Die wichtigsten Antworten Die Zukunft der Nachtspeicherheizung

Sie gelten als Auslaufmodell: Vor ein paar Jahren noch wollte der Staat Nachtspeicherheizungen abschaffen. Jetzt sollen sie in der Energiewende sogar Zukunftstechnik werden. Was heißt das für ihre Besitzer?

Fünf Tipps zum richtigen Heizen
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Foto: dpa, Friso Gentsch

Viele kennen Nachtspeicherheizungen noch aus Omas Wohnzimmer. Mittlerweile sind die Modelle allerdings verpönt - Strom für Nachtspeicherheizungen ist teuer und damit ihr Betrieb. Von 16 bis 20 Cent pro Kilowattstunde Stromkosten geht Birgit Holfert vom Verbraucherzentrale Bundesverband aus. Gas koste zum Vergleich zwischen fünf und 5,50 Cent. Zeitweise wollte die Bundesregierung die Nachtspeicheröfen daher abschaffen, aber dann wurde eine Vorgabe außer Kraft gesetzt. Denn die Geräte sollen wegen der je nach Wetter schwankenden Wind- und Solarstromproduktion als flexible Speicher fungieren, die überschüssigen Strom aufnehmen. Ein Überblick über den Stand der Dinge:

Was sind Nachtspeicherheizungen? Diese Öfen laden sich nachts mit Strom auf, Schamottsteine speichern die Wärme und geben sie tagsüber ab. Viele Jahrzehnte lang wurde dafür Strom genutzt, der nachts günstiger war. In den 1970er und 1980er Jahren galt diese Technik als zukunftsweisend, da Kraftwerke, die nachts nicht mal eben herunterfahren können, gleichmäßiger ausgelastet sein sollten. Die Technik wurde daher vom Staat gefördert. Aber 2007 wurden die Vergünstigungen für Anlagen gestrichen, die vor dem 1. April 1999 eingebaut worden waren. Dadurch stiegen die Kosten des Heizstroms.

Welche Vorteile bieten Nachtspeicherheizungen? Diese Öfen lassen sich dezentral steuern, nennen Experten einen Vorteil. Die Bewohner sind nicht auf eine einheitlich eingestellte Vorlauftemperatur angewiesen. Da die Wärme nicht über viele Räume hinweg in Leitungen transportiert wird, sind die Verteilverluste gering. Und weil der Ofen weder Kamin, Rohre, Brenner, Kessel, Tank oder Heizungsraum benötigt, macht die Installation wenig Aufwand, was die Anschaffungskosten senkt.

Muss ich meinen Ofen nun austauschen? Nein. Ein ab 2020 geplantes Verbot von Nachtspeicherheizungen hat der Bundestag 2013 wieder gekippt. Die Regelung war erst vier Jahre vorher aus Energiespar- und Klimaschutzgründen verfügt worden. Alle vor 1990 installierten Nachtspeicher sollten nur noch bis 2019 laufen dürfen und nach 1990 angeschlossene Geräte maximal 30 Jahre.

Aber dann kam das Umdenken. Große Energiekonzerne machten sich stark für eine Umrüstung der Nachspeicheröfen zu intelligenten, flexiblen Speichern. In Zeiten der Energiewende gibt es oft ein Überangebot, etwa bei Sonnenschein von den Solaranlagen oder bei starkem Wind aus den Windparks. Aufgerüstet mit moderner Regeltechnik könnten die Stromheizungen überschüssigen, billigen Strom aufnehmen, hieß es. Experten wie Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima sehen die Chance: "Möglicherweise können die Öfen so in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnen", erklärt er. "Der Gedanke, die Öfen als Speicher für Überkapazitäten zu nutzen, war letztlich ja immer schon da."

Wie soll das technisch funktionieren? Mithilfe von intelligenten digitalen Stromzählern können Verbraucher eines Tages auch am Tag unterschiedliche Stromtarife beziehen. Der Preis variiert, je nachdem, wie viel Strom gerade ins Netz eingespeist wird. Bei den neuen Tarifen könnte der Preis sinken, wenn die Strommenge im Netz hoch ist. Der Zähler im Haus registriert das. Intelligente Haustechnik komplettiert das Ganze - sie erkennt wiederum, wenn der Strom günstig ist und lädt die Heizung auf.

Das aktuelle Problem ist: "Nach meiner Beobachtung lassen sich die Öfen derzeit meist nur in einem bestimmten Zeitfenster anschalten", erklärt Wagnitz. Etwa nachts. Es gibt aber noch nicht die Möglichkeit, ihnen Signale zukommen zu lassen, dass sie zu einem spontanen Zeitpunkt anspringen, wenn das Stromnetz besser ausgelastet werden muss. Die dafür notwendige Technik der Stromversorger ist noch im Teststadium.

Ginge das denn mit meinem alten Nachtspeicherofen zu Hause? Die alten Geräte sind meist nicht regelbar, sagt Holfert. Sie könnten in der Zukunft nicht so aus der Ferne gesteuert werden, wie es für die Speicherung von Solar- und Windstrom benötig ist. Und daher könnten sie auch nicht auf starke Schwankungen im Stromnetz reagieren. Allerdings merken Branchenexperten an, dass ältere Geräte nachrüstbar sind - das sei aber "extrem teuer", schränkt Wagnitz ein. Und es gibt auch noch ein infrastrukturelles Problem: Die Verteilung der großen Strommengen auf die wenigen in Betrieb befindlichen Geräte und der damit verbundene Aufwand wären laut Holfert gar nicht sinnvoll umsetzbar.

Was ist die Alternative? "Den stabilisierenden Effekt, Überschussstrom aus dem Netz aufzunehmen, kann man mit Wärmepumpen und Wärmespeicher auch haben", erklärt Wagnitz. "Ich kann dann aber dreimal so viele Nutzer versorgen." Er sieht es als möglich an, neue Wärmepumpen eines Tages so umzurüsten, dass sie Stromüberschüsse so aufnehmen können wie von der Branche erdacht.

(RP)
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