Sprechstunde Herzklabaster im Urlaub

In den schönsten Tagen des Jahres steht das vegetatives Nervensystem unter Strom. Aber auch Alkohol kann Herzrhythmusstörungen auslösen.

Unsere Leserin Heike F. (36) aus Schwalmtal fragt: "Immer wenn ich in den Urlaub fahre, dann bekomme ich Herzklabaster. Gibt es da keine Pille, die mir helfen könnte?"

Klaus Dominick Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an, das nicht nur Kardiologen beschäftigt, sondern alle Menschen. Die Urlaubszeit ist eine besondere Zeit. Sie bietet viele Möglichkeiten, wird aber häufig auch von zahlreichen Erwartungen überhöht. Meistens können diese Hoffnungen nicht erfüllt werden, es kommt zu Frustration, Geborgenheitsdefiziten, Verlusten. Manchmal ist es auch sehr positiv: die neue Urlaubsbekanntschaft, die unerwartete Harmonie.

Dies alles stimuliert unser vegetatives Nervensystem und führt über eine neurohormonelle Stimulation zu einer körperlichen Reaktion. Da das Herz das absolute Top-Projektions-Organ ist, entsteht der sogenannte "Herzklabaster". Dies kann tatsächliche Veränderungen im Herzrhythmus im Sinne von Unregelmäßigkeiten und Extraschlägen auslösen, es können aber auch einfach nur Betonungen oder Verstärkungen von einzelnen Herzaktionen auftreten. Musiker sprechen dann vom Sforzando, Nicht-Musiker assoziieren ein besonderes Gewicht auf ihrer Brust oder ihrer Seele.

Im Urlaub ergibt sich auch häufig die Möglichkeit zur Ausgelassenheit, zur unkontrollierten Beschwingtheit, zum ausgiebigen Testen von Grenzen Nicht selten hat hierbei Alkohol einen Einfluss. Alkohol ist ein Zellgift, das uns Menschen schadet. Es gibt keine Grenze für die Schädlichkeit von Alkohol. Frauen vertragen in der Regel nur ein Drittel der Alkoholmenge eines Mannes. Nicht selten kommt es zu unregelmäßigen Herzaktionen unter Alkohol, dem sogenannten "Holiday-heart-syndrom". Meistens steckt eine Unregelmäßigkeit aus den Vorhöfen des Herzens dahinter.

Wenn Sie wissen, dass Sie häufig diese Unregelmäßigkeiten im Urlaub, etwa in Verbindung mit Alkohol erleben, wäre es sinnvoll, sich ihrem Hausarzt oder ihrem Kardiologen anzuvertrauen. Es gibt eine entsprechende Bedarfsmedikation, die dann die Folgen des Vorhofflimmerns, Übelkeit und Herzkreislaufschwäche oder aber Schlaganfall mit Halbseitenlähmung, verhindern oder aber mildern kann.

Keinesfalls sollte der "Herzklabaster" einfach hingenommen werden. Es besteht eine klare Behandlungsleitlinie nach der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie.Schon vor ihrem Urlaub sollten Sie ihren Hausarzt oder Kardiologen aufsuchen, damit eine definitive Diagnose mittels Tele-EKG oder ei Langzeit-EKG gestellt werden und dann die entsprechende Therapie eingeleitet werden kann.

(RP)
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