RP-Trainer Uwe Felten wagt den Fallschirmsprung Aus 4000 Metern Höhe in die Tiefe

Düsseldorf · Für die einen ist es eine Horrorvorstellung, für die anderen ein Lebenstraum: einmal einen Fallschirmsprung zu wagen. Unser Personal-Trainer Uwe Felten hat es gemacht und sich aus 4000 Metern aus einem Flugzeug gestürzt. Der ganze Sprung im Video - und alles, was Mutige über das Abenteuer wissen müssen.

Es ist ein kleines Flugzeug ohne Sitze, in dem rund 25 Männer und Frauen aneinandergedrückt auf ihren großen Moment warten. Jeder von ihnen will aus diesem Flieger springen. Manche kopfüber im Wingsuit. Andere im Tandem mit einem Profi. Es ist eng. Die Maschine steigt und steigt. Dann öffnet sich die Tür.

Wer es bis hierher geschafft hat, für den gibt es kein Zurück mehr. Der Tandem-Profi schiebt den Laien-Springer gnadenlos aus dem Maul des Flugzeugs. In 4000 Metern Höhe.

Aber von vorn.

Es ist ein Donnerstag um 15 Uhr, RP-Trainer Uwe Felten kommt am Flugfeld in Marl an. Von außen ist nicht viel zu sehen. Ein Hangar, ein paar Autos. Mehr nicht. Erst in der Halle wird deutlich: Hier ist was los. Rund 50 Menschen laufen von links nach rechts. Ziehen sich bunte Anzüge an, prüfen die Leinen von Fallschirmen und richten immer wieder den Blick gen Himmel.

Dazwischen vereinzelt und sichtlich unentspannt: die Neulinge. Jene, die das Gefühl haben, zugleich das beste und vielleicht auch das schlimmste Abenteuer anzugehen, dem sie sich jemals gestellt haben - dem freien Fall aus einer Höhe von vier Kilometern.

"Ich denke darüber schon sehr lange nach", sagt Felten, "und jetzt habe ich entschieden, es endlich durchzuziehen." Damit geht es ihm wie vielen Abenteuerlustigen hierzulande. Rund 350.000 Mal wird alleine in Deutschland pro Jahr aus einem Flugzeug gesprungen. Im Jahr 2000 waren es noch rund 300.000 Sprünge. "Die Höhe, der freie Fall und das Loslassen, ist einfach total faszinierend", erklärt Felten. "Ursprünglich wollte ich auch noch Bungee-Springen ausprobieren. Aber ich glaube, das braucht man nach einem Fallschirmsprung nicht mehr."

Das Gute dabei: Tun muss der Personal Trainer ausnahmsweise mal nicht mehr viel. Wer einen Profi-Tandemsprung beim Verein für Fallschirmsprung in Marl bucht, der kommt einfach zum abgemachten Termin ans Flugfeld und überlässt das meiste dem Profi-Springer. Heute ist das Sascha Weiß. Der 26-Jährige gehört mit rund 1400 Sprüngen zu den erfahrensten Fallschirmspringern Deutschlands. Keine schlechte Voraussetzung, um sich mit Leib und Leben an ihn zu schnallen.

"Wenn wir im Flugzeug sind und die Tür aufgeht, dann schiebe ich dich Richtung Tür, bis die Füße aus dem Flugzeug heraus hängen", erklärt Weiß bei der Einführung. "Dann ist es wichtig, dass du die Füße unter die Maschine klappst - und dann springen wir." In diesem Video sehen Sie das Flugfeld, die Einführung und den Weg zum Flugzeug:

Was sich so leicht anhört ist wahrlich nichts für schwache Nerven. In den ersten zehn Sekunden des Sprungs fallen die beiden 300 Meter steil abwärts, danach beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit immer noch 180 Stundenkilometer. Nach etwa 40 bis 60 Sekunden und auf einer Höhe von rund 1500 Meter zieht der Profi dann die Reißleine. Die Schirmfahrt dauert zwischen drei und fünf Minuten, während der Springer pro Sekunde etwa fünf Meter sinkt.

