Kreta-Diät Abnehmen und das Altern aufhalten in einem?

Düsseldorf · Pfunde purzeln lassen, seine Lebenszeit verlängern, sich den Krebs essend vom Leib halten und Alzheimer aufhalten - all das soll mit einer einzigen Diät möglich sein: der Kreta-Diät. Selbst von Herzspezialisten wird die Ernährungsumstellung gepriesen. Wir haben uns angesehen, was sie wirklich kann.

 Mediterrane Kost lässt nicht nur die Pfunde purzeln, sondern schützt Herz und Gefäße und hilft gegen Krebs.

Mediterrane Kost lässt nicht nur die Pfunde purzeln, sondern schützt Herz und Gefäße und hilft gegen Krebs.

Foto: Shutterstock.com/ Yevgeniya Shal

Das Mittelmeer zählt zu den liebsten Reisezielen der Deutschen. Nicht nur Land und Leute haben es ihnen angetan, sondern auch das, was auf den Tisch kommt. Der Begriff Mittelmeer-Diät mag deshalb für viele zunächst verlockend klingen. Doch wer sich nun auf Pizza und Pasta freut oder durch den Namen "Kreta-Diät" Gelüste auf Bifteki, frittierte Calamares, Gyros und Lammkotelette entwickelt, der wird enttäuscht sein. Denn diese üppigen Speisen gehen dann durch die ungesunden Fette, das viele Fleisch und die leeren Kohlehydraten doch auf die Hüften.

Warum die Menschen auf Kreta länger leben

Nein, ein Diät-Teller nach Kreter Art lockt mit anderen Leckereien, die die Wissenschaft schon in den 1960er Jahren als vorteilhaft für Ernährung und Gesundheit erkannten: viel Gemüse — gedünstet, nicht frittiert —, Olivenöl mit reichlich ungesättigten Fettsäuren und wenig Fleisch. So lässt es sich kurz zusammenfassen.

Für diese Formel ermittelten Forscher in einer Vergleichsstudie, in welchen Ländern eine deutlich niedrigere Häufigkeit von Gefäßkrankheiten und auch Krebsleiden auftraten. Besonders fiel die Insel Kreta auf, auf der die Menschen deutlich länger lebten als an anderen Orten auf der Welt und das trotz ihrer zu damaligen Zeit ärmlichen Ernährung. Statt großen Fleischbergen gab es Salat zum Essen, und anstelle eines griechischem Sahnejoghurts mit karamellisierten Mandeln und Honig schlicht und ergreifend Obst.

Schätzungen ergaben in den 1980er Jahren, dass Amerikaner 40-mal häufiger einen tödlichen Herzinfarkt erleiden als die griechischen Inselbewohner. Wie bahnbrechend die mediterrane Ernährung sich auf die Gesundheit auswirkt, brachte spätestens die Lyoner Herz-Studie ans Licht. In der bekannten französischen Stadt hatten sich Wissenschaftler zusammengetan, die herausfinden wollten, warum in den Mittelmeerländern weniger Herz-Kreislauferkrankungen existieren und diese Diagnose auch seltener Todesursache ist. Sie stellten ein Experiment an, in dem sie rund 600 Herzinfarktpatienten in zwei Gruppen aufteilten und diese unterschiedlich ernährten.

Studie: Mediterrane Küche schützt vor Herzinfarkt

Die eine Gruppe aß nach den Prinzipien der Kreta-Diät. Sie erhielt also Brot, Gemüse und Fisch, statt Butter gab es Oliven- und Rapsöl und täglich ein Stück Obst. Außerdem stellte man den Probanden kostenlos eine besondere Margarine zur Verfügung, die von der Zusammensatzung ähnlich dem Olivenöl war, nur mehr Omega-3-Fettsäuren enthielt. Zum Essen war sogar ein Glas Wein erlaubt. Die Vergleichsprobanden hingegen bekamen Ernährungsratschläge, so wie sie auch hierzulande nach Infarkten gegeben werden, konnten dann aber selbst bestimmen, wie ihr Speiseplan aussehen sollte.

