Todesfälle in Bayern Was Sie jetzt über Listerien wissen müssen

Düsseldorf · Wegen Listerien-Verdacht muss der bayrische Wurstfabrikant Sieber all seine Wurstprodukte zurückrufen. In Bayern gibt es Todesfälle. Ob ein Zusammenhang zu Sieber-Produkten besteht, ist aber noch unklar. Wir erklären, was Sie jetzt über Listerien wissen müssen.

 Listerien sind Bakterien, die sich in rohem oder nicht erhitztem Fleisch, aber auch in Käseprodukten befinden können.

Listerien sind Bakterien, die sich in rohem oder nicht erhitztem Fleisch, aber auch in Käseprodukten befinden können.

Foto: Shutterstock/ Nixx Photography

Rund 200 Produkte muss der Wursthersteller vom Markt nehmen, nachdem in einigen Listerien gefunden wurden. Nun hat das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bestätigt, dass es einen Todesfall wegen Listeriose gab. Drei weitere Tote führt die Behörde ebenfalls auf eine Listerien-Infektion zurück. Die wichtigsten Antworten zu den Erregern.

Die Wurst sieht aus wie immer und riecht auch nicht schlecht - und dennoch kann sie verseucht sein. Listerien heißen jene Bakterien, die sich häufig in Lebensmitteln verstecken und verheerende Folgen haben können. Entsprechend nimmt der Mensch die Bakterien meist mit der Nahrung auf. Erkrankt er, spricht man von einer Listeriose. Neben rohen Tierprodukten können auch bereits verarbeitete Lebensmittel in Betrieben mit den Keimen kontaminiert werden, wenn die Hygienemaßnahmen unzureichend sind. Besonders anfällig für Listerien sind Milchprodukte, rohes Fleisch und Fleischerzeugnisse wie etwa Wurst, außerdem geräucherter Fisch und Schalentiere.

Bei gesunden Erwachsenen kann eine Listeriose sogar so gut wie gar keine Symptome auslösen. Treten sie doch auf, sind sie meist eher unspezifisch und grippeähnlich. Manche Patienten bekommen auch starke Magen-Darm-Probleme. Erste Anzeichen stellen sich meist zwei Stunden nach dem Verzehr ein und können Übelkeit und Erbrechen beinhalten.

Besonders gefährlich ist laut Bundesamt für Risikobewertung (BfR) eine Lebensmittelvergiftung durch Listerien für Schwangere, Neugeborene und Personen, die durch ihr hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme ein geschwächtes Immunsystem haben - etwa Tumorkranke oder HIV-Infizierte. Grund für die schweren Verläufe ist, dass die Bakterien in der Lage sind, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und Gehirn- und Hirnhautentzündungen auszulösen.

Im Vergleich zu Salmonellen-Erkrankungen sind Listeriose-Fälle in Deutschland relativ selten - etwa 300 bis 400 pro Jahr. Wegen der manchmal schlimmen Verläufe misst das BfR der Vermeidung von Listerien große Bedeutung zu. Lebensmittel dürfen während der gesamten Haltbarkeitsdauer laut BfR nicht mehr als 100 Keime von Listeria monocytogenes pro Gramm enthalten. Hersteller in Deutschland und in anderen EU-Staaten sind verpflichtet, ihre Produkte regelmäßig nach einem Stichprobenplan zu untersuchen und den Grenzwert einzuhalten.

Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wurden seit 2012 in Deutschland Listeriosen mit einem bestimmten Muster beobachtet. Diesem Ausbruch könnten möglicherweise bis zu 80 Erkrankungsfälle mit dem Schwerpunkt Baden-Württemberg und 22 Fälle in Bayern zugeordnet werden. Acht der erkrankten Personen sind gestorben, bei vier von ihnen wird die Listeriose als hauptsächliche Todesursache angesehen. Ob die Todesfälle auf Sieber-Produkte zurückgehen, ist aber unklar. Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermutet, dass das Sieber-Produkt "Original Bayerisches Wammerl" in Zusammenhang mit dem Listeriose-Ausbruch in Süddeutschland von 2012 an bis heute steht. So kam es erst zur Verzehrwarnung durch das bayerische Verbraucherschutzministerium und schließlich zum Rückruf der Ware.

Die Firma Sieber muss die Herstellung ihrer Produkte vorerst vollständig einstellen, dazu gehören auch die vegetarischen Fleischersatzprodukte. Wie lange das Verbot bestehen bleibt, ist noch unklar. Rund 120 Mitarbeiter bangen um ihren Job. Firmenchef Dietmar Schach hat allerdings inzwischen Klage gegen den Freistaat Bayern eingereicht. Die Rückrufaktion sämtlicher Waren und die Werksschließung seien politisch motiviert, sagte Schach. Das bayerische Verbraucherschutzministerium wies die Vorwürfe zurück.

Mit Material der dpa

(ham)
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