Sprechstunde Ullrich Graeven Krebskranke sind in Zentren gut aufgehoben

Die interdisziplinäre Behandlung onkologischer Patienten ist wichtig für den Behandlungserfolg.

Unser Leser Alfred Z. (59) aus Willich fragt: "Ich bin an Krebs erkrankt, und nun steht die Frage an, wo ich mich behandeln lassen soll. Allgemein rät man mir, dass ich mich an ein zertifiziertes Zentrum wenden sollte. Sind die wirklich besser?"

Ullrich Graeven Zentren, vor allem die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentren etwa für die Behandlung von Darmkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs oder auch die sogenannten Onkologischen Zentren der Deutschen Krebsgesellschaft, zeichnen sich durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der unterschiedlichen, an der Behandlung einer Tumorerkrankung beteiligten Disziplinen aus. So ist im Einzelfall sichergestellt, dass die zum Teil doch sehr komplexen Behandlungsstrategien einer Tumorerkrankung in einer sogenannten Tumorkonferenz festgelegt werden. Dadurch können die Patienten sicher sein, dass alle Behandlungspartner die wichtigen Informationen erhalten und auch an der Planung der Therapie beteiligt sind. So ist es zum Beispiel bei einer Darmkrebserkrankung, zumal wenn Tochtergeschwülste (Metastasen) bereits vorliegen, sehr wichtig, dass der Chirurg von vorneherein in die Therapieplanung einbezogen ist, weil häufig die Möglichkeit zur operativen Entfernung von Metastasen gegeben ist. Wichtig scheint es, dass Patienten darauf achten, dass die Zentren sich einer externen Zertifizierung unterziehen, wie dies zum Beispiel bei den Zentren der Deutschen Krebsgesellschaft der Fall ist. Darüber hinaus sind solche Zentren auch verpflichtet, ein breites Angebot an Betreuungsmöglichkeiten von der spezialisierten onkologischen Pflege über die Psychoonkologie bis hin zur Palliativmedizin anzubieten. Diese breite Palette stellt sicher, dass die in den Zentren betreuten Patienten entsprechend ihren Bedürfnissen ein auf sie abgestimmtes Behandlungs- und Betreuungsangebot erhalten können. Die Sorge, die bei dem Begriff Zentrum vielleicht mitschwingen mag, dass hier die persönliche Betreuung zwangsläufig zu kurz kommen muss, ist nicht berechtigt, da Zentren eine hohe Kompetenz und Erfahrung in der Betreuung der Patienten mit Tumorerkrankungen und ihren Bedürfnissen haben. Die Tatsache, dass in den DKG-zertifizierten Zentren nicht nur die erforderlichen Strukturen überprüft werden, sondern auch die tatsächliche Qualität der Behandlung (also die Erfolgsraten nach operativen Eingriffen, die Komplikationsraten und die Frage, ob die Therapiestrategien den Leitlinien zur Behandlung der Tumoren entsprechen), gibt den Patienten weitere Sicherheit bei der Auswahl des Behandlungsortes. Inzwischen sind über 900 Zentren für die unterschiedlichen Tumorerkrankungen zertifiziert worden. So ist in der Regel auch immer eine heimatnahe Behandlung möglich, und Patienten müssen gerade in der sehr belastenden Zeit einer Tumorerkrankung nicht unnötig weite Reisen auf sich nehmen, um eine optimale Behandlung zu erhalten. Da die für viele Tumorerkrankungen erforderliche Chemotherapie überwiegend ambulant durchgeführt werden kann, verfügen die meisten Zentren über eigene ambulante Einrichtungen oder stellen die ambulante Versorgung der Patienten durch eine Kooperation mit niedergelassenen Ärzten her. Somit ist sichergestellt, dass auch während der ambulanten Therapiephasen keine Abstriche in der Qualität der Therapie gemacht werden müssen.

Ullrich Graeven ist Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie an den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach.

(RP)
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