Sprechstunde Der richtige Blutdruck

Die Zielwerte einer Bluthochdruck-Therapie sind von Land zu Land unterschiedlich. Das sorgt bei Patienten manchmal für Irritationen.

Unser Leser Willy A. (82) aus Kempen fragt: "Ich habe seit zehn Jahren Bluthochdruck. Mit meinen Tabletten habe ich immer Werte um 130 bis 140. Jetzt habe ich gelesen, dass das nach neuen amerikanischen Erkenntnissen noch zu viel sei. Soll ich noch mehr Tabletten nehmen?"

Mit dem Alter steigt die Zahl der Patienten mit erhöhtem Blutdruck. Er ist ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzschwäche. Deshalb ist es wichtig, eine arterielle Hypertonie zu entdecken; anfangs macht sie keine Beschwerden.

Dann ist es natürlich auch wichtig, den Bluthochdruck konsequent zu behandeln. Dazu gibt es nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Gewichtsnormalisierung, Salz- und Alkoholreduktion und Bewegung. Wenn das nicht ausreicht, kommen Medikamente ins Spiel. Dabei gibt es eine große Auswahl an Substanzgruppen. Der Arzt wählt dann solche Substanzen, die am besten zu dem einzelnen Patienten passen.

Große Untersuchungen zeigen, dass ein systolischer Blutdruck von 130 bis 140 mmHg, das ist der obere oder erste Blutdruckwert, zu den wenigsten Herz-Kreislauf-Problemen führt. Deshalb sehen die deutschen und auch die europäischen Leitlinien bei der Behandlung einen Zielwert von unter 140 mmHg vor.

Nach den aktuellen Leitlinien gibt es sogar wieder einen kleinen Alterszuschlag für Patienten über 80 Jahre; jedoch nicht wie früher üblich von 100 plus Lebensalter; bei diesen Patienten kann es auch ausreichend sein, wenn der obere Blutdruckwert unter 150 mmHg liegt. Danach ist Ihr Blutdruck gut eingestellt.

Im letzten Jahr gab es dann jedoch eine amerikanische Untersuchung, die sogenannte Sprint-Studie, wo man den Blutdruck deutlich niedriger gesenkt hat, mit der Folge, dass diese Patienten noch weniger Herz-Kreislauf-Probleme hatten. Das hat zu großen Diskussionen unter den Ärzten und auch zu vielen Berichten in den Medien geführt. Die Amerikaner haben sogar ihre Leitlinien geändert.

In Deutschland und Europa sieht man das anders. Hauptkritikpunkt ist dabei, dass man für diese Studie eine Methode benutzt hat, den Blutdruck zu messen, die unüblich ist und die immer niedrigere Werte aufweist. Wenn man die so gemessenen Werte dann auf die übliche Messmethode umrechnet, kommt man auch in Sprint wieder auf Werte zwischen 130 und 140 mmHg.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Sie mit Ihren Werten sehr zufrieden sein können, Sie müssen sich also keine Sorgen machen.

(RP)
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