Sprechstunde Die instabile Schulter

Wenn sich das Schultergelenk auskugelt, wird oft der Arm ruhiggestellt. Hilft das nicht, muss möglicherweise minimalinvasiv operiert werden.

Unser Leser Markus B. (25) aus Oberhausen berichtet: "Ich spiele American Football auf hohem Niveau. Vor drei Jahren habe ich mir bei einem Spiel die Schulter ausgekugelt. Eine Operation wurde mir damals nicht empfohlen, der Arm wurde für drei Wochen ruhiggestellt. Leider kam es drei Monate nach der ersten Luxation zu einer erneuten Auskugelung, und danach folgten weitere. Mir wurde von meinem Orthopäden gesagt, dass der Knochen der Gelenkpfanne vorne durch das wiederholte Auskugeln abgerieben sei. Was kann man nun tun?"

Thilo Patzer Die knöcherne Gelenkpfanne der Schulter ist birnenförmig und beim intakten Schultergelenk im Vergleich zum Gelenkkopf viermal kleiner. Um die Pfanne herum läuft ein Ring, der die Pfannen-Fläche vergrößert und den Kopf stabilisiert. Bei einer Luxation kommt es oftmals zu einem Abriss oder Einriss der Gelenklippe. Diese kann über eine Gelenkspiegelung von einem Orthopäden wieder angenäht werden.

Nach mehrmaligen Luxationen kann es jedoch zu einem Abreiben des vorderen Knochens des Pfannenrands kommen. Fehlen 20 Prozent des vorderen Pfannenknochens (etwa sechs Millimeter), so reicht die Stabilität der Weichteile nicht mehr aus, es muss Knochen an die Pfanne angelagert werden, um die Birnenform wiederherzustellen. Dieses kann ebenfalls über eine schonende minimalinvasive Gelenk-Spiegelung erfolgen.

Bei einem solchen Eingriff wird ein Knochenblock aus dem Beckenkamm im Bereich des Defekts an der Schulterpfanne fixiert. Über diesen Knochenblock wird dann noch die Kapsel genäht und somit die Anatomie wieder rekonstruiert. Von außen betrachtet sehen die Schultern nach beiden OP-Methoden, dem Weichteileingriff und der Knochenanlagerung, etwa gleich aus; für die letztere wird lediglich ein vierter Zugang benötigt und ein kleiner Schnitt über dem Beckenkamm zur Knochenentnahme.

Die Wiederherstellung der eigentlichen Anatomie ist bei den meisten orthopädischen Eingriffen das Ziel, denn der Bauplan des menschlichen Körpers ist durchdacht und sollte nicht verändert werden.

(RP)
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