Studie Warum Sie aufhören sollten, Kalorien zu zählen

Düsseldorf · Kalorienzählen ist die beste Methode um abzunehmen - dass dem ganz und gar nicht so sein muss, zeigt eine neue Studie. Sie warnt sogar davor, dass das reine Abzählen zu mehr Kilos auf der Waage führen kann - denn Kalorie ist nicht gleich Kalorie.

Studie: Warum Sie aufhören sollten Kalorien zu zählen
Foto: Shutterstock.com/ Lilyana Vynogradova

Es erscheint so einfach: Schnell die Kalorien auf den Lebensmitteln zusammenrechnen, darauf achten, dass eine bestimmte Gesamtsumme nicht überschritten wird, und fertig ist die Diät. Was sich seit Jahrzehnten in den Köpfen vieler Abnehmwilliger eingespeichert hat, ist tatsächlich wesentlich komplexer. Das gibt eine neue Studie der Wissenschaftler um Sean Lucan vom Albert Einstein College of Medicine zu bedenken.

Darin beschreiben die Forscher, warum Kalorienzählen allein nicht verantwortlich oder auch ausreichend für eine Gewichtsreduktion ist. Das beginnt demnach schon damit, dass letztlich niemand in der Lage ist, die Menge an Kalorien, die er aufnimmt und auf der anderen Seite, die er verbrennt exakt zu bestimmen. So seien viele Angaben auf Lebensmitteln verfälscht, und neben dem Sport würde der Körper auch beispielsweise im Ruhezustand Energie verbrauchen. Zudem sei der Stoffwechsel nicht jeden Tag gleich, wodurch eine langfristige Verlässlichkeit über den Kalorienverbrauch ebenfalls nicht gewährleistet sei.

Außerdem arbeite der Mensch mit diesem Verfahren letztlich immer gegen eine biologisch festgelegte Tatsache an: Kalorienzufuhr und -verarbeitung hängen zusammen. Egal, wie sehr sich jemand diszipliniert, wenn er weniger Kalorien zu sich nimmt, als er am Tag verbraucht, regelt der Körper runter. Man wird müder und hat Hunger. Das führe, so die Forscher, dazu, dass sich viele Menschen nach einiger Zeit des Kaloriensparens zu wenig bewegten, oder anfingen übermäßig viel zu essen - und zwar Lebensmittel, die besonders hochkalorisch seien. Auf diese Weise könne Kalorienzählen alleine sogar zu einem Teufelskreis führen, der letztlich Übergewicht provoziert.

Kalorie ist nicht gleich Kalorie

Vor allem aber, so geben die Wissenschaftler zu bedenken, ist Kalorie keineswegs gleich Kalorie. Durch die Fokussierung auf die reine Anzahl, so heißt es in der Studie, würde vergessen, welche Auswirkungen bestimmte Kalorien auf den Stoffwechsel des Körpers haben. Ein Beispiel: Selbst wenn jemand nicht mehr als 1500 Kalorien pro Tag zu sich nehmen will, macht es einen großen Unterschied, ob die Energie aus Chips, Schokolade, Alkohol oder einer Fertigmahlzeit stammen, oder aus frischem Fisch, Gemüse und Obst. "Während einige Kalorien den Appetit zügeln und dem Körper viel Energie zur Verfügung stellen, machen andere den Appetit eher größer und bewirken, dass der Körper die Energie speichert", schreibt Co-Autor James DiNicolantonio.

Die Studie warnt sogar insbesondere vor Fertigmahlzeiten die häufig Zusatzstoffe wie Zucker und Stärke beinhalten. Sie könnten den Körper auf zwei Weisen beeinflussen: Zum einen kann die Hormonlage so verändert werden, dass Essattacken entstehen, die wiederum für Übergewicht verantwortlich sind. Zum anderen, lassen schnell verdauliche Kohlenhydrate den Insulin- und Zuckerspiegel ansteigen, halten jedoch nicht lange vor, wodurch ebenfalls zusätzlicher Hunger entsteht. Damit verbunden sei auch eine Verstärkung von Trägheitsgefühlen, die auch für zusätzliche Kilos auf der Waage sorgen können.

Aus diesen Gründen, so die Forscher, sei es viel wichtiger sich auf die Qualität, als auf die Quantität von Kalorien zu konzentrieren. Insbesondere gilt das laut der Studie für Fette. Da sie im Verhältnis zu Proteinen oder Kohlehydraten tatsächlich die höchste Zahl an Kalorien schon bei kleinen Mengen aufweisen, sind sie für die meisten Abnehmwilligen direkt tabu. Tatsächlich seien viele fettreiche Nahrungsmittel jedoch äußerst gesund, und erleichterten das Abnehmen sogar, obwohl sie mehr Kalorien enthielten. Beispiele solcher "gesunden Kalorienbomben" seien Oliven, Fisch oder Nüsse. Sie sind sehr reichhaltig, versorgen den Körper aber mit hochwertigen Nährstoffen und machen langfristig satt.

Aufgrund ihrer Erkenntnisse empfehlen die Wissenschaftler Diät-Modelle und staatliche Gesundheitsprogramme, die sich überwiegend auf die Kalorienzufuhr beschränken erneut zu überdenken.

(ham)
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