Tradition 50 Jahre NSU Ro 80 - der Zeit voraus

Düsseldorf · 50 Jahre Ro 80: Mit futuristischer Formgebung, visionärem Kreiskolbenmotor und wegweisender Sicherheitstechnik faszinierte der bekannteste NSU Fachwelt und Autofans.

50 Jahre Ro 80 - der Zeit voraus
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Foto: Unternehmensarchiv der Audi AG

"Jahrhundert-Automobil", "Wankel-Wunderauto", "Ungewöhnlichstes Auto, das je zur Serienreife gebracht wurde", die Euphorie der Medien über den NSU Ro 80 kannte keine Grenzen. Die weltweit erste Serienlimousine mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor schien direkt aus der Zukunft zu kommen und wollte das Automobil neu erfinden.

Die Fachwelt sah den revolutionären 85 kW/115 PS starken Motor mit kreisenden Kolben als Antrieb der Zukunft und in der sogenannten Comotor-Kooperation mit Citroen wollte NSU die Erfindung des Ingenieurs Felix Wankel massentauglich machen.

Eine vergebliche Hoffnung, nur Mazda machte den Wankel zum Millionenseller. Vom Ro 80 blieb nach dem Produktionsende im Jahr 1977 das weit in die Zukunft strahlende Design und sein mittlerweile von Audi genutzter Werbeslogan "Vorsprung durch Technik".

Tradition: 50 Jahre NSU Wankel Spider
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Tradition: 50 Jahre NSU Wankel Spider

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Foto: SP-X/Audi Unternehmensarchiv Neckarsulm

Claus Luthe hatte die Karosserie des Ro 80 mit derart zeitlosem Schwung gezeichnet, dass sie sich bis ins 21. Jahrhundert nicht von der Zeit einholen ließ. Der Ro wurde via Vorderräder angetrieben und die damals noch außergewöhnliche Einzelradaufhängung rundum garantierte im Zusammenspiel mit dem gigantisch wirkenden Radstand von 2,86 Metern (mehr als die Langversion der S-Klasse) ein fast vollkommenes Fahrverhalten.

Der Kreiskolbenmotor entfaltete einen Klang, der nicht wenige Ro-80-Piloten an eine Turbine erinnerte.

Doch der neuartige Motor war weder völlig ausgereift, noch waren alle Wankel-Spezialisten in den NSU-Vertragswerkstätten ausreichend geschult. So plagten den NSU-Kreisläufer bis etwa 1970 anfällige Dichtleisten, verschmutzte Zündkerzen und manche Kleinigkeiten, die den Ruf nachhaltig ruinierten — vor allem aber den Hersteller viel Geld kosteten.

Kein Witz war es, dass sich Ro-Fahrer bei Begegnungen mit der Anzahl erhobener Finger die Zahl der Tauschmotoren signalisierten und sich einige wenige sogar Ford-V4 und V6 in ihren NSU einpflanzen ließen. Trotzdem: Wer einmal wirklich der Faszination des Wankelmotors erlegen war, hielt daran fest.

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Foto: autodrom Archiv/SP-X

Schließlich bietet der von NSU 1958 erstmals ins Laufen gebrachte Kreiskolbenmotor gegenüber konventionellen Hubkolbenaggregaten Vorteile, die noch heute überzeugen. Ersetzen doch rotierende Scheiben das Auf und Ab der Kolben mit dem Resultat außergewöhnlicher Laufruhe und minimaler Lärmemissionen.

Zudem wiegt der Rotarier etwa ein Drittel weniger, ist kompakter und lässt sich bei gleicher Leistungsstärke wirtschaftlicher produzieren. Doch als die Motoren des NSU Ro 80 endlich standfest für sechsstellige Kilometerleistungen waren, kam Ende 1973 die erste Ölkrise. Ein Ereignis, das die bereits bekannte Achillesferse der Kreiskolben-Kultur, den hohen Verbrauch, endgültig entlarvte und alle Wankel ins Abseits stellte.

NSU befand sich damals bereits vier Jahre in der Hand des VW-Konzerns, der die finanziellen Mittel für den Fortgang der Ro-80-Produktion sicherte. Dafür fehlte es nun an Entschlossenheit, neue Wankel in Serie gehen zu lassen, weshalb ein bereits fertiger Dreischeiben-Motor mit 170 PS auf Eis gelegt wurde.

Dabei war längst klar, dass die Zeit nicht reif war für diesen Futuristen, der mangels Nachfrage schon seit 1970 auf den selben Bändern wie der konventionelle Audi 100 gebaut wurde.

(csr)
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