All das weiß Uwe Felten auf seinem Weg zum Flugzeug natürlich nicht. "Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich los geht!", sagt er mit einem breiten Lächeln. Aber dann wandern seine Gedanken dann doch sichtbar Richtung Endzeitgefühl: "Ich sehe euch dann im nächsten Leben!", ruft er noch, bevor er einsteigt. Es wird ernst.

Kaum sitzen die 25 Springer auf dem Boden des Propellerflugzeugs, hebt es auch schon ab. Die Stimmung ist aufgeregt, freudig, ein bisschen überdreht. Die Maschine steigt und steigt. Auf rund 4000 Metern öffnet sich die Tür. Felten legt den Kopf zurück, wie er es gelernt hat, der Tandem-Profi schiebt ihn Richtung Lucke. Füße raus, Arme ausbreiten - und los geht es. Hier geht es zum Video des Fallschirmsprungs.

Zuvor war schon der Kameramann gesprungen, den er speziell für dieses Ereignis gebucht hat. Eine Dokumentation für etwas, das viele nur ein einziges Mal in ihrem Leben machen dürften. Nur eines bekommt die Kamera aufgrund der Geräuschkulisse nicht mit: den lauten Schrei, den sich auch der stahlharte Personal Trainer beim Fall aus dem Flugzeug nicht verkneifen kann.

Es folgen Bilder wie man sie kennt: Strahlend blauer Himmel, glückliche Gesichter, nach oben zeigende Daumen, Wolken. 60 Sekunden freier Fall. Dann geht der Fallschirm auf. Nach rund fünf Minuten ist der ganze Spuk vorbei. Felten zieht die Füße nach oben, und er und Profi-Springer Weiß rutschen über das Gras zurück auf festen Boden.

Die Fallschirmspringer klatschen sich alle gegenseitig ab. Am Ende, weiß man es dann eben doch auch nach über 1000 Sprüngen noch zu schätzen, heil unten angekommen zu sein. Uwe Felten denkt darüber aber wohl kaum nach: "Geil, das war so geil", platzt es aus ihm heraus, "am liebsten würde ich sofort wieder hoch und nochmal springen!"

  • Gutes Wetter: Bei Wolken, Regen und/oder Nebel kann es sein, dass die Maschine entweder später startet - oder auch gar nicht. Uwe Felten musste rund 90 Minuten warten, bis der Himmel aufgeklart war. Siehe Video. Aus diesem Grund müssen Springer Geduld mitbringen.
  • Gewicht: Wer einen Tandemsprung machen will, sollte nicht mehr als 90 Kilo wiegen. Die meisten Fallschirmspringer sind selbst eher von einer sehr schlanken Statur. Aus diesem Grund kann es bei mehr Gewicht zu Komplikationen kommen.
  • Alter: Grundsätzlich darf jeder ab dem 14. Lebensjahr springen - und sogar eine Ausbildung zum Fallschirmspringer machen - vorausgesetzt, die Eltern willigen ein und aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen.
  • Gesundheit: Erst einmal gibt es keine Einschränkungen. Vor allem bei einem Tandemsprung reicht eine durchschnittliche Gesundheit und Fitness aus. Ärztlich abklären lassen, ob ein Fallschirmsprung mit Risiken verbunden ist, sollten jedoch Menschen mit Vorerkrankungen, insbesondere Patienten mit Problemen im HNO-Bereich und des Herz-Kreislaufsystems.
  • Kosten: Ein Tandem-Sprung mit dem Verein für Fallschirmsprung in Marl kostet 200 Euro. Soll das Ereignis auf einem Video festgehalten werden, springt ein professioneller Kameramann mit. Das kostet zusätzlich 95 Euro.
  • Kleidung: Für den Sprung sollten lockere Kleidung und ein Paar Sportschuhe eingepackt werden. Festes Schuhwerk wie etwa Springerstiefel eignen sich nicht.
  • Brillenträger: Wer eine Brille trägt, bekommt eine spezielle Schutzbrille mit der es möglich ist, die Sehhilfe auch während des Sprungs zu tragen.
(felt)
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