Das Ergebnis der Studie war so überwältigend eindeutig, dass sich die Wissenschaftler nach 27 Monaten entschlossen, die eigentlich auf fünf Jahre angelegte Untersuchung abzubrechen: In der Gruppe der Normalernährten erlitten 33 Personen einen weiteren Herzinfarkt. 16 starben daran. In der Gruppe der Mittelmeerköstler hingegen waren es nur acht, lediglich drei verstarben daran. Damit lag die Quote eines neuerlichen Infarkts mehr als 70 Prozent niedriger als in der Vergleichsgruppe. Damit war erstmals die vorbeugende Wirkung der mediterranen Küche klar belegt.

Risiko für Krebs und Herztod nehmen ab

Das zeichnet die Kreta-Diät aus: Ein niedriger Gehalt an gesättigten Fettsäuren, denn im Olivenöl, das in moderatem Maße konsumiert werden soll, stecken ungesättigte Lipide, die sich positiv auf den Cholesterin-Spiegel und damit auf die Entwicklung von koronaren Herzkrankheiten auswirkt.

Griechische Forscher selbst fanden heraus, wie sehr die Mittelmeer-Kost die allgemeine Lebenserwartung verlängert. Ein 60-jähriger Mann, der das Richtige auf seinen Teller legt, lebt demnach statistisch betrachtet bis zu einem Jahr länger. Das Risiko für einen Herztod nimmt nach nur 44 Monaten um 33 Prozent ab und das für eine tödliche Krebserkrankung um 24 Prozent. Voraussetzung dafür allerdings ist der Verzehr von Olivenöl, Walnüssen, Hülsenfrüchten und Getreide.

Tatsächlich nimmt die mediterrane Ernährungsform positiven Einfluss auf viele Faktoren: Sie minimiert das Schlaganfallrisiko deutlich, ebenso das für Herzinfarkte, die Cholesterin- und Triglyceridwerte verändern sich positiv, außerdem wirkt sie sich mit niedrigen Blutzuckerwerten positiv auf die Insulinwerte aus und minimiert die Krebswahrscheinlichkeit und auch die für einen Typ-II-Diabetes und Alzheimer. Neue Studien wollen sogar positive Auswirkungen in Bezug auf Impotenz und Arteriosklerose festgestellt haben.

Das macht Kretas Küche so gesund

Die entsprechenden Erkenntnisse aus dieser Ernährung wurden in die so genannte Mittelmeer-Diät oder Kreta-Diät gegossen. Zu ihr gehört grundsätzlich, beim Gemüse eifrig zuzulangen und ebenso bei Obst, Nüssen, Hülsenfrüchten und Getreide, hingegen nur moderat bei Fisch, Fleisch und Olivenöl. Trotz aller Lebensfreude sollte der Genuss von Wein und anderen alkoholischen Getränken ebenso wie auch der von Milch und Milchprodukten im Rahmen bleiben. Außerdem gilt bei der Mittelmeerdiät: Finger weg von Süßigkeiten. Wer sich daran hält, profitiert nicht nur mit weiteren Lebensjahren, sondern auch einer ansehnlichen Figur, so belegten Wissenschaftler in diversen Studien.

Noch vorbildlicher in Sachen Fett sind nur die Japaner. Die nehmen nur halb so viel davon zu sich wie es die Deutschen tun und leben damit offenkundig länger. Kaum ein anderes Land kann so viele alte Menschen vorweisen wie Japan.

Menschen, die nicht nur eine gesunde Ernährungsumstellung im Blick haben, sondern auch Pfunde purzeln lassen wollen, sollten darauf achten, dass sie täglich nicht mehr als 1.200 bis 1.500 Kilokalorien zu sich nehmen. Rezepte dazu finden sich unter anderem auf der Seite der Herzstiftung.

(wat)
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