Pilzsaison beginnt Das sollten Sie beim Pilzesammeln beachten

Düsseldorf · Pilzesammler aufgepasst: Die Saison hat begonnen und immer mehr Menschen interessieren sich für die Waldfrüchte. Welche Exemplare ins Körbchen dürfen und wie man sie richtig zubereitet, erfahren Sie hier.

Pilz - giftig oder ungiftig? Die unterschiedlichen Pilzarten
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Das sind die unterschiedlichen Pilz-Sorten

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Foto: dpa

Bald brechen sie wieder durchs Unterholz, die Sammelwütigen in Goretex-Jacken und Wanderschuhen, mit Messer und Körbchen bewaffnet. Im Spätsommer und Herbst laufen viele Spaziergänger lieber abseits der Wege, die Augen fest auf den Boden gerichtet, denn sie "gehen in die Pilze". Das Sammeln wird immer beliebter, die Menschen haben aber nicht unbedingt mehr Ahnung, weshalb sich im vergangenen Jahr die Zahl der Vergiftungen laut der Krankenkasse DAK verdoppelt hat.

Wer sich mit Pilzen nicht auskennt, sollte zunächst an geführten Exkursionen und Seminaren teilnehmen. Wer daraufhin alleine loszieht, kann seinen Fund vorsorglich von einem Pilzsachverständigen untersuchen lassen — Bilder aus Büchern oder Pilz-Apps sind nicht immer eindeutig. "Je nach Witterung und Wachstumsstand sehen die Pilze anders aus", betont Wilfried Collong aus Wermelskirchen, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM).

Einige Täublinge und Röhrlinge sind nun schon zu finden. "Das Jahr fing aber schlecht an, der Mai und Juni waren sehr trocken", erklärt Collong. Auch im Frühjahr bräuchten sie viel Feuchtigkeit, damit sie im Herbst und Spätsommer gut sprießen. Wer Pilze finden will, muss wissen, wo er sie suchen muss. Steinpilze mögen die Nähe zu Nadelwäldern. Bachtäler mit höherer Luftfeuchtigkeit sind auch eine vielversprechende Stelle, doch sollten sich Sammler genau informieren. "Viele Bachtäler stehen unter Naturschutz — und dort darf der Natur nichts entnommen werden", betont Collong. Wildpilze sind generell nur für den Eigengebrauch zu suchen. Stößt jemand auf ein wahres "Nest" von Pilzen, ist Mäßigung angesagt. "Wer nur einen Korb voll sammelt, der hat anschließend stundenlang damit zu tun, seine Beute zu putzen und zu verarbeiten", sagt Rainer Wald, ebenfalls DGfM-Sachverständiger aus Monheim.

Einsteiger sollten sich auf Röhrlinge konzentrieren, denn die meisten von ihnen sind in der Regel nicht giftig. Der röhrenförmige Schwamm auf der Hutunterseite hat bei den ungefährlichen meist eine Gelb- oder Olivfärbung. Bekannte und schmackhafte Vertreter sind der Maronenröhrling und der Steinpilz. Dieser ist leicht zu verwechseln mit dem Gallenröhrling. "Er ist nicht giftig, aber ungenießbar und unterscheidet sich durch ein dunkles Netz am ganzen Stiel", sagt Collong. Der Steinpilz hat nur an der Stielspitze ein helles Netz. "Wenn man sich nicht sicher ist, ob es ein Steinpilz oder ein bitterer Gallenröhrling ist, nimmt man ein Stück in den Mund, kaut und spuckt es aus." Der Pfifferling hingegen ist ein Leistenpilz, dessen Unterseite eine harte, aderartige Struktur hat. "Er ist leicht zu verwechseln mit dem Falschen Pfifferling", erklärt der Wermelskirchener. "Der Doppelgänger ist weder giftig noch schmackhaft. Dessen Lamellen gabeln sich stark und sind biegsam."

Die beliebtesten Pilze und wofür sie sich eignen
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Die beliebtesten Pilze und wofür sie sich eignen

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Die meisten Pilze aber sind Lamellenpilze, der Champignon gehört zum Beispiel zu ihnen. Bei ihnen sollten schon gute Kenntnisse vorausgesetzt werden, denn Vertreter der Lamellenpilze gehören auch zu den giftigsten Exemplaren wie etwa der Knollenblätterpilz. "Der Champignon hat rosafarbene bis braune Lamellen, der Knollenblätterpilz hat an der Unterseite kalkweiße Lamellen", sagt Rainer Wald. Einem unbekannte Pilze sollte man immer mit dem Stielansatz rausdrehen, denn auch er verrät den Experten, welches Exemplar sie da vor sich haben. Sammler sollten die Fundstücke von allen Seiten begutachten und alle Sinne miteinbeziehen. "Der giftige und extrem seltene Satans-Röhrling zum Beispiel hat rote Röhren und stinkt extrem nach Urin, wie eine volle Windel", sagt Wald. Was so rieche, esse niemand.

Ein ewiger Streit herrscht darüber, ob man einen Pilz kurz überm Boden abschneiden oder rausdrehen sollte. "Es gibt die Fraktion der Dreher und der Schneider", stellt Collong fest. Das eine sei nicht richtiger oder falscher als das andere. "Nur eines darf man nie: ihn aus der Erde rausreißen." Der Pilz ist nur der sichtbare Fruchtkörper eines riesigen unterirdischen Geflechts, das durch rohe Gewalt mehr beschädigt wird, als es nötig ist.
Wer sich unsicher ist, was er da gefunden hat, nimmt ein Exemplar mit und lässt es von einem Sachverständigen bestimmen. "Es macht keinen Sinn, Pilze zu pflücken, die keiner essen kann", betont Rainer Wald. Pilze haben eine wichtige Aufgabe in der Natur. Wer zu kleine Pilze sammelt, gefährdet die Ernte der nächsten Jahre. Große Pilze sind oft zu alt, um gegessen werden zu können. "Wenn ich auf den Hut drücke und er gibt nach und ist matschig, dann kann ich ihn auch stehen lassen", sagt Rainer Wald.

Diese Pilze können Sie im Herbst finden
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Schneckenfraß an Pilzen ist unkritisch, beschädigte Stellen kann man wegschneiden. Bei Madenbefall sieht es anders aus. "Die Maden an sich sind nicht giftig, aber die von ihnen besiedelten Röhren sind verfault", betont Wilfried Collong. "Und faulige Sachen würde niemand essen."

(mso)
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