Studenten-Leben Die Bedienung weiß Bescheid

Es gibt Anzeichen, die sollte man einfach nicht missachten. Es kratzt im Hals, also ist eine Erkältung im Anmarsch. Es raucht, also brennt es. In der Semantik spricht man dann von Indizes. Das eine steht für das andere - eigentlich ganz einfach.

Studenten-Leben: Die Bedienung weiß Bescheid
Foto: dpa-tmn

Vor Kurzem musste ich aber feststellen, dass auch ich über genau solch einen Index verfüge. Er (oder besser gesagt sie) arbeitet in meinem Lieblings-Café als Verkäuferin. An dieser Stelle nennen wir sie der Kürze wegen einfach Anja.

 Unser Autor studiert an der Universität Düsseldorf.

Unser Autor studiert an der Universität Düsseldorf.

Foto: Gottfried Evers

Da das Café direkt auf dem Campus liegt, gehen hier täglich unzählige Studenten ein und aus. Große und kleine, dicke und dünne. Es gibt jene, die viel erzählen und sich nicht entscheiden können - und dann solche, die so kurz angebunden sind, dass nicht einmal eine Begrüßung über ihre Lippen kommt. Eigentlich zu viele Studenten, um sich auch nur ein Gesicht davon merken zu können. Auch für Anja, die einen Espresso nach dem nächsten Cappuccino serviert. Nun gehöre ich sicher nicht zu den gesprächigsten Studenten an der Café-Theke, hielt mich bisher auch eher für einen unauffälligen Kunden. Knapper Gruß, Latte macchiato bestellen, danken und rausgehen. So ging das in den vergangenen Wochen tagein, tagaus.

Schließlich war Ende des Semesters, und die Abschlussarbeit wollte in der Bibliothek recherchiert werden. Also einen Latte macchiato vor der Bibliothek, danach noch einen. Mitte der zweiten Woche war dann einer dieser Tage: Lange Schlange, zu viele Nicht-Entscheider und zu wenig kurz Angebundene vor mir. Da sieht mich Anja von Weitem, fragt über die Köpfe der anderen: "Latte zum Mitnehmen?" Ich nicke und bezahle. Typischer Index: Kennt die Bedienung deine Café-Vorlieben, warst du eindeutig zu oft in der Bibliothek.

(lukra)
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