Was in die Bewerbung gehört

Zu viele Informationen in den Unterlagen können die Chancen mindern. Deshalb sollte man genau auswählen, was man seiner Bewerbung beilegt.

Es gibt Situationen im Leben, in denen das Motto "Viel hilft viel" richtig ist. Und es gibt Situationen, in denen eher "Mut zur Lücke" gilt. Die Bewerbung ist eine davon. Denn nicht alles, was man seinen Unterlagen beilegen kann, gehört dort auch rein. Und wer die Mappe oder den Mail-Anhang überfrachtet, mindert vielleicht sogar seine Chancen auf den Job. Andersherum darf manches aber auch nicht fehlen - und was das ist, unterscheidet sich je nach Stelle und Karriereverlauf. Sieben Berufstypen und was in ihre Bewerbung gehört:

Der Einsteiger 16 Jahre alt, gerade fertig mit der Realschule - viel Material für den Lebenslauf gibt es da noch nicht. Hier geht es also weniger ums Aussortieren, mehr ums Zusammensuchen. Nebenjobs oder ehrenamtliche Tätigkeiten sollten angehende Azubis deshalb im Lebenslauf immer angeben, rät die Bundesagentur für Arbeit auf "Planet-Beruf.de", im Idealfall mit einer schriftlichen Bestätigung in den Anlagen. Das gilt auch dann, wenn die Jobs auf den ersten Blick nichts mit der Ausbildung zu tun haben - Teamfähigkeit oder Disziplin zum Beispiel lassen sich so trotzdem demonstrieren.

Der Absolvent Praktika, Nebenjobs, Auslandssemester und Projekte: Spätestens nach dem Masterabschluss haben viele Studenten eine stattliche Anzahl von Lebenslauf-Stationen beisammen. Die sollte man Personalern nicht einfach unsortiert hinwerfen. "Den Lebenslauf muss man für jeden Job neu gestalten", sagt Bewerbungs-coach Jürgen Hesse. Er rät: Die Bewerbung als Werbeprospekt in eigener Sache begreifen, mit individuell zugeschnittenen Infos. Das Wichtigste gehört nach oben in den Lebenslauf, nicht nur ins Anschreiben. "Das wird nämlich sonst eventuell gar nicht gelesen."

Der Wechsler Mitte 30, die ersten Stufen der Karriereleiter sind geschafft, neue Aufgaben winken. Spätestens jetzt haben Abizeugnis und Grundschulname in der Bewerbung nichts mehr verloren. "Das ist dann sogar Anti-Werbung in eigener Sache", sagt Hesse. "Weil es zeigt, dass man keinen Blick für das Wesentliche hat." Stattdessen gilt: Konsequent sortieren - also nur die letzten fünf bis zehn Jahre berücksichtigen und Anlagen auf höchstens zehn Seiten begrenzen. "Wenn man wirklich sehr viel hat, sollte man besser nur die wichtigsten Dokumente beilegen und dann ein Anlagenverzeichnis dazu schicken."

Der Aufsteiger Was für reguläre Mitarbeiter gilt, gilt für zukünftige Führungskräfte umso mehr - und geht noch weiter. "Da geht es dann nicht nur darum, was man gemacht hat", sagt Brigitte Witzer, Coach für Führungskräfte. "Sondern auch um das, was man kann." Bewerber sollten also nachweisen können, dass sie sich zum Beispiel mit Innovations- oder Change Management auskennen. Und sie sollten im Idealfall schon etwas Führungserfahrung haben, als Teamleiter zum Beispiel. "Da geht es dann auch darum, wie viele Leute man geführt hat - ob zehn oder 100 ist ein Unterschied."

Der Rückkehrer Nicht jeder Bewerber hat mit Mitte 40 mehrere Stationen für seinen Lebenslauf - zum Beispiel, weil er sich zwischendurch um die Kinder gekümmert hat. Die Fünf- bis Zehn-Jahres-Regel zum Aussortieren gilt dann nicht mehr, sagt Hesse: Was man vor der Pause gelernt und gemacht hat, gehört in die Bewerbung. Dazu sollten Bewerber aber auch Aushilfsjobs oder Ehrenämter aus der jüngsten Vergangenheit angeben - vom Kassenwart im Sportverein bis zum Vorsitz der Elternvertretung. "Auch das zeichnet ein Bild von einem."

Der Beinahe-Rentner 40 Jahre bei einem Unternehmen - das war früher eher die Regel als heute. Blöd nur, wenn man dann plötzlich noch mal auf Jobsuche gehen muss, wegen Insolvenz des Arbeitgebers zum Beispiel. "Auch da geht es dann im Lebenslauf darum, eine Entwicklung zu zeigen", sagt Hesse. Also zum Beispiel, indem man die Tätigkeit beim Langzeit-Arbeitgeber detailliert nach Positionen und Aufgaben aufschlüsselt - und den Lebenslauf so etwas anfüttert.

Der Vorstand Für die Chefetage gelten wieder andere Regeln - vor allem auf dem C-Level, also bei der Spezies CEO, CFO, CTO und so weiter. "Das läuft dann fast nur noch über Netzwerke und Headhunter", erklärt Witzer. Wer sich für solche Aufgaben empfehlen will, braucht also eher keine Bewerbungsunterlagen mehr - sondern Kontakte und Sichtbarkeit, unter anderem auf Konferenzen. "Was man dann fachlich gemacht hat, ist eigentlich egal", sagt Witzer. Stattdessen geht es dann zum Beispiel um die Persönlichkeit, um Beziehungen.

(RP)
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