Ratgeber Wechsel auf Winterreifen - was man jetzt wissen muss

Düsseldorf · Die Zeit für den Wechsel auf Winterreifen naht. Wenn der Pneu aus dem Vorjahr nicht mehr genug Profil hat oder generell zu halt geworden ist, muss ein neuer her. Worauf man beim Kauf achten sollte.

ADAC-Test 2016 - Winterreifen und Ganzjahresreifen im Vergleich
8 Bilder

ADAC-Test 2016 - Winterreifen und Ganzjahresreifen im Vergleich

8 Bilder
Foto: dpa, may

Die Zeit für den Wechsel auf Winterreifen naht. Wenn der Pneu aus dem Vorjahr nicht mehr genug Profil hat oder generell zu halt geworden ist, muss ein neuer her. Worauf man beim Kauf achten sollte.

Was Autofahrer wissen wollen: Rat & Tat, Tipps & Tricks
46 Bilder

Was Autofahrer wissen wollen

46 Bilder
Foto: Shutterstock.com/ Paolo Bona
  • Wann muss ich wechseln? Zur Orientierung wird meist die "O-bis-O"-Regel genutzt, nach der Winterreifen von Oktober bis Ostern ans Auto gehören. Eine gesetzliche Vorschrift gibt es nur insofern, als dass die Pneus bei winterlichen Straßenverhältnissen bereits aufgezogen sein müssen.
  • Wer also sicher gehen will, nicht vom Frost überrascht zu werden, vereinbart schon frühzeitig einen Werkstatt-Termin. Das ist auch im eigenen Interesse: Schon bei niedrigen Plus-Graden entwickeln Sommerreifen nicht mehr den maximalen Grip.
  • Wann brauche ich neue Reifen? Reifen sollten gewechselt werden, wenn sie älter als zehn Jahre oder zu stark abgefahren sind. Auch wenn der Gesetzgeber mindestens 1,6 Millimeter Restprofil fordern, empfehlen Experten, Winterreifen schon ab vier Millimetern oder nach sechs Jahren auszutauschen.
  • Häufig sind die Reifen auf den Antriebsrädern schneller runtergefahren als die auf der anderen Achse. Dann reicht es, nur diese zu wechseln. Idealerweise nimmt man wieder Pneus vom gleichen Typ, auch wenn Mischbereifung grundsätzlich erlaubt ist, solange man nicht Radial- und Diagonal-Reifen mixt. Da die Diagonal-Bauart jedoch nur noch für Oldtimer in Frage kommt, ist das ein eher theoretisches Problem.
  • Trotzdem ist eine Bereifung mit stark unterschiedlichen Pneus aber nicht zu empfehlen, da sich das Fahrverhalten verändern kann. Das frische Paar montiert man unabhängig von der Antriebsart auf der Hinterachse, da sie für die Fahrstabilität verantwortlich ist.
  • Wie erkenne ich die richtigen Reifen für den Winter? Für den Winter geeignete Pneus erkennt man an den auf der Flanke vermerkten Kürzeln. Die gesetzlichen Anforderungen erfüllt bereits das "M+S"-Logo, das auch Ganzjahresreifen tragen können.
  • Anspruchsvoller und heute bei ausgewiesenen Winterreifen weitgehend gängig ist jedoch das zusätzliche "Schneeflockensymbol" — ein Berg mit drei Gipfeln, in dem eine Schneeflocke abgebildet ist. Diese Reifen entsprechen dem strengen amerikanischen Industriestandard für Winterreifen.
Zehn Tipps für die kalte Jahreszeit
12 Bilder

