Sprechstunde In den Zwölffingerdarm

Bei einer Magenspiegelung inspiziert der Gastroenterologe sehr genau auch die Speiseröhre und den Zwölffingerdarm.

Elke F. (42) aus Wuppertal fragt: "Wegen Magenschmerzen soll ich eine Spiegelung bekommen. Warum wird dabei auch der Zwölffingerdarm untersucht?"

Walter Frasch Echte Magenerkrankungen sind heutzutage selten. Noch in den 80er Jahren waren Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre häufig und mussten nicht selten sogar operiert werden. Dieses Bild hat sich gewandelt. Magenkrebs ist jetzt seltener, vermutlich durch veränderte Lebensbedingungen; man hat das Bakterium Helicobacter pylori als Hauptverursacher von Geschwüren entdeckt und kann sie im Idealfall nicht nur behandeln, sondern sogar heilen. Während früher fast jeder Zweite diesen Magenkeim in sich trug, ist das bei den jetzigen Kindern und jungen Menschen in Deutschland nur noch in etwa fünf Prozent der Fall. Dementsprechend selten sind diese Erkrankungen bei jungen Menschen geworden, und chirurgische Eingriffe mit Magenoperationen kommen kaum mehr vor.

Umso differenzierter muss man heute "Magenschmerzen" abklären. Wenn die Beschwerden nicht länger als vier Wochen bestehen, wird der Hausarzt in vielen Fällen durch genaues Abfragen der Beschwerden und der Vorgeschichte eine schwerwiegende Erkrankung ausschließen können und eine Behandlung einleiten, die sich an den Symptomen orientiert. Bei länger anhaltenden Beschwerden oder wenn alarmierende Veränderungen beobachtet werden, wird er jedoch eine endoskopische Klärung durch eine Magenspiegelung veranlassen.

Dabei wird nicht nur der Magen inspiziert; nach Einführen des Endoskopes unter Sicht auf den Kehlkopf wird die Speiseröhre eingesehen und genau untersucht. Nach Aufdehnung des Magens durch Luft werden durch sorgfältiges Ausspiegeln des Magens Geschwüre etwa durch Schmerzmittel oder auch Hinweise für bösartige Veränderungen ausgeschlossen.

Mit den modernen sehr flexiblen Endoskopen gelingt es meist problemlos, das Gerät über den Magenpförtner hinweg in den Zwölffingerdarm vorzuschieben. Dieser nennt sich übrigens so, weil er etwa die Länge von zwölf nebeneinander gelegten Fingern hat.

Neben dem Zwölffingerdarmgeschwür kann man auch weitere Probleme ausschließen. So gibt es das Krankheitsbild der Sprue (Zöliakie), das durch eine Allergie auf Eiweiße des Weizens verursacht wird. Mit der brillanten hochauflösenden Videooptik fällt diese Schleimhautschädigung sofort auf und kann durch eine Gewebeentnahme bewiesen und klassifiziert werden. Bösartige Veränderungen sind hier selten.

(RP)
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