Geld sparen bei der Hauptuntersuchung Tüv-Mängel selbst finden und beheben

Düsseldorf · Wenn der Wagen zum Tüv rollt, sollte er technisch okay sein. Einen Check kann man vorab in der Werkstatt machen lassen. Erstaunlich: Autofahrer können vielen Mängeln an ihrem Fahrzeug auch selbst auf die Spur kommen - und manche sogar selbst beheben.

Tüv-Prüfung - Tipps für Autofahrer zur Vorbereitung
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Tüv-Prüfung - Tipps zur Vorbereitung

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Foto: dpa, loe

Auf Prüfungen sollte man sich gut vorbereiten. Das gilt auch für das Auto und dessen wichtigsten Check: die Kfz-Hauptuntersuchung (HU). Denn trotz steigender technischer Komplexität lassen sich viele Mängel vor dem Prüftermin auch vom Halter selbst beheben - oder zumindest entdecken, um doch noch vorher in die Werkstatt fahren zu können.

Natürlich lässt sich zum Beispiel der Fehlerspeicher über die On-Board-Diagnose-Schnittstelle nicht ohne Fachwissen und die entsprechenden Geräte auslesen. Auch sollte niemand die Hochvolt-Anschlüsse im Elektroauto auf ihre Funktion hin überprüfen.

Aber einen Scheibenwischer mit lockerer Gummilippe - bei der HU ein sicherheitsrelevanter Mangel - kann man ohne großen Aufwand nicht nur selber entdecken, sondern auch selbst reparieren, sagt Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE). "Und sind die Düsen verkalkt, hilft wahrscheinlich Druckluft - die gibt es bei manchen Waschanlagen."

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Augenfällig sind auch kaputte Blinker und weitere Mängel an der Beleuchtung. Ob zum Beispiel die Scheinwerfer verstellt sind, klärt ein einfacher Test: Sobald die Lichtkegel an einer Hauswand oder dem Garagentor nicht auf gleicher Höhe liegen, bestehe Handlungsbedarf, sagt Vincenzo Lucà vom Tüv Süd.

Weist ein Rückstrahler Beschädigungen auf, gilt dies in der HU als schwerer Mangel. Ist mehr als eine Leuchte pro Funktionsgruppe defekt, fällt man durch die Prüfung.

Mittlerweile sei es wieder etwas leichter geworden, Lämpchen am Auto selbst zu tauschen, sagt Hack. "Früher musste man ja zum Teil das halbe Auto zerlegen." Bei Xenon- oder LED-Licht müssten allerdings die Profis ran. Sind die Scheinwerfer verstellt, rät Lucà ebenfalls zur Fahrt in die Werkstatt.

Zu den einfachsten Vorkehrungen gehört, das Ablaufdatum des Verbandkasteninhalts zu checken und gegebenenfalls Ersatz zu besorgen - günstiger als in Apotheken gibt es den oft beim Discounter. "Es muss aber nicht der ganze Verbandskasten ausgetauscht werden, sondern nur das abgelaufene Material", sagt Hack. Fehlt der Kasten, stufen die Prüfer das als geringen Mangel ein.

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Ist das Warndreieck noch vorhanden? Auch darauf wird geschaut. Ebenso leicht zu identifizieren sind Schäden durch Steinschlag in der Frontscheibe, schlecht befestigte oder verdreckte Nummernschilder oder mancher Mangel an den Reifen. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Profiltiefe von 1,6 Millimetern, Experten raten aber zu mindestens 4 Millimetern.

Die Tiefe lässt sich einfach mit einer Ein-Euro-Münze ermitteln: Verschwindet der drei Millimeter breite goldfarbene Rand im Profil, sind die Reifen noch fit. Es sei denn, sie sind zu alt. Das Alter kann man über die sogenannte DOT-Nummer am Reifen herausfinden, sagt Hack.

"Es ist zwar kein Ausschlusskriterium, aber kann ein Hinweis sein, dass der Reifen unter anderem durch UV-Strahlung porös oder rissig geworden ist." Das wäre dann für die HU relevant. Auch die Batterie interessiert die Prüfer: "Es wird geschaut, ob sie sicher befestigt ist und die Abdeckung auf den Polen sitzt", sagt Lucà.

Eine Tüv-Checkliste führt weitere Punkte an. Dazu gehört die Erinnerung daran, beim Termin den Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I) vorzeigen zu können. Oder dass die Hupe genauso funktionieren sollte wie Heizungsgebläse oder Gurtschlösser.

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Foto: Shutterstock.com/ Paolo Bona

Betätigt man die Zündung, müssen alle Kontrollleuchten funktionieren. Leuchtet ein Warnlämpchen, empfiehlt sich vorab der Werkstattcheck - sonst muss man womöglich zur Wiedervorführung.

"Wenn die Lenkung Spiel hat, dann merken Sie das, können aber wenig dran ändern", nennt Hack ein anderes Beispiel, das die Reparatur vorab notwendig macht. Funktionieren Lenkradschloss und Tachometer? Auch den Stand der Bremsflüssigkeit könne man selbst prüfen, deren Wechsel müsse man als Laie dann aber der Werkstatt überlassen.

Bei der Handbremse ist laut Tüv wichtig, dass sie sicher einrastet und wieder leicht zu lösen ist. Vor allem bei Automatikautos wird sie seltener benutzt und kann "eingerostet" sein. Zieht man sie bei langsamer Rückwärtsfahrt und hebt sich das Auto dabei hinten ungleichmäßig an, liege wahrscheinlich ein Mangel vor.

Einfacher zu sehen ist, ob die Gummiauflage des Bremspedals noch intakt ist. Auch der Auspuff kann unter die Lupe genommen werden. Hält man ihn mit einem Lappen für maximal fünf Sekunden zu und ertönt dabei ein Pfeifen oder Zischen, kann er undicht sein, erklärt Hack.

Einen Fehler sollten Halter aber nicht begehen: "In die Werkstatt fahren und sagen: bitte einmal Tüv-fertig machen. Das ist ein Freifahrschein für die Werkstatt", sagt Hack.

Die Folge könne sein, dass mehr repariert wird, als für die HU notwendig sei - mit entsprechend höherer Rechnung. Hat der Halter keine Hinweise auf Mängel, rät Hack, umgekehrt vorzugehen: "Zum Termin fahren und mit dem Mängelbericht zur freien Werkstatt."

Einem weiteren Missverständnis sollten Halter nicht aufsitzen: Bei der HU geht es um sicherheits- und umweltrelevante Mängel. Doch darüber dürfen Halter die normale Wartung nicht vergessen, sagt Hack: "Zu niedriger Motorölstand beispielsweise ist nicht HU-relevant, der Motor leidet aber darunter und kann kaputtgehen."

Autos auf deutschen Straßen haben laut Tüv weniger erhebliche Mängel als früher. So betrug der Anteil der Autos mit solchen Mängeln im jüngsten Tüv-Report 19,7 Prozent - im Vorjahreszeitraum waren es noch 22,6 Prozent.

Der Katalog für die HU umfasst derzeit rund 4000 mögliche Mängel. Rund 10 Prozent davon sind geringe Mängel.

(dpa/csr)
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