Polizeibeamte müssen belastbar sein

Wer auf den Straßen für Recht und Ordnung sorgen will, muss körperlich fit und psychisch stabil sein.

Fahrtraining, Selbstverteidigungskurse und Kriminalistik: Der Stundenplan von Tim Eifler ist alles andere als einseitig. In Hamburg macht der 28-Jährige derzeit eine Ausbildung zum Polizeimeister bei der Schutzpolizei. "Ich wollte als Kind schon Polizist werden", sagt Eifler. In den Polizeialltag schnupperte der Anwärter in einer sechsmonatigen Praxisphase während der Ausbildung. Mit Uniform, Handschellen und Dienstwaffe arbeitet er in einem Polizeikommissariat in Hamburg mit. "Ich war im Schichtdienst, auf Streife und durfte unter anderem Verkehrskontrollen durchführen."

Vor seiner Ausbildung zum Polizeimeister musste Eifler wie alle Bewerber einen Eignungstest absolvieren. Im schriftlichen Teil wurden die Rechtschreibung, die sprachlichen Fähigkeiten und das mathematische, abstrakte und logische Denken getestet. Im Sporttest ging es dann um den Gleichgewichtssinn, die Schnelligkeit und Beweglichkeit. "Bei dem Eignungstest wird das Allgemeinwissen und die körperliche Fitness der Bewerber geprüft", erklärt Berufsberaterin Yvonne Kühn von der Agentur für Arbeit. Sportlichkeit sowie ein Ideal- bis Normalgewicht werden erwartet. "Neben der physischen Belastbarkeit ist auch psychische Stabilität wichtig für diesen Job." Denn Polizisten müssten im Auftrag des Staates für Recht und Ordnung sorgen und auch in Ausnahmesituationen funktionieren. Zu den formalen Anforderungen gehörte bislang eine Mindestgröße und eine Altersbeschränkung. In Nordrhein-Westfalen mussten Männer mindestens 1,68 Meter, Frauen 1,63 Meter groß sein. Doch das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat die 2007 festgesetzte Mindestgröße vorerst gekippt (VwG Gelsenkirchen, 1 K 3788/14). Laut Urteil mangelt es an einer aktuellen wissenschaftlichen Grundlage für diese Mindestgröße. Darüber hinaus sollten "Bewerber nicht vorbestraft und überschuldet sein", erklärt Kühn. Ein gepflegtes Äußeres sei Pflicht.

Die Ausbildung zum Polizisten ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich aufgebaut. "Grundsätzlich ist die Nachwuchseinstellung Ländersache, so wie auch Bundespolizei und Bundeskriminalamt für die Rekrutierung selbst verantwortlich sind", erklärt Marina Berger von der Hamburger Polizei. In der Hansestadt zum Beispiel können Polizeianwärter zwischen einer Ausbildung wie bei Tim Eifler und einem Dualen Studium wählen. Zu Beginn der Ausbildung erhält ein 21-jähriger Polizeischüler der Schutzpolizei in Hamburg, ledig und kinderlos, 1043 Euro Nettogehalt. Das Einstiegsgehalt beträgt 2006 Euro netto.

Eine bestimmte Durchschnittsnote im Abschlusszeugnis brauchen Bewerber in Hamburg nicht. "Wir haben keinen NC, wir machen uns die Mühe und prüfen den Einzelfall", erklärt Berger. Auch eine Fünf in Mathe sei prinzipiell kein Ausschlusskriterium. Wegen gestiegener Anforderungen sollen laut Berger in Hamburg zukünftig mehr Ausbildungs- und Studienplätze entstehen. "Ab September werden die Einstellungszahlen auch bei der Bundespolizei für den mittleren und gehobenen Polizeivollzugsdienst erhöht", sagt Sprecherin Nicole Bellinghausen in Potsdam. Ein Kurswechsel: Seit der Jahrtausendwende waren laut der Gewerkschaft der Polizei (gdp) bundesweit 16.000 Stellen abgebaut worden.

(RP)
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