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Düsseldorf Licht hilft gegen die Winter-Depression

Düsseldorf · Der Lichtmangel der kalten Jahreszeit lässt nicht nur die Stimmung in den Keller sinken. Es kann auch zu kognitiven Problemen kommen. Zu den Hauptursachen zählt der Vitamin-D-Mangel. Dagegen gibt es gute Mittel – etwa Solarien.

Etwa vier Millionen Bundesbürger kommt der Winter vor wie ein ununterbrochener Jet-Lag. Denn sie leiden in den dunklen Monaten am Seasonal-Affective- Disorder-Syndrom, abgekürzt SAD. Die Stimmung ist gedrückt, die Libido weicht der Lust auf Süßigkeiten, und man schläft viel und ist trotzdem den Tag über müde. Alles schon schlimm genug – und nun haben Wissenschaftler der University of Alabama auch noch herausgefunden, dass der Denkapparat des SAD-Patienten leidet.

Die amerikanischen Forscher analysierten die Daten von fast 15 000 Männern und Frauen im Hinblick auf Depressionen, kognitive Funktionen und ihren Aufenthalt im Tageslicht. Im Ergebnis zeigte sich, dass diejenigen, die sich am meisten im Dunkeln aufhielten, gegenüber den intensivsten Tageslichtteilnehmern ein ums 1,4-fache erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen wie etwa eine Gedächtnisschwäche hatten. Allerdings galt dieser Unterschied nur für winterdepressive, nicht für gesunde Patienten. Wer also nicht unter Winterblues leidet, kann weiterhin seine Examensübungen für Januar oder Februar einplanen.

Dass die kognitiven Defizite nur bei winterdepressiven Menschen auftreten, deutet nach Ansicht von Studienleiter Shia Kent darauf hin, "dass sie beide von den gleichen hormonellen Veränderungen ausgelöst werden". Und die bestehen darin, dass durch den Lichtmangel die Produktion des stimmungsaufhellenden Hirnbotenstoffes Serotonin zurück- und umgekehrt die Ausschüttung des ermüdenden Hormons Melatonin hochgefahren wird. "In anderen Studien zeigte sich zudem, dass die Hirndurchblutung vom Tageslicht abhängt", erläutert Kent. Unter Lichtmangel sei diese stark reduziert, was schließlich auch in kognitiven Beeinträchtigen ausmünden könne.

Die winterliche Tristesse schlägt aber auch gleichermaßen auf Stimmung und Denkvermögen, weil beide einen engen Zusammenhang mit dem Vitamin-D-Status eines Menschen haben. An der University of Texas fand man bei depressiven Patienten besonders niedrige Vitamin-D-Spiegel, und an der Tufts-Universität in Boston ermittelte man an 1000 hochbetagten Senioren: Je niedriger die Werte des Vitamins, umso schlechter die Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen. Zudem konnte man dort, wie Studienleiterin Katherine Tucker sagt, "Stoffwechselwege im Gehirn nachweisen, an denen das Vitamin beteiligt ist." Etwa im Hippocampus und Kleinhirn, die an der Produktion neuer Erinnerungen beteiligt sind.

Wie beim Serotonin steht und fällt die körpereigene Herstellung von Vitamin D mit der täglichen Lichtexposition. Sein Produktionslabor ist die Haut, die umso fleißiger produziert, je mehr sie von UV-B-Strahlen bestrahlt wird. Was für den Winter bedeutet, dass man mindestens täglich für 20 Minuten ans Tageslicht gehen müsste. Hochbetagte müssten dies allerdings sogar mehr als eine Stunde tun, weil ihre Haut als Vitaminproduzent immer mehr nachlässt. Bettlägerige Patienten schaffen das nicht, weswegen zwei von drei Pflegeheimbewohnern unter einem Vitamin-D-Defizit leiden.

Hier können dann entsprechende Präparate helfen. Für gesunde Menschen sind sie hingegen entbehrlich bis gefährlich, insofern das Vitamin D in Überdosierung der Gesundheit schaden, sogar Arteriosklerose und Infarkte fördern kann. Zudem könnten Gesunde täglich ins Freie gehen, ganz zu schweigen davon, dass sie noch genug Appetit haben, um über die Nahrung – wie etwa Käse, Fisch, Fleisch und Eier – etwas für ihre Vitamin-D-Bilanz zu tun.

Eine weitere Option ist die Anwendung einer Tageslichtlampe, die in der Behandlung von Winterdepressionen Tradition hat. Oder auch der regelmäßige Besuch eines Sonnenstudios. "Ein Solariumbesuch alle zwei Wochen reicht in der Regel aus, um den Vitamin-Level vom Sommer über den Winter zu retten", erklärt Morten Bogh von der Universität Kopenhagen. Für den Vitamineffekt müsste man, so der dänische Dermatologe weiter, die Strahlung auch nicht bis zum Krebsrisiko hochdosieren. Es reicht schon, wenn die Haut ein zartes Rosa bekommt und wenige Tage später wieder ins Blässliche umschlägt. Das sieht zwar niemand, aber für die gute Laune reicht's – und die punktet auf der Attraktivitätsskala mehr als ein dunkelbrauner Teint.

(RP)
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