Zeitarbeit Schuften für wenig Geld

Düsseldorf (RPO). Zeitarbeit hat keinen guten Ruf. Die untersten Tariflöhne liegen bei etwa 7,20 Euro pro Stunde. Doch was sagt eigentlich das Gesetz über Rechte der Leiharbeiter? Wir beantworten 10 Fragen zum Thema.

Die Debatte über den Missbrauch der Leiharbeit bei der Drogeriekette Schlecker hat die Diskussion über Zeitarbeit wieder angeheizt. Verdi wirft Schlecker vor, kleinere Filialen zu schließen, den Angestellten zu kündigen und dann über eine Leiharbeitsfirma zu deutlich schlechteren Bedingungen einzustellen. Anstelle des Tariflohns im Einzelhandel von 12,70 Euro erhalten die neu Eingestellten laut Verdi nur 6,78 Euro.

Zwar ist der Lohn in seriösen Zeitarbeitsfirmen in der Regel über Tarifverträge geregelt, aber die untersten Tariflöhne liegen bei etwa 7,20 Euro pro Stunde. Daher verdienen Leiharbeitnehmer in vergleichbaren Gehaltsgruppen 36 bis 45 Prozent weniger als ihre festangestellten Kollegen.

In der Zeitarbeitsbranche hat sich der Arbeitgeberverband nach den Vorwürfen gegen Schlecker für die Einführung eines Mindestlohns ausgesprochen. Ein solcher Mindestlohn könne zwischen 7,31 und acht Euro betragen, sagte der Präsident des Bundesverbandes Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen (BZA), Volker Enkerts.

Kein Gesetz gegen Lohndumping

Gegen Dumping-Löhne können sich Beschäftigte kaum wehren, wenn sie entlassen und dann für die gleiche Arbeit von einer betriebsinternen Leiharbeitsfirma übernommen werden sollen. Denn illegal ist das nach geltender Rechtslage nicht. Darauf weist die Universität Duisburg-Essen hin, die das Problem untersucht hat.

"Nicht selten kehren dieselben Beschäftigten auf diesem Wege auf ihren früheren Arbeitsplatz zurück - nur für weniger Geld und zu schlechteren Arbeitsbedingungen", erläutert Claudia Weinkopf von der Universität. Der Drogeriekette Schlecker war in den vergangenen Tagen in die Kritik geraten, weil sie Beschäftigte entlassen und dann als Zeitarbeiter zu niedrigeren Löhnen wieder eingestellt haben soll.

Fester Job durch Zeitarbeit?

In den Boom-Jahren 2005 bis 2008 ist die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland rapide nach oben geschossen. Im Jahresdurchschnitt 2008 gab es 760.000 Zeitarbeiter, das waren fast doppelt so viele wie 2004. Dies zeigt der elfte Bericht der Bundesregierung zum Thema Arbeitnehmerüberlassung.

Während 2003 sieben Prozent aller Neueinstellungen in den Entleihbetrieben ehemalige Leiharbeitnehmer waren, sei dieser Wert bis 2008 auf zwölf Prozent geklettert. Allerdings führt der Weg über die Brücke nicht nur weg von der Zeitarbeit, sondern mitunter auch wieder zu ihr zurück. Es sei sogar wahrscheinlich, dass Leiharbeit eher der Start für eine dauerhafte "Zeitarbeitskarriere" als eine Durchgangsstation zum regulären Arbeitsmarkt ist. So schafften zwei Drittel der Leiharbeitnehmer innerhalb von zwei Jahren nicht den Sprung in eine "nachhaltige" Beschäftigung, sondern blieben in der Arbeitnehmerüberlassung.

In Nordrhein-Westfalen arbeiten etwa 1,8 Prozent der Erwerbstätigen in Zeitarbeit. Die Studie "Zeitarbeit in Nordrhein-Westfalen" vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales ergab: Sie kann ein wichtiges Mittel zum Übergang in eine Festanstellung sein: Fast 58 Prozent aller Beschäftigten der Zeitarbeitsbranche in NRW waren vorher arbeitslos, 20 Prozent von ihnen sogar langzeitarbeitslos. Und rund ein Drittel der Leiharbeitnehmer findet aus der Zeitarbeit heraus eine neue Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt.

(mais)
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