Sprechstunde Husten im Stakkato

Keuchhusten ist eine hartnäckige Kinderkrankheit. Guter Impfschutz auch bei den Angehörigen ist wichtig, damit Komplikationen ausbleiben.

Unsere Leserin Jennifer K. aus Krefeld fragt: "Mein Sohn Tom ist sechs Monate alt und hustet stark - der Kinderarzt sagt, es sei Keuchhusten. Was ist das? Warum hat die Impfung das nicht verhindert?"

Tim NIehues Keuchhusten ist eine akute, sehr ansteckende, nicht fieberhafte Infektion der Atemwege durch das Bakterium Bordetella pertussis, das Gifte (Toxine) bildet. Starke Hustenstöße von Keuchhustenkranken verteilen die Keime in den herausgeschleuderten Tröpfchen meterweit. Keuchhusten ist langwierig ("Husten der 100 Tage"): Im "Katarrhalischen Stadium" (zwei Wochen) sind die Symptome unspezifisch, wie bei Schnupfen oder hartnäckiger Bronchitis. Im Anfallsstadium (fünf bis sechs Wochen) kommt es zu Serien von Hustenstößen (sogenanntes Stakkato-Husten), die Kinder atmen dann zwischendurch nicht mehr ein, laufen blau an, und man hat Sorge, dass sie ersticken.

Im letzten Moment kommt eine erlösende, hörbar ziehende Einatmung. Das geplagte Kind würgt und erbricht möglicherweise. Das Erholungsstadium dauert etwa drei Wochen. Kranke Säuglinge brauchen viel Pflege, weil Hustenanfälle insbesondere nachts auftreten. Dabei ist das Kind auf den Arm zu nehmen, weil es in der aufrechten Haltung eher Luft bekommt. Ausreichend Flüssigkeit, frische und eventuell etwas feuchte Luft tun gut. Antibiotika sind zu Beginn in den ersten beiden Wochen effektiv. Ältere Kinder und Erwachsenen stellen häufig die Infektionsquelle für kleinere Kinder dar, der Keuchhusten wird bei ihnen weniger leicht erkannt, weil sie weniger schwer, doch ähnlich lange erkranken.

Die Empfehlung ist, alle Kinder bereits in den ersten Lebensmonaten gegen Keuchhusten zu impfen, etwa zehn Prozent haben aber trotz vollständiger Impfung keinen ausreichenden Schutz. Die Impfung scheint die Besiedlung und Vermehrung von Bordetella-Bakterien auf den Schleimhäuten nicht zu verhindern, wohl aber deren Ausbreitung im Körper und Schäden durch Toxine. Vor Einführung der Schutzimpfung in den 50er Jahren starben jedes Jahr Tausende von Säuglingen am Keuchhusten. 2016 wurden in Deutschland 22.142 Keuchhusten-Fälle bekannt, Todesfälle waren die Ausnahme (drei Fälle, alles Säuglinge). Für den Schutz der besonders gefährdeten Neugeborenen und Säuglinge ist ein guter Impfschutz der Personen in der Umgebung wichtig, auch durch Auffrischimpfung der Schwangeren, ihrer Familie und Kontaktpersonen. Zurzeit wird diskutiert, ob alle Schwangeren gegen Keuchhusten zu impfen sind und deren Kinder damit schon vor Geburt einen so genannten Nestschutz durch Übertragung mütterlicher Pertussis-Antikörper erhalten.

(RP)
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