Bakterienfalle Damenhandtasche An diesen Orten lauern mehr Keime als auf dem Klo

Düsseldorf · Ekel macht kreativ: Aus Angst vor Bakterienbefall mutieren fremde Toilettenbrillen durch mehrere Lagen Klopapier zu Polstersitzen. Das aber ist ganz und gar nicht nötig, denn die Gefahr lauert ganz woanders. Lesen Sie hier, welche Orte viel keimgefährlicher sind, als ausgerechnet der Klositz.

Hier lauern mehr Keime als auf dem Klo
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Foto: Shutterstock/Andrey Armyagov

Ob im Café, an Autobahnraststätten oder öffentlichen Toiletten in der Stadt — niemand nimmt hier gerne Platz. Zu groß ist die Sorge, sich mit Durchfallkeimen wie Salmonellen oder Ekelerregern wie Scheidenpilzen zu infizieren. Aus diesem Grund werden kleine und große Popos über dem Klositz schwebend in die Luft gehalten oder Toilettensitze rund um das ovale Rund mit mehreren Lagen Toilettenpapier verkleidet, um sodann als Toilettennest der Landung des Allerwertesten hygienische Dienste zu leisten. Selbst die Männerwelt ist davor nicht gefeit. Denn ist ihnen beim Wasserlassen noch ihre anatomische Andersartigkeit von erheblichem Vorteil, müssen sie spätestens in speziellen Fällen der Notdurft den Frauen gleich die Hosen runterlassen.

Toilette: Warum sie getrost Platz nehmen dürfen

Sicher ist: Ausgerechnet der Ort, den die meisten Menschen aus Angst vor Infektionen meiden, ist bei Betrachtung der hygienischen Situation einer der saubersten Orte. Allerdings gilt es unter Betrachtung rein ästhetischer Faktoren ein grundsätzliches Problem zu überwinden: Öffentliche Toiletten sind in der Regel unappetitlich. Unser Glück ist: Essen tun die meisten dort ohnehin nicht.

Sollten sie sich dennoch dafür entscheiden, den letzten Bissen auf dem stillen Örtchen zu sich zu nehmen, atmen Sie entspannt durch, denn bakteriell gesehen gilt Entwarnung. Britische Wissenschaftler bescheinigen es: Der Lokus ist laut einer Untersuchung des Hygiene Dienstleisters "Initial Hygiene" weniger verschmutzt als eine durchschnittliche Damenhandtasche. Jede fünfte Tasche ist so sehr mit Keimen besiedelt, dass sie eine potentielle Gesundheitsgefahr darstellt. Was sie zur explosiven Bakterienschmiede macht ist die Tatsache, dass sie in Kontakt mit vielen Oberflächen in Berührung kommt. Das lässt die Gefahr einer Keimübertragung beim praktischen Damenbegleiter unverhofft in die Höhe schnellen.

So kommen die Keime in die Tasche

Und sind wir mal ehrlich: Packen kann uns das Grauen schon, wenn wir darüber nachsinnen, was alles mal eben so im Handtaschenbauch verschwindet. Vom benutzten Taschentuch angefangen über winzige Papierchen mit durchgewalkten Kaugummi, schluckt das Utensil ebenso getragene Kleidungsstücke. Halstücher und Mützen zählen dabei sicherlich zu den hygienischeren im Vergleich zu Söckchen oder auch Unterwäsche.

Sie allein sind allerdings nicht für die bakterielle Verseuchung des Damenbehältnisses verantwortlich. Auch Cremes, die mit der bloßen Hand aus Tiegel und Tube entnommen werden oder Geldbeutel und Lippenstifte wandern hinein. Wenig erstaunlich ist da, dass die Forscher aus dem Inneren der Taschen Keime wie Enterobakterien, Pseudomonas, Andida-Pilze, Fäkalstreptokokken und sogar Teile von Kot isolieren konnten. Sie können in höherer Zahl zu tödlichen Lebensmittelvergiftungen führen, Lungenentzündungen oder bakterielle Hirnhautentzündung verursachen.

Öffentliche Toiletten sauberer als die eigene

Wer sich vor dem Toilettengang fürchtet, weil er Sorge um seine Gesundheit hat, der sollte sich erst einmal in anderer Hinsicht entledigen: seines Handys nämlich. Denn auch das mobile Endgerät nahm die Wissenschaft unter die Lupe und entlarvte es als Keimschleuder. Ein wenig verkehrt wird die Sicht der Dinge durch die Feststellung der WHO, mehr Menschen weltweit hätten ein Handy als den Zugang zu einer Arbeits-Toilette.

Noch mehr Erstaunliches beförderten wissenschaftliche Untersuchungen des Mikrobiologen und Hygienespezialisten Dr. Peter Weidenfeller zu Tage: Im Vergleich zu öffentlichen Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen herrscht in privaten Haushalten eine weitaus höhere Keimbelastung. Demnach sollten Sie also eher die Toilette ihres Freundes als die öffentliche im Museum meiden. Dieser Vergleich aber hinkt, weil die Forscher das gesamt Umfeld in Augenschein nahmen, also auch Flächen jenseits der Toilettentür untersuchten.

Weniger Bakterien auf Toilettensitz als an Schneidebrett

Treibt man diese Ergebnisse auf die Spitze, könnte der allgemeine Rat lauten: Schneiden Sie ihr Gemüse besser auf der Klobrille als auf einem Schneidebrettchen. Denn auf dem tummeln sich in einem Durchschnittshaushalt 200-mal mehr Fäkalkeime als auf dem Klosett. Greifen Sie danach aber bloß nicht zum Spülschwamm. Denn wie der Geruch dieses üblichen Haushaltsartikels mancherorts schon vermuten lässt, bescheinigte Mikrobiologe Dr. Charles Gerba von der Universität Arizona gnadenlos: Mehr als 200.000-mal mehr fiese E-coli-Keime kleben daran, als auf der Toilettenoberfläche zu finden sind.

Entwarnung für die ansteckende Klobrille geben Hygienespezialisten auch unter einem anderen Aspekt. Um sich mit Erregern anzustecken, bedarf es eines direkten Kontaktes mit Wunden oder zum Beispiel dem Mund. Da aber die Oberschenkel auf der Brille aufliegen und in der Regel die Haut eine natürliche Barriere bildet, ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion beinahe ausgeschlossen. Viel größer ist das Problem jedoch rund um das stille Örtchen. Am Klopapier zum Beispiel kleben mehr Bakterien als am Klositz und dorthin langt man durchaus mit der Hand, ebenso wie an den Wasserhahn und die Türklinke.

Händewaschen ist die beste Prävention

Aus diesem Grund empfiehlt sich, sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen. Am besten trocknen Sie sich danach die Hände an einem Papiertuch ab und entsorgen sie danach im Papiereimer. Gemeinschaftshandtücher gelten aus hygienischer Sicht als bedenklich und auch elektrische Handtrockner werden nicht grundsätzlich empfohlen. Sie nämlich pusten Krankheitskeime durch den ganzen Raum.

Wenn nun die Vorstellung von der Toilette als hygienischstem Ort im Haus immer noch befremdlich bleibt, können Sie hier lesen, an welchen Orten viel mehr Keime lauern als auf der Toilette.

(wat)
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