Homöopathie Wo Eiter drin ist, soll auch Eiter draufstehen

Düsseldorf · Hundekot, Küchenschabe, Eiter: Homöopathische Präparate enthalten mitunter unappetitliche Inhaltsstoffe. Bisher müssen nur ihre lateinischen Bezeichnungen angegeben werden. Das will eine CDU-Politikerin ändern.

Rund 60% der Deutschen haben schon einmal homöopathische Medikamente genommen. Trotzdem wissen viele nicht, was sich darin befindet. Die Inhaltsstoffe sind meist nur auf lateinisch vermerkt.

Geht es nach der CDU-Politikerin Mechthild Heil, sollen die Substanzen künftig auch auf Deutsch angegeben werden. "Nur wer versteht, was konkret drin ist, kann sich damit auseinander setzen", schreibt die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe homöopathischer Zubereitungen mit ausschließlich lateinischen Bezeichnungen sei nicht mehr zeitgemäß.

Bedeutsam wäre eine solche Kennzeichnungsregelung vor allem deshalb, weil hinter den homöopathischen Präparaten mitunter höchst kuriose Substanzen stecken - bisher wolkig umschrieben in lateinischer Form:

  • Murus Berlinensis: Das Mittel enthält Partikel der Berliner Mauer und soll gegen psychische Blockaden helfen.
  • Excrementum Canium: Kopfschmerzen, Allergie, oder Schnupfen? Ein wenig Hundekot soll es richten.
  • Blatta Orientalis: Das homöopathische Mittel mit Küchenschabe wird besonders bei Lungenerkrankungen empfohlen.
  • Medorrhinum: Der Wirkstoff wird aus dem Eiter entnommen, der sich im Harntrakt von Tripper-Erkrankten befindet. Dieses Medikament wird unter anderem bei Hämmorriden, Warzen und anderen Entzündungen angewandt.
  • Nosoden: Sollen bei verschiedensten Erkrankungen helfen. Nosoden werden unter anderem aus Plazenta, Muttermilch oder auch körpereigenem Blut und Urin hergestellt.
  • Bufo Rana: Das homöopathische Medikament wird aus dem Gift der Erdkröte hergestellt. Es soll zum Beispiel gegen Hautentzündungen und Impotenz helfen.

Weder Dosierung noch Inhaltsstoffe homöopathischer Medikamente müssen bislang genauer angegeben werden. Das möchte Mechthild Heil mit ihrer Forderung ändern. Die CDU-Politikerin geht noch einen Schritt weiter und stellt die Apothekenpflicht homöopathischer Mittel in Frage: "Der ausschließliche Verkauf in Apotheken erweckt den Anschein, es würde sich um wissenschaftlich anerkannte Alternativen zu schulmedizinischen Medikamenten handeln." Dem solle eine klare Regelung entgegenwirken, verlangt die Politikerin.

Nach der Lehre der Homöopathie werden Inhaltsstoffe stark verdünnt, meist so sehr, dass sie chemisch nicht mehr nachweisbar sind. Für die Wirksamkeit dieser alternativen Heilmethode gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege. Ihre Anwendung sowie die Kostenübernahme durch Krankenkassen ist daher heftig umstritten.

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