Zehn Tipps für die kalte Jahreszeit

12 Bilder
Foto: dpa, crj fdt
  1. Tut es auch ein Ganzjahresreifen? Wenn der Pneu mindestens das "M+S"-Logo hat, darf er auch bei Eis und Schnee gefahren werden. Ganzjahresreifen sind ein Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen, schlagen sich bei jeder Jahreszeit ordentlich, sind aber nie spitze.
  2. Sie eignen sich beispielsweise für flache Gegenden mit milderem Klima und für Fahrzeuge, die vornehmlich in der gut geräumten Stadt genutzt werden. Vorteil ist die Zeit- und Geldersparnis, kann doch auf den zweimal jährlichen Wechsel verzichtet werden. Nachteil: Bei schneebedeckten Straßen kommen die Reifen deutlich schneller an ihre Grenzen als richtige Winterpneus.
  3. Welche Reifengrößen eignen sich für mein Auto? Besitzer eines alten "Fahrzeugscheins" finden die zulässigen Standard-Dimensionen dort unter den Ziffern 20 und 21 beziehungsweise 22 und 23. Zusätzliche Größen werden häufig im Feld 33 unter "Bemerkungen" aufgeführt.
  4. Komplizierter wird es, wenn beim eigenen Auto die 2005 eingeführte zweiteilige "Zulassungsbescheinigung Teil I" den Fahrzeugschein ersetzt. Dort ist nur noch die kleinste zulässige Größe angegeben. Die restlichen Dimensionen finden sich in der beim Neuwagenkauf mitgelieferten EU-Übereinstimmungserklärung (auch COC-Papier genannt). Die Liste ist allerdings nicht erschöpfend, je nach Achslast und Höchstgeschwindigkeit sind auch andere Dimensionen erlaubt.
  5. Hier fragt man am besten den Fachmann. Alternativ bieten die großen Reifenhersteller auf ihren Internetseiten Suchmaschinen an, die anhand der Fahrzeugdaten die passenden Pneus ermitteln.
  6. Welche der zulässigen Größen soll ich wählen? Meistens gilt: Je größer die Felgen und je breiter die Reifen, desto besser stehen sie dem Auto. Gleichzeitig steigt der Preis mit mehr Durchmesser und Aufstandsfläche stark an.
  7. Jenseits der Optik bieten breite Pneus aber noch weitere Vorteile: Zumindest auf trockener Fahrbahn bremsen sie besser. Und auch die Kurvenstabilität erhöht sich. Allerdings sind Breitreifen anfälliger für Aquaplaning und steigern den Verbrauch. Gleichzeitig bieten sie weniger Federungskomfort. Am Ende ist die Wahl also in erster Linie von Geschmack und Geldbeutel abhängig.
  8. Kaufe ich besser Premium- oder Billigreifen? Von ausgesprochenen Billigreifen, meist aus China importiert, ist in der Regel abzuraten. Bei Tests von Autoclubs und -zeitschriften schneiden sie immer besonders schlecht ab. Zu den Testsiegern zählen meist die Pneus der großen Premiummarken Continental, Michelin, Goodyear-Dunlop, Pirelli und Co.
  9. Wer weniger Geld ausgeben will, fährt mit Markenherstellern aus der zweiten Reihe aber nicht schlechter. Zudem haben viele Premiumhersteller preisgünstige Tochtermarken im Programm(Continental/Uniroyal oder Goodyear/Fulda), die nicht immer die allerneueste Technik, aber durchaus solide Kost bieten.
  10. Die letztendliche Wahl hängt auch vom eigenen Fahrprofil ab: Wer viel und gerne sportlich unterwegs ist, sollte nicht ausgerechnet beim Reifenkauf sparen. Wer nur gelegentlich in der Stadt unterwegs ist, braucht sicher nicht das neueste Hightech-Modell.
  11. Wann sind Reifen am billigsten? Wer auf den Cent schaut, kauft antizyklisch: Winterreifen im Sommer und Sommerreifen im Winter. Dabei muss man aber in der Regel mit Modellen aus dem Vorjahr Vorlieb nehmen, die neuesten Pneus gibt es erst zum Start der neuen Saison.
  12. Häufig wichtiger als der minimale Innovationsnachteil: Die Zusatzreifen müssen bis zum Wechsel irgendwo gelagert werden. Dafür braucht man einen geräumigen Keller, eine eigene Garage oder man lässt die Reifen (gegen Gebühr) bei seinem Händler.
  13. Wo kaufe ich meine Reifen? Reifen gibt es mittlerweile überall: im Autohaus, beim Reifenhändler, im Internet und im Baumarkt. Besonders günstig ist letztgenannte Quelle, allerdings finden sich dort häufig eben jene nicht empfehlenswerten Billigreifen aus China.
  14. Auch im Internet werden solche Problempneus gerne offeriert. Es gibt allerdings auch zahlreiche seriöse Spezialseiten für den Reifenkauf. Viele davon haben auch Werkstattpartner vor Ort, die die Montage übernehmen.
  15. Wer nur den nackten Reifen kauft, muss ihn nämlich noch von einem Fachmann auf die Felge ziehen und auswuchten lassen. Vermeintliche Billigangebote vom Baumarkt oder über Ebay relativieren sich dann schnell, denn der Monteur am Wohnort nimmt in solchen Fällen häufig höhere Preise, als wenn die Pneus bei ihm direkt gekauft werden.
  16. Auch an die Entsorgung der Altreifen sollte man beim Kauf denken; Fachbetriebe übernehmen das in der Regel für ihre Kunden.
  17. Kann ich meine neuen Winterreifen auch selbst montieren? Sind die Pneus auf Felgen gezogen, ist das möglich. Allerdings wird das bei neueren Pkw zunehmend schwierig, da diese häufig mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS oder TPMS) ausgerüstet sind. Seit November 2015 ist dieses bei Neuwagen sogar vorgeschrieben.
  18. Grundsätzlich kann man laut dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseurhandwerk (BRV) auch solche Räder zu Hause wechseln, zum Programmieren der Sensor-Einheiten und zum Resetten der Reifendaten wird aber in der Regel Spezialwerkzeug benötigt.
  19. Die Reifen sind gekauft, ausgewuchtet und montiert. Ist jetzt alles gut? Nicht ganz. Wer neue Reifen auf den Achsen hat, sollte diese zunächst vorsichtig einfahren. Nicht nur, weil sie möglicherweise etwas anders reagieren als die vorher verwendeten Exemplare, sondern auch, weil sie noch nicht den vollen Grip haben.
  20. Wenn Reifen aus dem Werk kommen, sind sie extrem glatt, da sie beim Vulkanisieren mit einem silikonähnlichen Trennmittel eingesprüht werden. Das sorgt dafür, dass die fertigen Pneus nicht an ihrer Form festkleben — führt aber auch zu vermindertem Halt auf Asphalt. Erst nach 200 bis 300 Kilometern ist die Beschichtung verschwunden, zudem wird die Reifenoberfläche leicht aufgeraut und greift dann besser.
(SP-X)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort