Zehnjahreshoch So teuer war Spargel lange nicht mehr

Düsseldorf · Vor Pfingsten gehen die Preise zwar runter, aber für die gesamte Saison rechnen die Experten mit Rekordpreisen. Fast alles, was die Deutschen verzehren, kommt aus dem heimischen Anbau. Und es ist fast immer der weiße Spargel.

So teuer war Spargel lange nicht mehr
Foto: Radowski

Beim Spargel hat das Preisbewusstsein des Deutschen seine Grenzen. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass er beim Spargelverzehr traditionell nicht nur einfacher Konsument ist, sondern auch Genießer, und für Genuss gibt man auch gern mal einen Euro mehr aus. Das heißt anno 2016 unter dem Strich: Ausgaben in einer Höhe wie lange nicht mehr. Jedenfalls glaubt das Michael Koch, Marktexperte bei der Bonner Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. Von einem Zehnjahreshoch ist die Rede, nachdem das Kilo im vergangenen Jahr durchschnittlich 6,70 Euro gekostet hat. Im April und Anfang Mai hat der Kilopreis zeitweise bei mehr als acht Euro im Durchschnitt gelegen, deutlich höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Für ein abschließendes Urteil ist es aber noch zu früh, weil die Spargelsaison erst im kommenden Monat endet.

Rechtzeitig vor Pfingsten wird es etwas besser

Ein gewichtiger Grund für den Preisanstieg, den die Experten beobachten, ist der Mindestlohn. "Die Lohnkosten machen in der Landwirtschaft immer noch 50 Prozent der gesamten Kosten aus", sagt der Diplom-Ingenieur Jochen Winkhoff von der Bundesfachgruppe Gemüsebau im Zentralverband Gartenbau und im Deutschen Bauernverband. Den rund 100.000 Erntehelfern in Deutschland mussten ihre Arbeitgeber im vergangenen Jahr 7,40/7,20 Euro (alte/neue Bundesländer) zahlen. In diesem Jahr sind es acht respektive 7,90 Euro, ab dem kommenden Jahr gelten einheitlich 8,50 Euro. An der Stelle deutet also nichts auf eine deutliche Verbilligung von Spargel hin.

Rechtzeitig vor Pfingsten, wenn sich so manche Familie zum Spargelessen zusammenfindet, wird's in diesem Jahr allerdings wieder ein bisschen preiswerter. Das liegt auch am zuletzt besseren Wetter. Im April hatte das vergleichsweise schlechte Wetter noch dafür gesorgt, dass die Ernte vorübergehend geringer ausfiel. Das Angebot schrumpfte entsprechend, und bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage lautet die einfache betriebswirtschaftliche Logik auch beim Spargel: Die Preise steigen.

Dem Deutschen scheint das relativ egal zu sein: Rund 1,3 Kilo Spargel hat jeder Bürger im Schnitt 2014 gegessen, im vergangenen Jahr war es kaum weniger. Und der deutsche Verbraucher bedient sich vorwiegend bei heimischen Bauern. Mehr als 80 Prozent des Spargels kommen aus heimischem Anbau. Dessen Anteil am Gesamtverbrauch ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, und er liegt deutlich höher als bei anderen Gemüsesorten, bei denen der sogenannte Selbstversorgungsgrad im Durchschnitt nur knapp 40 Prozent beträgt. "Das liegt unter anderem daran, dass genügend motivierte Erntehelfer zur Verfügung stehen, und dass die Folientechnik in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert wurde, so dass wir dadurch mehr geeignete Standorte in Deutschland haben", sagt Winkhoff.

Die Importe kommen übrigens bevorzugt aus Spanien, das rund ein Drittel aller Einfuhren nach Deutschland stellt. Dahinter folgen Griechenland und die Niederlande. Aber der Abstand zu den deutschen Produzenten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Und so stieg der Umsatz, den die deutschen Spargelbauern im vergangenen Jahr erzielten, auf mehr als 400 Millionen Euro. Und das fast ausschließlich mit weißem Spargel.

Die grüne Variante macht in Deutschland gerade mal 4000 Tonnen der gesamten Ernte aus. Bei den Einfuhren ist sie dagegen deutlich stärker vertreten: Mehr als ein Drittel des importierten Spargels ist grün.

(RP)
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