Spur halten, einparken, bremsen Assistenzsysteme - wie die schlauen Helfer arbeiten

Düsseldorf · Elektronische Assistenzsysteme werden dank Sensoren, Kameras und höherer Rechenleistungen immer besser: Sie helfen beim Lenken, Bremsen oder Einparken und warnen den Fahrer, wenn er von der Spur abweicht. Wie die System helfen, erklären wir hier.

Assistenzsysteme im Auto - was sie leisten
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Assistenzsysteme gehören inzwischen zu den meisten Autos. Manche sind in der Serienausstattung enthalten, andere gibt es nur gegen Aufpreis. Die meisten machen dem Fahrer das Leben zwar leichter, entlassen ihn aber nicht aus der Verantwortung, meint Holger Ippen vom Fachmagazin "Auto Zeitung": "Assistenten geben eine Hilfestellung, allerdings übernehmen sie nicht die Arbeit des Fahrers".

Viele Autofahrer stünden modernen Assistenzsystemen zwar skeptisch gegenüber, weil sie eine Entmündigung fürchten. "Bei sehr vielen Unfällen jedoch ist immer noch menschliches Versagen die Ursache. Da können Assistenten sehr effektiv helfen und zur Sicherheit im Straßenverkehr beitragen", sagt Ippen.

Wie der Multikollisionsassistent, der inzwischen beispielsweise in allen aktuellen VW-Golf-Modellen Standard ist. "Er sorgt dafür, dass im Falle eines Unfalls das Auto nach rechts gelenkt und komplett abgebremst wird", erläutert Ippen. Dadurch ließen sich Folgekollisionen vermeiden.

Zu den wirksamsten Assistenzsystemen zählt der Notbremsassistent, der für Lkw ab acht Tonnen seit 2015 Pflicht ist. Er funktioniert je nach Ausführung per Kamera oder Radar und erkennt, wenn der Abstand zum Vordermann zu gering wird und ein Auffahrunfall droht.

Assistenzsysteme im Auto - hilfreich und sinnvoll
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"Diese Systeme sind sehr effektiv und werden laut einer ADAC-Studie heute bereits für über 85 Prozent aller Pkw-Modelle angeboten", sagt Julia Fohmann vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Nach DVR-Schätzung könnten damit 20 bis 40 Prozent der Pkw-zu-Pkw-Unfälle mit Personenschaden vermieden werden. Der Rat fordert eine Pflicht auch für Pkw, außerdem vergebe der europäische Crashtest Euro NCAP die maximalen Sterne nur noch an Modelle mit Notbremsassistent.

Ähnlich funktioniert der vollautomatische, radarbasierte Tempomat Adaptive Cruise Control (ACC). "Der ACC hält immer den richtigen Abstand zum Vordermann, bremst und beschleunigt also automatisch, wenn er auf eine bestimmte Geschwindigkeit eingestellt ist", erklärt Ippen. In Verbindung mit einer neuen Verkehrszeichenerkennung sorge das System zudem dafür, dass die maximal erlaubte Geschwindigkeit nicht ungewollt überschritten wird.

Bei ungünstigen Witterungsbedingungen gerät die Technik allerdings an ihre Grenzen. Der Mobilfunker Vodafone testet deshalb eine neue Technologie, bei der die Autos sich per Mobilfunk gegenseitig "warnen" können.

Assistenzsysteme im Auto nachrüsten - mal sinnvoll, mal nicht
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"Die Basis für V2X ist der Datenaustausch quasi in Echtzeit", erklärt Vodafone-Sprecher Tobias Krzossa. "Während Radarsensoren in ihrer Reichweite beschränkt sind, erfasst V2X Informationen von anderen Verkehrsteilnehmern noch in einem Radius von 300 Metern - unabhängig von Wind und Wetter." ACC könne damit sozusagen um die Ecke schauen.

Um mehr Komfort geht es beim Parkassistenten, der hilft, den Wagen in einem Zug einzuparken. Die notwendigen Informationen holt sich das System von Kameras sowie Ultraschall- und Radar-Sensoren, via Display erhält der Fahrer Anweisungen. "Das Lenken übernimmt das System, der Fahrer muss nur noch Gas geben und bremsen", erklärt Ippen. Bei ganz neuen Systemen und in Verbindung mit einem Automatikgetriebe erledigt der Parkassistent auch das.

Immer schlauer werden die Beleuchtungssysteme. Gab es früher nur Fern- und Abblendlicht, sorgt ein Lichtassistent heute nicht nur für das automatische, stufenlose Umschalten dazwischen, sondern erkennt zum Beispiel auch vorausfahrende und entgegenkommende Fahrzeuge und sorgt für die bestmögliche Ausleuchtung.

Systeme wie Radfahrer-Schutzassistenten machen das Öffnen der Fahrertür nur über einen Widerstand möglich, wenn über Sensoren oder Kameras ein Radfahrer erkannt wird.

Per Smartphone-App - so lassen sich Autos fernsteuern
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Für Fahrschulen ist die Zunahme an Assistenzsystemen allerdings eine Herausforderung. "Eigentlich müssten die Fahrschüler in den Assistenzsystemen extra unterrichtet werden", sagt Gerhard von Bressensdorf von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.

Das sei jedoch nicht vorgesehen, und viele wollten dafür keine Extrastunden nehmen. Hier fehle es an den gesetzlichen Vorgaben. Fahranfänger seien mitunter überfordert, wenn ein Assistenzsystem ausfällt oder beim eigenen Auto später nicht vorhanden ist.

Insgesamt greifen laut Ippen viele der modernen Assistenzsysteme ineinander. Manche nutzten die gleichen Sensoren und würden oft kombiniert angeboten. Zudem würden sie immer bezahlbarer: "Einzeln werden viele Assistenten für 400 bis 600 Euro angeboten, größere Pakete kosten oft zwischen 1200 und 1500 Euro."

Die Zahl der elektronischen Helfer steigt, doch nicht alle sind schon ausgereift. Müdigkeitsassistenten etwa folgen meist nur einem Algorithmus und merken sich, wie ein Autofahrer zu Beginn der Fahrt lenkt und beschleunigt", erklärt Ippen.

Autos der Zukunft - so könnten sie aussehen
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In Zukunft soll es aber auch ganze Zugangssysteme für Fahrzeuge geben, die anhand biometrischer Daten erkennen, ob eine Person für ein Auto "freigeschaltet" ist. Autodiebe werden es dann schwerer haben.

(csr)
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