Info Bei Auktionen nicht mitreißen lassen

Bei Zwangsversteigerungen hoffen viele auf ein Schnäppchen. Das klappt aber nur selten. Die Nachfrage ist einfach zu groß, außerdem birgt der Zustand des Objekts manchmal Unsicherheiten.

Immobilienauktionen sind keine Schnäppchenbörsen. "Denn niedrige Zinsen und eine hohe Nachfrage prägen aktuell den Markt", sagt Harm Voigts, Geschäftsführer von Wendeling Immobilen in Düsseldorf. Er hat verfolgt, wie das Angebot an Auktionen stetig geschrumpft ist: 2007 wurden deutschlandweit noch mehr als 55.000 Immobilien zwangsversteigert, 2014 waren es nur noch 31.000 Objekte, die unter den Hammer kamen.

Zwar lassen sich mitunter günstige Preise bei Auktionen erzielen, es lauern aber Unwägbarkeiten, die teuer werden können. Wer auf einer Zwangsversteigerung mitbietet, sollte sich deshalb gut vorbereiten. "Auf den Homepages der Amtsgerichte, aber auch in Amtsblättern und auf Internetseiten kann man sich über anstehende Auktionen informieren", erklärt Gerold Happ vom Eigentümerverband Haus & Grund. Neben der Objektbeschreibung und dem Verkehrswert enthält das Angebot in der Regel ein Wertgutachten. Oft sind Fotos und Grundrisse dabei, aber auch eine Beschreibung des Zustandes sowie Angaben, welche vorrangigen Rechte auf der Immobilie liegen. "Letztere sind besonders wichtig, denn Baulasten oder Hypotheken können den Wert entscheidend beeinflussen", erläutert Happ.

Liegt zum Beispiel ein Wohnrecht auf dem Grundstück, kann der Käufer selbst nicht dort einziehen. Oder es besteht ein Wegerecht - Fremde nutzen also das Grundstück zum Durchgang oder zur Durchfahrt. In solchen Fällen ist die Immobilie weit weniger wert. Wer das Haus später umbauen oder abreißen möchte, muss im Vorfeld abklären, was er auf dem Grund und Boden bauen darf.

Deshalb sollte man insbesondere bei der Wertermittlung des Objekts größte Sorgfalt walten lassen, rät Thomas Keilhäuber, Rechtspfleger beim Amtsgericht Düsseldorf. Er sagt, dass der Verkehrswert, der zwar gutachterlich ermittelt wird, allenfalls als grober Richtungwert nützlich ist. Der tatsächlich realisierte Marktpreis hänge von zahlreichen Faktoren ab. Zum Beispiel, welche Belastungen existieren und wie der Zustand des Objekts ist.

Gerade bei der letzten Frage ergeben sich oftmals Probleme, da bei einer Zwangsversteigerung kein Anspruch auf eine Besichtigung besteht. Häufig verweigern aktuelle Besitzer den Zugang zu Haus und Grundstück - im schlimmsten Fall kauft man die Katze im Sack. Abhilfe schafft möglicherweise ein Zwangsverwalter, sofern er denn eingesetzt wurde, die Gläubigerbank oder ein beauftragter Makler.

Wer ernsthaft an der Immobilie interessiert ist und keinen Zugang bekommt, ist gut beraten, mit einem unabhängigen Sachverständigen auf Besichtigungstour zu gehen. Der weiß aus Erfahrung, mit welchen typischen Schäden man bei Immobilien aus verschiedenen Bauepochen rechnen muss. Er kann auch abschätzen, was die Sanierung schließlich kosten wird. So lassen sich im Vorfeld Lage, Alter, Baustil und teils der Sanierungszustand erkennen - wichtige Informationen für Bieter.

Bei der Versteigerung von Eigentumswohnungen sind noch einige zusätzliche Dinge zu beachten - vor allem, wenn sie Teil einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) sind. "Mit dem Erwerb des Wohnungseigentums übernimmt der neue Eigentümer alle Rechte und Pflichten des Vorgängers", betont Gabriele Heinrich, Geschäftsführerin des Vereins Wohnen im Eigentum. Deshalb ist Einsicht in die Teilungserklärung und Gemeinschaftsordnung unerlässlich. Außerdem rät Heinrich, sich unbedingt die Beschluss-Sammlung der Eigentümerversammlung anzusehen. Denn an die Beschlüsse sind die neuen Eigentümer gebunden. In diesen Unterlagen finden sich grundlegende Informationen zum Kostenverteilungsschlüssel oder Verpflichtungen zur Sanierung des Gebäudes.

Im Raum Düsseldorf herrscht bei Zwangsversteigerungen regelmäßig großer Andrang. "Bei Angeboten in halbwegs passablen Lagen sind die Säle bei uns fast immer überfüllt", sagt Rechtspfleger Keilhäuber. Das Amtsgericht stellt für Termine regelmäßig den größten Sitzungssaal zur Verfügung. "50 Interessenten und mehr beim ersten Termin sind keine Seltenheit." Häufig erzielten Wohnobjekte in Düsseldorf Auktionsgebote, die deutlich über dem gutachterlich ermittelten Verkehrswert liegen. Man sollte sich deshalb auf keinen Fall mitreißen lassen. Wirkliche Schnäppchen machen nämlich die wenigsten.

(RP)
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