Radevormwald Bewohnbare Industriegeschichte

Radevormwald · Wo einst die Tuchindustrie florierte, entstehen heute individuelle Wohnungen unter Denkmalschutz. Insgesamt macht Andreas Caduff in Vogelsmühle 7500 Quadratmeter bewohnbar. Jedes Objekt lockt mindestens 20 Bewerber an die Wupper.

 Nicht nur in dieser Loft-Wohnung ist der Industriecharakter der ehemaligen Tuchfabrik erhalten geblieben.

Nicht nur in dieser Loft-Wohnung ist der Industriecharakter der ehemaligen Tuchfabrik erhalten geblieben.

Foto: Moll J¸rgen

RADEVORMWALD Vogelsmühle ist ein Stadtteil von Radevormwald. Dort im Tal fließt die Wupper ruhig vor sich hin, im Sommer fahren begeisterte Touristen die alten Bahngleise mit Draisinen ab. Und die alten Industriegebäude, die um 1860 gebaut wurden, verteidigen stolz ihren Platz. Eindrucksvoll stehen die alten, längst unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, an der Wupper. Manche liegen noch brach, andere werden mittlerweile als Museum der Tuchindustrie oder als Gewerbeflächen genutzt. Das Objekt, das Andreas Caduff im Jahr 2016 privat gekauft hat, hingegen entwickelt sich zu einem reizvollen Wohnquartier.

"Die Vogelsmühle", wie Andreas Caduff den Gebäuderiegel hinter dem Wuppermarkt nennt, beherbergt momentan 37 Wohnungen. 20 weitere sollen in den kommenden zwei Jahren folgen. Insgesamt schafft der Unternehmer und Fachmann für denkmalgeschützte Gebäude 7500 Quadratmeter Wohnfläche an der Wupper. Ihm gehört nicht nur das ehemalige Industriegebäude, sondern auch der Wuppermarkt, der die Nahversorgung der Bewohner sicher stellt.

 37 Wohnungen sind fertiggestellt, auf der noch nicht umgebauten Fläche sollen in den kommenden zwei Jahren 20 weitere Mieter einziehen können.

37 Wohnungen sind fertiggestellt, auf der noch nicht umgebauten Fläche sollen in den kommenden zwei Jahren 20 weitere Mieter einziehen können.

Foto: Moll Jürgen

Mit seiner Firma "Pro Bau" saniert Andreas Caduff das Industriegebäude, das ihn auf den ersten Blick faszinierte. "Hier entdeckt man immer etwas Neues. Diese Bausubstanz gibt es so kaum noch, und der Charme ist spürbar. Hier kann man großzügig wohnen", sagt Caduff. Mit den individuellen Wohnungen trifft er den Nerv der Zeit. Jede Wohnung, die in Vogelsmühle frei oder neu fertiggestellt wird, lockt mindestens 20 Bewerber an die Wupper. Zahlen, die Andreas Caduff eigentlich nur aus den Ballungsräumen kennt.

Hans Oberkinkhaus arbeitet seit 20 Jahren vor Ort und kennt das Industriegebäude wie seine Westentasche - bis auf regelmäßige Überraschungen. "Ich entdecke immer wieder neue Winkel, Räume und Details. Auch nach so langer Zeit", sagt er.

 Das 157 Jahre alte Industriegebäude hat Investor Andreas Caduff auf den ersten Blick fasziniert.

Das 157 Jahre alte Industriegebäude hat Investor Andreas Caduff auf den ersten Blick fasziniert.

Foto: Jürgen Moll

Bevor Andreas Caduff der neue Investor der Vogelsmühle wurde, waren dort bereits Wohnungen entstanden. Viele davon aber waren laienhaft und ohne ganzheitliches Konzept erreichtet worden. "Wir haben für das gesamte Haus eine Baugenehmigung eingeholt und die Grundrisse der Wohnungen neu geplant", sagt Caduff. Neben den hohen Decken, den großen Metallfenstern und den weitläufigen Treppenhäusern begeistert das Gebäude durch teilweise alten Holzboden, durch Gusssäulen, Kappendecken und den Industriecharakter, der immer noch zu spüren ist. Andreas Caduff will diese Kostbarkeiten bewahren und denkt auch außerhalb der Denkmalschutz-Verordnungen an den Charme des Hauses.

Dank hochwertiger Modernisierungsmaßnahmen, schnellen Internetanschlusses und der neuen Heizung, die Andreas Caduff für 200.000 Euro in der gesamten Vogelsmühle eingebaut hat, weckt das Haus das Interesse vieler Mieter, und zwar nicht nur aus Radevormwald. In den vergangenen Jahren sind Menschen aus Berlin und anderen Großstädten nach Vogelsmühle gezogen, weil sie begeistert von den Räumlichkeiten, den Mietpreisen und der Lage sind.

Die Wohnungen an der Wupper werden kreativ bewohnt, auch oft von Menschen, die ihr Büro in den eigenen vier Wänden einrichten. Kundenverkehr gibt es in Vogelsmühle aber kaum. "Die wohnwirtschaftliche Nutzung steht im Mittelpunkt. Ein Fitnessstudio oder eine Tanzschule würde ich hier nicht mehr erlauben. Trotzdem eignen sich die Wohnungen natürlich für Menschen, die etwas mehr Platz als der Durchschnitt brauchen", sagt Caduff.

Ein Herzstück des Gebäudes, das an der südlichen Seite abgegrenzt von den Wohnungen liegt, ist die ehemalige Turbinenhalle. Hier soll bald ein ehrenamtlich organisiertes Tanzcafé entstehen. "Wir werden hier einen alten Tanzboden einbauen und den Rahmen für einen Ort der Begegnung schaffen", sagt Caduff. Zugänglich ist die Turbinenhalle direkt von dem Parkplatz des Wuppermarktes - und er gibt den Anwohnern die Hoffnung, dass mehr Leben und Flair in Vogelsmühle entstehen.

Andreas Caduff hat nicht nur große Pläne für seine Wohnungen an der Wupper, sondern auch für den Wuppermarkt. Der ist architektonisch zwar nicht ganz so spannend, aber ein zentrales Thema der Wupperorte. Die Nahversorgung der Ortschaften ist laut Andreas Caduff allerdings gesichert. "Es wird weiterhin einen Supermarkt geben, außerdem planen wir eine Bäckerei und einen Baumarkt", sagt der Investor.

Durch seine ganzheitliche Planung hat er Vogelsmühle seit 2016 wieder zu einem attraktiven Wohnort und Industriegeschichte bewohnbar gemacht.

(RP)
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