern. Unnötige Bluttransfusionen bergen laut der Fachgruppe Risiken für den Patienten und verursachen Mehrkosten.
(ham)
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