Kolumne Sanierungsrate ist nicht real

"Die Sanierungsrate muss von jährlich ein auf zwei Prozent erhöht werden." Diese ursprünglich von der Bundesregierung formulierte Forderung wird seit Jahren von Politikern und Lobbyisten der Dämmstoff- und Heizungsindustrie wiederholt. Das Kuriose ist, dass alle Unterschiedliches damit meinen und entsprechende Prozentzahlen mit der Realität nichts zu tun haben.

 Kai H. Warnecke: Der Autor ist Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund Deutschland.

Kai H. Warnecke: Der Autor ist Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund Deutschland.

Foto: Die Hoffotografen

Das Ziel einer Verdoppelung der Sanierungsrate hat die Bundesregierung im Jahr 2010 im "Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung" festgeschrieben.

Grundlage war eine Studie des Instituts für Wohnen und Umwelt (IWU) und des Bremer Energie Instituts. In ihr wurde der energetische Zustand von 7500 Gebäuden ermittelt und aus vier Einzelmaßnahmen eine Gesamtmodernisierungsrate von knapp einem Prozent errechnet.

In die vielzitierte Sanierungsrate fand nur ein Teil der möglichen energetischen Sanierungsmaßnahmen Eingang. Die Erneuerung von Heizungsanlagen beispielsweise blieb komplett außen vor.

Trotz dieser gravierenden Mängel haben sich der Begriff Sanierungsrate und die Annahme, sie belaufe sich auf ein Prozent, völlig verselbständigt.

Die Ironie ist: Genau diejenigen politischen Verantwortlichen, die vor gut sechs Jahren die Forderung nach einer Verdoppelung der jährlichen Sanierungsrate in die Welt gesetzt hatten, haben sich mittlerweile still und heimlich von ihr verabschiedet.

So antwortete Florian Pronold, Staatssekretär im Bundesbauministerium, auf eine Anfrage der Grünen, dass es für den Begriff "Sanierungsrate" keine einheitliche Definition gebe.

Kai H. Warnecke Der Autor ist Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund Deutschland.

(RP)
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