Feiertage für Mineralölkonzerne ein Geschäft Spritpreise ziehen zu Ostern wieder an

Düsseldorf · Autofahren wird vor den Feiertagen erneut teurer. Verantwortlich dafür sind aber nicht nur die Ferien. Laut ADAC sind die Preisschwankungen im Tagesverlauf mittlerweile wesentlich stärker als der Ferien-Effekt.

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Foto: dpa, Franziska Koark

Wer in diesen Tagen zu einer Tankstelle fährt, der dürfte seine negativen Erwartungen bestätigt finden: Der Kraftstoff fürs Auto wird teurer, der Preis für eine Tankfüllung hat sich erhöht. War ja auch nicht anders zu erwarten zu Ferienbeginn, werden viele meinen. Das allerdings ist ein Trugschluss, mahnt der ADAC in seltener Einigkeit mit dem Mineralölwirtschaftsverband. "Die starke Nachfrage zu Ostern wird sich in leicht steigenden Preisen bemerkbar machen", sagt Jürgen Albrecht, Experte vom ADAC. "Die großen Sprünge bemerken wir bisher aber nicht."

Im bundesweiten Durchschnitt kostete ein Liter Super E10 zu Ferienbeginn 1,513 Euro, das waren 1,2 Cent mehr als in der Woche zuvor. Zu Jahresbeginn hatte der Preis noch bei 1,486 Euro gelegen. Trotzdem sind die Feiertage für die Mineralölkonzerne vor allem ein Geschäft. Martin Richter, Geschäftsführer des Portals "benzinpreis.de", rechnet mit einem österlichen Preisaufschlag von drei bis vier Cent gegenüber zwei Wochen vor oder nach Ostern. Alexander von Gersdorff, Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes MWV, wiegelt ab: "Bereits seit Mitte März sind die Einkaufskosten für Benzin gestiegen. Die Tankstellenpreise in Deutschland folgen diesem globalen Trend, ein Zusammenhang mit Ostern besteht nicht."

So teuer wie im Rekordjahr 2012 ist die Tankfüllung ohnehin noch nicht wieder geworden. Vor zwei Jahren lag der Preis für einen Liter Super E10 bei 1,656 Euro — der absolute Rekordwert. Im April 2013 kostete der Liter Super E10 noch immer 1,565 Euro — fünf Cent über dem aktuellen Niveau.

Der konstante Preis für das Fass Rohöl sowie der starke Euro sorgten ab Sommer 2013 für billigeren Kraftstoff. Der Preisanstieg seit Mitte März habe nun mit dem Produktpreis zu tun, den die Tankstellen an die Raffinerien bezahlen müssten und eins zu eins weitergeben, betont der Mineralölverband.

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Der Ferien-Effekt hingegen macht sich nach Berechnungen des ADAC gar nicht mehr so stark an der Zapfsäule bemerkbar wie noch vor wenigen Jahren. "Bis vor zwei Jahren gab es bei den Spritpreisen ein klares Wochenverlaufsmuster, wonach freitags der Preis stark angestiegen ist. Das war zu Ferienzeiten umso stärker ausgeprägt. Dieses Muster gibt es aber nicht mehr", sagt Jürgen Albrecht. Stattdessen, so der Experte, haben inzwischen die Schwankungen im Tagesverlauf erheblich zugenommen. Die Abweichungen vom Tagesdurchschnittspreis sind je nach Uhrzeit ganz erheblich. Die Preisspanne über den Tag macht inzwischen 8,3 Cent pro Liter aus. "Die Preisschwankungen im Tagesverlauf sind mittlerweile viel stärker als die im Wochenverlauf", sagt Albrecht.

Eine Ursache könnte die seit Dezember 2013 arbeitende Markttransparenzstelle des Bundeskartellamtes sein. Fast alle der knapp 14 500 deutschen Tankstellen müssen ihre Preise und jede Änderung dorthin melden. Das Kartellamt leitet diese weiter an Verbraucherinformationsdienste, und dort können Autofahrer sie über die zugelassenen Apps oder vom PC über das Internet abrufen. Die Folge: Preisveränderungen sind viel transparenter und schneller nachzuvollziehen, damit wächst der Druck von Konzernen und Tankstellen, auf ihre Konkurrenten zu reagieren.

Mehrere Millionen Autofahrer haben sich bereits eine oder mehrere der Apps heruntergeladen. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor. Eine Bewertung wollte das Bundeskartellamt noch nicht abgeben. ADAC-Experte Jürgen Albrecht sieht die Apps als ein Hilfsmittel für preisbewusste Autofahrer, mehr aber nicht: "Wir können keine Auswirkungen auf den Markt erkennen. Der Wettbewerb hat sich nicht verändert."

(RP)
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