Peinliches Körpergeräusch Das sind die häufigsten Auslöser von Blähungen

Düsseldorf · Rund zehn Liter Gas bilden sich täglich im Darm. Das ist normal. Peinlich wird es dann, wenn sich ein Wölkchen unkontrolliert den Weg nach draußen bahnt. Was kann man dagegen tun? Hier finden Sie Rat zum Thema Blähungen, ohne darüber sprechen zu müssen.

Ernährung – das sind die häufigsten Unverträglichkeiten
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Foto: monticello /Shutterstock.com

Mitten in der Konferenz, beim Bücken nach dem heruntergefallenen Kuli oder beim Sit-up im Studio: unerwartet und leider hörbar befreit sich ein Windchen aus dem Enddarm. Der Trost: Mit dem Problem sind Sie nicht allein. Beschämend: Man wäre es gern. So unangenehm das auch sein mag, immerhin ist es in den meisten Fällen harmlos.

Medizinisch betrachtet sind Blähungen — im Fachjargon auch Flatulenz genannt — eine vollkommen normale und gesundheitlich unbedenkliche Angelegenheit.

Zum Knattern am Darmausgang kommt es in Folge von Verdauungsvorgängen. Kohlenhydrate, Rohfasern, Fette und Eiweiß werden im Darmtrakt in ihre Einzelteile zerlegt und treten so winzig klein ihre Reise in den Blutkreislauf an.

Fehlen bei der Zerlegung bestimmte Enzyme oder gibt es zu wenige von ihnen, gelangt die Nahrung nicht richtig verdaut vom Dünn- in den Dickdarm. Dort warten Bakterien auf den Schmaus und beginnen gleich mit der Zersetzung.

Unangenehmer Nebeneffekt: es entsteht jede Menge Gas. Nach Informationen der Gastro-Liga unglaubliche zehn bis 15 Liter am Tag. Das meiste davon diffundiert durch die Darmwand ins Blut und wird über die Lungen abgeatmet, sagt Christian Trautwein, Gastroenterologe am Uniklinikum Aachen und Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.

Zehn Prozent bleiben im Verdauungstrakt und können dort zu quälenden Schmerzen führen. Der Darm bläht sich auf wie ein Ballon und es wäre eine Erleichterung, das Gas heimlich loszuwerden - wären da nicht zwei weitere Nebeneffekte: Häufig gelingt das nicht geräuschlos und zudem hat "das Gas verschiedene Inhaltsstoffe, darunter Stickstoff, Wasserstoff, Ammoniak, Schwefelverbindungen und Methan und ist meist nicht geruchsneutral", sagt Trautwein.

Durchschnittlich entweichen Menschen zehn bis zwanzig Pupse am Tag. Solange sich der Bauch nicht stark aufbläht und sie auf natürlichem Weg dem Darmtrakt entweichen können, muss man sich keine Sorgen machen.

Sollten sich aber ständig schmerzende Gasmengen im Bauch ansammeln, kann das der Hinweis auf Lebensmittel- oder Milchunverträglichkeit sein. Milch- und Fruchtzucker sind dabei die häufigsten Auslöser. Für immer wiederkehrende Blähungen können daneben entzündliche Magen-Darmerkrankung verantwortlich sein. In diesem Fall sollten Sie sich nicht scheuen, medizinischen Rat einzuholen.

Meist aber stecken banale Dinge dahinter: Hektisches Essen, durch das vermehrt Luft mitgeschluckt wird oder der Verzehr von Lebensmitteln mit schwerverdaulichen Kohlenhydraten gehören dazu. So sollte man sich nicht wundern, wenn der Genuss von Lauch und Zwiebeln, einigen Kohlsorten wie Rot- oder Rosenkohl, unreifem Obst sowie Hülsenfrüchten zu den unerwünschten Effekten führen.

Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit können ebenfalls zu Übeltätern im Darm werden. Sie sind in der Lage, Veränderungen der Darmflora hervorzurufen. Auch der plötzliche Umstieg auf eine sehr vollwertige Ernährung führt oft zu Verdauungsproblemen und Windabgängen.

Was also tun, um erst gar nicht Blicke auf sich ziehen zu müssen? Die Gastro-Liga rät bei dauerhaften Beschwerden zunächst einmal zur Selbstbeobachtung. Wann und wie treten die Symptome auf? Welchen Essgewohnheiten folgt man? Diese Fragen nachzugehen, bieten die besten Aussichten darauf, sich der Blähungen zu entledigen.

Das können Sie vorbeugend tun

Wer um seine Anfälligkeit weiß, kann diese offensiv angehen, indem er seine Ernährungsgewohnheiten anpasst. Dazu zählt Folgendes:

  • Setzen Sie auf Nahrungsmittel aus leichtverdaulichen Kohlenhydraten. Dazu zählen beispielsweise Reis oder Kartoffeln.
  • Verzichten Sie auf blähende Lebensmittel wie Kohlsorten, Hülsenfrüchte und Co.
  • Meiden Sie kohlensäurehaltige Getränke.
  • Essen Sie ruhig und kauen Sie gründlich - nehmen Sie lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag ein als wenige große
  • Kaufen Sie möglichst wenig industriell hergestelltes Brot. Maschinell gefertigter Teig geht meist nicht lange genug und ist darum besonders reich an unverdaulichem FODMAP-Zucker, fanden Forscher der Hochschule Hohenheim heraus. Durch langes Gehenlassen des Teigs verringert sich der Anteil dieses Zuckers.
Das kleine Lexikon der gesunden Tee-Sorten
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Und sollte es dennoch einmal passieren, helfen Pflanzen wie Pfefferminze, Kümmel, Melisse, Fenchel und Anis, denn sie alle enthalten ätherische Öle, die entblähend und leicht krampflösend wirken. Je nach Vorliebe kann man sie als Tee aufgießen oder als Tinktur oder Lösung einnehmen.

Ergänzend hilft es, ein Ernährungstagebuch zu führen. So werden manchmal Unverträglichkeiten sichtbar gemacht. Wer zu Bauchkrämpfen neigt, sollte sich eine Wärmeflasche oder ein Körnerkissen zulegen. Denn Wärme entkrampft und entspannt.

Drückt die Luft im Bauch, hilft daneben Bewegung. Fahren Sie Rad oder gehen Sie zügig um den Block. Das bringt den Darm in Schwung und sorgt dafür, dass die Gase entweichen können.

(wat)
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