Allergie-Killer im Selbstest Hilft ein Nasenfilter wirklich gegen Heuschnupfen?

Düsseldorf · Während alle anderen im Frühling unbeschwert die Sonne genießen, beginnen bei Allergikern die Symptome: triefende Nase und juckende Augen. Jetzt soll ein spezieller Filter für die Nase Abhilfe schaffen - ganz ohne Tabletten. Unser Autor hat ihn getestet.

Der Heuschnupfen kommt bei mir jedes Jahr wieder. Vor allem Gräser- und Roggenpollen machen mir das Leben schwer. Ich habe schon viele Therapien ausprobiert, angefangen bei der Hyposensibilisierung. Dabei werden dem Körper gezielt geringe Dosen des allergieauslösenden Stoffes zugeführt, um ihn daran zu gewöhnen. Ob in Tropfenform oder als Spritze - nichts von beidem hat mir trotz jahrelanger Therapie dauerhaft geholfen. Auch homöopathische Globuli-Kügelchen wollten den Heuschnupfen nicht weniger werden lassen. Einzig Antihistaminika als Tabletten konnten mir bisher helfen. Ich bin sogar einer der Glücklichen, der davon nicht müde wird.

Dann kam der Nasenfilter. Was der dänische Hersteller Rhinix mit seinen Filtern verspricht, klingt abenteuerlich, aber irgendwie auch logisch: Die Pollen sollen dank des schmetterlingsförmigen Einsatzes gar nicht erst in die Nase gelangen. Der Filter wird wie eine Klammer in die Nase geschoben, dann sollen die daran befestigten Membranen die Pollen aus der Luft filtern. Der Heuschnupfen? - Verschwunden, so das Versprechen. In einer Studie seien bei mehr als der Hälfte der Probanden die Symptome komplett abgeklungen, und die Rhinix-Nasenfilter würden nach Studien sogar besser wirken als viele klassische Tabletten, so lautet das Versprechen des Herstellers. Aber stimmt das wirklich? Ich habe es ausprobiert.

Für das Experiment habe ich mir das Einsteiger-Set bestellt. 6,66 Euro kostet es und besteht aus drei Filtern, in den Größen S, M und L. Ich habe eine ziemlich große Nase, also passt nur L. Davon bestellte ich mir zwölf Stück, für 29,57 Euro inklusive Versand. Jeder Filter hält einen Tag und kann für 24 Stunden getragen werden, sagt Rhinix. Für eine Woche reicht das also.

  • Tag 1: Das Einsetzen des Filters ist zunächst etwas seltsam und fühlt sich ungewohnt an. Vorher soll ich die Nase gründlich reinigen, nass soll sie allerdings auch nicht sein. Zum Glück war die Nacht einigermaßen heuschnupfenfrei, deshalb klappt das ganz gut. In der ersten Stunde muss ich zwei Mal niesen, aber das liegt wohl eher am Fremdkörper in der Nase als an irgendwelchen Pollen. Ansonsten spüre ich - erstaunlicherweise - den ganzen Tag fast keine Heuschnupfensymptome. Und das, obwohl der Hersteller selbst empfiehlt, schon vor der Pollensaison mit dem Tragen zu beginnen.
  • Tag 2: Über Nacht habe ich den Filter herausgenommen - auch wenn ich ihn laut Hersteller in der Nase hätte behalten können. Ein frischer muss so oder so morgens her. Diesmal kribbelt es noch mehr nach dem Einsetzen. Ein paar Nieser gibt es daher auch diesmal. Ansonsten kann ich aber annähernd frei atmen, und der Heuschnupfen scheint wie weggeblasen, trotz Frühlingswiese.
  • Tag 3: Ich merke: So ein Nasenfilter ist und bleibt ein Fremdkörper in der Nase, und das nervt auf Dauer beim Tragen. Der Druck auf die Nasenscheidewand ist zwar nur minimal, über den Tag hinweg kribbelt und juckt es jedoch immer wieder mal. Ich muss den Filter deshalb kurz herausnehmen und wieder einsetzen. So ganz hygienisch ist das nicht. Aber wenigstens muss ich nicht niesen.
  • Tag 4: Da ist sie, die erste Frage. "Was hast du denn da in der Nase?", fragt ein Kollege. Ich erkläre das Experiment. Der Kollege findet es spannend, aber auch etwas seltsam. Fakt ist: Heuschnupfen habe ich fast keinen, aber eben ein kleines weißes Plastikteilchen in der Nase.
  • Tag 5: Die Wirkung des Filters hält weiter an. Bedeutet: Fast kein Heuschnupfen. Die lästigen Nebenwirkungen bleiben aber auch. Und das zeigt sich gerade in der Folge des nicht zu 100 Prozent freien Atmens: Die Nase verstopft deutlich schneller als ohne Filter. Das ist doch irgendwie unangenehm.
  • Tag 6: Ich bin hin- und hergerissen. Auf der einen Seite bin ich weiter begeistert, dass mich eine so einfache Technik wie ein Nasenfilter vom Heuschnupfen so gut wie befreit. Auf der anderen Seite stört der Filter doch ziemlich, und wirklich wohl fühle ich mich auch nicht immer damit.
  • Tag 7: Es ist geschafft. Der Test ist rum. Ich bin zwar immer noch fast heuschnupfenfrei - aber auch etwas genervt vom kleinen Plastikfilter in meiner Nase. Am Morgen drauf nehme ich auf jeden Fall wieder eine Tablette.

Also: Der Nasenfilter funktioniert. Wirklich. Ist er eingesetzt, verschwinden die Heuschnupfensymptome nach kurzer Zeit. Außerdem ist er einfach zu benutzen: Vor dem Einsetzen einmal Nase putzen, rein damit und fertig. Pillen schlucken muss damit niemand, und das bedeutet im Umkehrschluss: Die Müdigkeit, die viele nach der Einnahme von Antihistaminika plagt, fällt weg.

Allerdings bedeuten die Filter auch, dass sich ständig ein Fremdkörper in der Nase befindet. Die Filter sind zwar federleicht und drücken eigentlich auch nicht. Nach spätestens zwölf Stunden ist es aber vorbei mit dem Komfort.

Und nicht zuletzt ist der Preis ein Problem. Selbst mit einer großen Sammelbestellung sind die Filter deutlich teurer als Tabletten. Ein Filter kostet aktuell mindestens 1,79 Euro. Das macht 12,53 Euro pro Woche Pollen-Schutz. Wer ein Marken-Antihistaminikum wie Cetirizin einsetzt, zahlt pro Tablette dagegen gerade einmal 30 Cent (2,10 Euro für eine Woche, bei einer Tablette pro Tag).

Trotzdem lohnt es sich aber wohl in jedem Fall, die Filter selbst einmal auszuprobieren. Dafür bietet der Hersteller kleine Probier-Packs an. Ich setze aber ab sofort wieder auf Tabletten.

(hebu)
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