Tierärzte und Züchter warnen Chinaseuche bedroht Kaninchen in NRW

Düsseldorf · Seit einigen Monaten breitet sich in Deutschland die sogenannte Chinaseuche bei Kaninchen aus. Die Symptome der Krankheit sind vergleichbar mit jenen von Ebola. Für den Menschen besteht keine Gefahr, er kann allerdings zum Überträger werden.

 Die Chinaseuche betrifft ausschließlich Kaninchen und ist in den meisten Fällen tödlich. Eine aggressive Variante der Erkrankung breitet sich derzeit in Deutschland aus.

Die Chinaseuche betrifft ausschließlich Kaninchen und ist in den meisten Fällen tödlich. Eine aggressive Variante der Erkrankung breitet sich derzeit in Deutschland aus.

Foto: Soultkd/ Shutterstock.com

Kaninchenzüchter sind in Sorge: In Deutschland ist die sogenannte Chinaseuche auf dem Vormarsch, auch in Nordrhein-Westfalen gibt es Krankheitsfälle. "Die Tiere werden benommen in die Praxis gebracht, leiden an Atemnot, hohem Fieber und erleiden zahlreiche innere Blutungen, die meisten verenden innerhalb von einer Nacht", sagt Johannes Grübl, Tierarzt in Düsseldorf. "Manche Kaninchen erleiden auch einen Spontantod und fallen quasi plötzlich mit Nasenbluten tot um."

Immer wieder erlebt es Grübl, dass Familien mit ihren kranken Kaninchen in die Praxis kommen, noch mehr hört er aber von Kollegen, dass die Chinaseuche zum Problem wird. "Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Tiere betroffen sind, weil die Krankheit nicht meldepflichtig ist", sagt Wolfgang Elias vom Deutschen Kaninchenzüchterverband. "Aber wir wissen von unseren Mitgliedern, dass sich die Krankheit in Deutschland immer weiter ausbreitet."

Es gibt zwei Formen von RHD, wie die hochansteckende Chinaseuche medizinisch genannt wird. Die Abkürzung steht für "Rabbit Haemorrhagic Disease" ("Hämorraghisches Fieber bei Kaninchen") und bezeichnet Fiebererkrankungen, die mit Blutungen einhergehen, wie etwa Ebola beim Menschen.

RHD-1 ist eine mildere Variante, gegen die auch eine Impfempfehlung besteht. Aktuell breitet sich jedoch der aggressive Erreger RHD-2 in Deutschland aus. "Dabei erleiden die Tiere einen sehr qualvollen Tod, weshalb es auch oft dazu kommt, dass sie im Todeskampf eine Art Schmerzensschrei ausstoßen", sagt Grübl.

Die Empfehlung des Tierarztes und des Kaninchenzüchterverbandes lautet deshalb für alle Kaninchenhalter: Die Tiere unbedingt impfen lassen. "Das Problem ist, dass die Erreger sehr vielseitig übertragen werden können: durch andere Kaninchen, durch kontaminiertes Grünzeug, das etwa auf einer Wiese gepflückt wird. Sogar der Mensch kann den Erreger auf das Tier übertragen, wenn er zuvor Kontakt mit einem kranken Kaninchen hatte", sagt Grübl. Anstecken kann sich der Mensch jedoch nicht.

"Deswegen ist eine Impfung alle sechs Monate unerlässlich", sagt Tierarzt Grübl. "Früher hat man nur alle zwölf Monate geimpft, aber angesichts dieser neuen, aggressiven Virusvariante hat man das auf zweimal pro Jahr hochgestuft."

Allerdings hat der Impfschutz Grenzen. Denn der aktuelle Impfstoff aus Deutschland wirkt nur bedingt gegen RHD-2. Echten Schutz bietet nur eine Substanz aus Frankreich, die hierzulande bislang verboten ist. "Weil sich der Erreger in Deutschland aber immer weiter ausbreitet, sieht es so aus, als ob der Wirkstoff Ende Oktober auch in Deutschland zugelassen wird, dann dürfte es auch hier nicht mehr zu entsprechenden Todesfällen kommen", sagt Grübl.

(ham)
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