Kita-Essen Zu viel Fleisch, zu wenig Salat

Berlin · Eine neue Studie zeigt: Viele Kindertagesstätten erfüllen nicht die Standards für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, denn es fehlt an Wissen und Personal. Nur ein Drittel der Kitas kocht das Mittagessen frisch.

Kita-Essen: Zu viel Fleisch, zu wenig Salat
Foto: Shutterstock.com/ Pressmaster

Die Plätze in Kindertagesstätten sind in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut worden: Wurden Anfang des Jahrtausends noch eine Millionen Kinder unter sieben Jahren in Kitas betreut, waren es 2015 bereits 2,86 Millionen. Tendenz steigend. Die meisten Kinder essen auch in den Einrichtungen - über zwei Millionen Mittagsgerichte werden täglich serviert.

Doch die Qualität der Verpflegung hat offensichtlich nicht mit der rasanten Entwicklung Schritt gehalten. Das zeigt eine Studie, die gestern vom Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Christian Schmidt (CSU), in Berlin vorgestellt wurde. Demnach erfüllt ein beträchtlicher Anteil der bundesweit 54.000 Kitas nicht den Qualitätsstandard, der für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder empfohlen wird: Zu häufig bekommen die Kinder Fleisch vorgesetzt, zu selten Salat. Viele Kitas kennen laut Studie die Empfehlung gar nicht und haben auch sonst kein Konzept. Schmidt will das ändern: "Die Verpflegung von Kindern wird zu häufig dem Zufall überlassen. In allen Kitas müssen Qualitätsstandards etabliert werden."

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Auftraggeber der Studie, hat den Qualitätsstandard für die Kita-Verpflegung entwickelt, der eine Auswahl kindgerechter und gesundheitsfördernder Lebensmittel auflistet. So sollen die Kinder in der Kita täglich Gemüse und pro Monat (20 Verpflegungstage) mindestens an acht Tagen Salat oder Rohkost und maximal an acht Tagen Fleisch oder Wurst zu essen bekommen. Während sich beim Gemüse 85,8 Prozent der Kitas an die Vorgabe halten, sind es bei Rohkost nur 38,9 Prozent und bei Fleisch 55,3 Prozent. "In den Kitas wird zu viel Fleisch und zu wenig rohes Gemüse angeboten", sagte Ulrike Arens-Azevedo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), die die Studie durchgeführt hat.

"Bislang kennt nur die Hälfte aller Kitas den Standard und nur jede dritte setzt ihn auch um", erklärte der Minister das Problem. Und nur 35,1 Prozent der Einrichtungen haben der Studie zufolge überhaupt ein Konzept für die Verpflegung der Kinder. Hinzu kommt, dass nur 38,4 Prozent der Kitas eine Fachkraft, eine Köchin oder Hauswirtschaftlerin, beschäftigen. Und so entscheiden entweder die Erzieher vor Ort oder der Träger der Einrichtung - meist ohne spezielles fachliches Wissen - über die Ernährung der Kinder. "Gerade Fachpersonal ist wichtig, um eine ausgewogene Ernährung der Kinder sicherzustellen", erklärte Arens-Azevedo.

Neben Fachpersonal fehlt es in vielen Kitas auch an der notwendigen Küchenausstattung. Nur 16,2 Prozent verfügen über voll ausgestattete Küchen und 20,1 Prozent über einige Großküchengeräte. Aus diesen Gründen lassen sich über zwei Drittel der Kitas das Essen von Caterern liefern, weniger als ein Drittel kocht selber. Dabei haben diese Studien zufolge in der Regel ein besseres und ausgewogeneres Essensangebot. "Kitas mit eigener Küche sind wünschenswert, aber oft nicht zu realisieren, weil Geld oder Platz fehlt", sagte die HAW-Gesundheitsexpertin.

Agrarminister Schmidt setzt vor allem auf Aufklärung, gesetzliche Vorgaben will er nicht. So will er den DGE-Standard bekannter machen. Unter dem Slogan "Macht Dampf" können sich Eltern auf einem Webportal informieren. Die Grünen werfen Schmidt vor, es bei großen Ankündigungen zu belassen.

(RP)
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