Sprechstunde Eingeklemmte Arterie

Bei sportlichen Aktivität entwickeln manche Menschen das "Entrapment-Syndrom". Hierbei wird von außen Druck auf ein Gefäß ausgeübt.

Unsere Leserin Anne-Kathrin M. aus Wermelskirchen fragt: "Mein 24-jähriger Freund hat mir erzählt, dass er seit kurzem beim Laufen Schmerzen in Wade und Zehen bekommt. Er raucht nicht, ist nicht krank und läuft Marathon. Orthopädisch soll alles in Ordnung sein. Hat es etwas mit seinen Gefäßen zu tun? Das hat er nämlich bei Recherchen im Internet gelesen."

Christoph Ploenes Die Beschwerden Ihres Freundes sprechen tatsächlich für Durchblutungsstörungen der Beinschlagadern (Arterien). Während des Laufens brauchen die Beinmuskeln mehr Sauerstoff, der durch eine verstärkte Durchblutung bereitgestellt wird. Wenn die Durchblutung nicht ausreicht, kommt es zu belastungsabhängigen Muskelschmerzen, meist in der Wade. Die bei weitem häufigste Ursache ist die Arteriosklerose.

Bei Ihrem Freund spricht aber nichts für das Vorliegen einer Arteriosklerose (niedriges Alter, keine Risikofaktoren). Wahrscheinlicher ist es, dass die Beinarterien auf ganz andere Weise verengt werden: durch Druck von außen!

Gerade bei jüngeren, sportlich aktiven Personen muss man damit rechnen. Die Beinarterien verlaufen normalerweise frei von äußerem Druck eingebettet in Muskeln und Bindegewebe, ebenso wie die Venen und Nerven. Manchmal nehmen die Arterien aber einen anderen Weg. Dadurch vergrößert sich die Gefahr, dass sie von Beinmuskeln und Sehnen von außen eingedrückt werden.

Das Risiko ist besonders groß, wenn die Sehnen und Muskeln arbeiten, also gerade während des Laufens oder bei anderer sportlicher Aktivität. Dabei wird die Arterie eingeklemmt, daher der Name "Entrapment-Syndrom". Durch die dauernde Einwirkung von außen kann es auch an der Innenwand der Arterie zu Verletzungen mit der unerwünschten Bildung von Blutgerinnseln kommen. Oft werden sie mit dem Blutstrom fortgespült, verschließen nach und nach auch die Arterien von Unterschenkel und Fuß und können so das ganze Bein gefährden.

Daher ist es wichtig, die Diagnose dieser Erkrankung früh zu stellen. Durch Operation wird die Arterie aus der Einklemmung befreit. Das reicht nicht aus, wenn die Gefäßwand bereits geschädigt ist und Blutgerinnsel entstanden sind: Der Gefäßchirurg muss in diesem Fall den betroffenen Gefäßabschnitt entfernen. Er ersetzt ihn durch ein "Ersatzrohr", meist aus Venenmaterial.

Übrigens können auch Armarterien auf diese Weise erkranken; häufiger sind hier, an den oberen Extremitäten, aber Nerven betroffen, die im Rahmen eines solchen Nervenkompressionssyndroms bewegungsabhängig Schmerzen verursachen.

(RP)
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