GT Concept Opel entdeckt das Fliegen neu

Der Autobauer sieht sich nach guten Zahlen wieder in der Spur. Die Produktoffensive mit 29 neuen Modellen bis 2020 soll für weiteren Aufwind sorgen. Mit dem Sportwagen GT Concept blicken die Rüsselsheimer noch weiter in die Zukunft.

GT Concept: Opel entdeckt das Fliegen neu
Foto: Hersteller

Er hat eine superschlanke Taille und ist trotzdem athletisch gebaut. Es gibt keine Außenspiegel, keine Türgriffe, die Scheiben sind übergangslos in die Fahrzeugflanken integriert. Die Frontscheibe setzt sich in einem Panoramadach fort. Die roten Reifen vorne erinnern an die Räder von Rollschuhen. Das Innere ist so puristisch geformt wie die Karosserie: Die Sportsitze sind mit dem neuestem High-Tech-Strickstoff bezogen. Knöpfe sucht man im Innenraum vergeblich. Denn bedient wird der Hecktriebler - mit 1000 Kilogramm ein Leichtgewicht - nur per Spracheingabe und ein zentral angeordnetes Touchpad. "Das Auto lernt mich kennen und nicht ich das Auto", sagt Friedhelm Engler, Chefdesigner bei Opel.

Was sich nach Zukunftsmusik anhört und wie ein futuristisches "Batmobil" aussieht, ist die Sportwagenstudie Opel GT Concept. Die Neuauflage des Klassikers, der 1968 in Serie ging und mit dem Slogan "Nur Fliegen ist schöner" Firmengeschichte geschrieben hat, entstand im Design-Center in Rüsselsheim. Dort, wo vor 50 Jahren Eberhard Schnell die "Corvette des kleinen Mannes" entworfen hat. "Nachdem wir jahrelang nur Brot- und Butter-Autos zeichnen sollten, durften wir plötzlich einen Sportwagen auf die Beine stellen", erinnert sich der 88-jährige Pensionär. Wie lautet sein Urteil über den Nachfolger des GT? "Raffiniert einfach - ein Gute-Laune-Auto."

Dabei will das 100-köpfige Designteam den Entwurf nicht als Retrorenner verstanden wissen. "Eine Ikone wie den Ur-GT abzukupfern, ist gefährlich. Wir wollten ein Lebensgefühl schaffen, einen zukunftsweisenden Sportwagen, der für sportliches Fahren in der Stadt steht", erklärt Engler.

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, der seit drei Jahren im Turbo den angeschlagenen Autohersteller wieder auf Kurs bringt, macht sich persönlich als Werbefigur via Twitter für das GT-Comeback stark. Er betont: "Mit der Studie gehen wir den nächsten Schritt hin zu noch mehr Emotionen und Fahrvergnügen. Der GT Concept zeigt, wofür Opel inzwischen steht. Wir sind selbstbewusst, innovativ und wollen mit jedem neuen Auto mehr Kunden für die Marke begeistern." Dazu passt die groß angelegte Produktoffensive der Rüsselsheimer: Mit 29 neuen Modellen über alle Produktlinien - vom Insignia bis zum Mokka X - will Opel den Markt bis 2020 aufrollen.

Die lange kriselnde Marke mit dem Blitz ist wieder im Gespräch und gewinnt im schwierigen europäischen Automarkt an Boden, was sich auch in den aktuellen Zahlen niederschlägt: Die starke Nachfrage nach dem neuen Astra hat für den besten Jahresstart seit 2011 gesorgt. Im ersten Quartal wurden demnach europaweit mehr als 303.000 Fahrzeuge verkauft - ein Plus von fast 24.000 Fahrzeugen beziehungsweise acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit hat Opel erstmals seit einem halben Jahrzehnt in einem Auftaktquartal wieder die Marke von 300.000 verkauften Neufahrzeugen geknackt.

Die Europa-Tochter des US-Konzerns General Motors hat in den ersten drei Monaten zudem kaum noch Verlust gemacht. Opel beendete das Quartal mit einem operativen Verlust von 5,3 Millionen Euro. Das war das beste Quartalsergebnis seit dem Frühjahr 2011, als Opel letztmals einen Gewinn gemacht hatte. In den ersten drei Monaten 2015 hatte der Quartalsverlust noch 210 Millionen Euro betragen.

Nach jahrelangen Verlusten habe man sich nahe an die Gewinnschwelle herangearbeitet, so Neumann. Und General Motors will wieder investieren: Bis 2020 sollen am Stammsitz in Hessen rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Nach der Schließung des Bochumer Werks wird auf dem Gelände für 60 Millionen Euro ein Zentrum für die Ersatzteillogistik errichtet. Ab 2017 sollen sich dort 700 Mitarbeiter um die europäische Fahrzeug-Ersatzteilversorgung kümmern.

Opel-Chef Neumann und sein Marketing-Vorstand Tina Müller haben etwas geschafft, was 2013 kaum einer für möglich gehalten hat: Sie haben der Marke wieder ein Gesicht gegeben. Der Erfolg gibt ihnen recht. Bleibt nur noch die wichtige Frage, ob und wann der neue Opel GT gebaut wird? "Es gibt noch keine Entscheidung", sagt Chefdesigner Engler. Doch für alle Fälle hat er schon mal einen neuen Werbeslogan parat. Hat sich der Ur-GT mit dem Spruch "Nur Fliegen ist schöner" ins kollektive Gedächtnis gebrannt, könnte es in Zukunft heißen: "Schöner als Fliegen."

(RP)
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